Zur Einführung

Zu Beginn des Schuljahres 2008/09 trat der Archivverein Zella-Mehlis e.V. an die Lehrerin Marion Engelmann vom Heinrich-Ehrhardt-Gymnasium mit dem Wunsch heran, eine Übersicht zu Schulen in Zella-Mehlis zu erstellen.
Soweit es die Zeit neben dem Unterricht erlaubte, gingen nun die Schüler an die Arbeit. Dazu wurde im Archiv „gewühlt“, einschlägige Literatur durchgesehen, Informationen im Stadtmuseum gesammelt, Zella-Mehliser Bürger befragt usw.
Die recherchierten Schulstandorte wurden im Stadtgebiet lokalisiert und von den Schülern mit reichlich Laufarbeit aufgesucht und zum Tag der offenen Tür im Februar 2009 die Ergebnisse präsentiert.
Seit 2008 besteht seitens des Archivvereins und des Geschichts- und Museumsvereins die Absicht, eine Ausstellung im Rathaus aus Anlass des 90. Jahrestages des Zusammenschlusses von Zella St.Blasii und Mehlis am 1. April 2009 zu präsentieren. Da bot es sich an, die von den Schülern zusammengestellten Materialien mit Unterstützung des Geschichts- und Museumsvereins öffentlich zu präsentieren. Im Ergebnis entstanden die Informationstafeln zu Schulen in Zella-Mehlis. Das Datenmaterial wurde im Wesentlichen so übernommen, wie es von den Schülern recherchiert wurde, hier und da behutsam ergänzt und überarbeitet. Die Informationen sind in ihrer Qualität und Vollständigkeit natürlich nicht frei von Lücken. Das wissen wir, und wir wissen auch, dass in der historischen Forschung kaum Vollständigkeit zu erreichen ist, dennoch möchten wir mit der Präsentation jungen Menschen Mut machen, sich mit der Geschichte ihrer Heimat auseinander zu setzen.

Was war eine allgemein bildende Polytechnische Oberschule?

Die Polytechnische Oberschule (zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule, Abkürzung: POS) war die allgemeine Schulform im Schulsystem der DDR und umfasste zehn Klassen.
Nach der Einschulung waren die Schüler in der Unterstufe. Neben Deutsch und Mathematik wurde in den Fächern Schulgarten, Werken, Heimatkunde, Zeichnen, Musik und Sport unterrichtet.
Als fakultatives Unterrichtsfach wurde an manchen Schulen in der dritten und vierten Klasse Nadelarbeit angeboten.
Kinder der Unterstufe besuchten den Hort, den es an jeder Schule gab und der die Hauptform der Nachmittagsbetreuung für Schulkinder in der DDR war.
Der Lehrplan umfasste ab der 5. Klasse nun Deutsch, Mathematik, Biologie, Geografie, Geschichte, Kunsterziehung, Werkunterricht, Musik und Sport. Für alle Schüler verbindlich war Russisch als erste Fremdsprache.
Ab der 6. Klasse kam das Fach Physik dazu. Ab der 7. Klasse wurden auch Chemie und Staatsbürgerkunde unterrichtet, zusätzlich konnte eine weitere Fremdsprache gewählt werden. Die meisten Schulen boten Englisch an, einige Schulen auch Französisch oder sehr selten auch Spanisch.
Ab der 7. Klasse wurde der Werkunterricht ersetzt durch Produktive Arbeit (PA), Einführung in die sozialistische Produktion (ESP, in Bereiche wie Konstruktion, Mechanik, Elektronik und Mikroelektronik) und Technisches Zeichnen (TZ) in der 7. und 8. Klasse) und seit den späten 1980er Jahren Informatikunterricht, bei dem Grundkenntnisse in der BASIC-Programmierung vermittelt wurden. Die Gestaltung des PA-Unterrichtes variierte je nach den örtlichen Gegebenheiten stark.
Er fand in landwirtschaftlichen oder Industriebetrieben im Umfeld der Schule statt und konnte eine Fortführung des Werkunterrichts in einer Lehrwerkstatt oder - in der Regel ab der 9. Klasse - auch ein Einsatz in der realen Produktion sein.
Ab 9. Klasse wurde seit 1978 das obligatorische, aber nicht benotete Fach Wehrunterricht und Zivilverteidigung - meist als Blockunterricht - gelehrt.
In der 10. Klasse gab es außerdem das Unterrichtsfach Astronomie. Kunsterziehung war bis zur 9. Klasse auf der Stundentafel enthalten.
In der 10. Klasse legten die Schüler/innen innerhalb einer Woche eine zentrale schriftliche Abschlussprüfung ab. Diese bestand aus vier schriftlichen Prüfungen in den Fächern:

Außerdem mussten die Schüler auch eine Sportprüfung absolvieren.
Die Zahl der späteren mündlichen Prüfungen lag in der Regel bei zwei bis fünf und wurde von der Prüfungskommission der Schule festgelegt. Mindestens zwei mündliche Prüfungen waren obligatorisch.

Das Abschlusszeugnis enthielt neben den Einzelnoten in den Fächern ein Gesamtprädikat (Mit Auszeichnung, Sehr Gut, Gut, Befriedigend, Genügend und Ungenügend), das sich aus dem Notendurchschnitt ergab.
Der Abschluss der 10. Klasse berechtigte zur Aufnahme einer qualifizierten Ausbildung zum Facharbeiter und einem Studium an einer Fach-schule. (Krankenschwester, Unterstufenlehrer und Krippen- bzw. Kindergartenerzieher waren ab den 1970er Jahren Fachschulausbildungen.)
Wer die Lernziele nicht erreichte oder frühzeitig in das Berufsleben einsteigen wollte, konnte bis in 1970er Jahre mit dem Abschluss der 8. Klasse ausscheiden, was allerdings die Lehrzeit um ein Jahr verlängerte. In den späteren Jahren war das vorzeitige Beenden der POS nach der achten oder seltener nach der neunten Klasse auf Antrag der Eltern und Zustimmung der Schule ebenfalls möglich, wurde aber nur selten praktiziert.
Der Staat garantierte die Zuteilung eines Ausbildungsplatzes für jeden Schulabgänger. Ein Abschlusszeugnis der POS wird heute in der Regel als dem Realschulabschluss gleichwertig anerkannt.

Schüler, die das Abitur ablegen wollten, wechselten in der Regel nach der 8. Klasse (später war das auch nach der 10. Klasse möglich) an die Erweiterte Oberschule (EOS). Alternativ dazu gab es in der DDR die Berufsausbildung mit Abitur.
Standorte der Schulen
Die Karte zeigt die von den Schülern in Zella-Mehlis festgestellten Standorte von ehemaligen und aktuellen Bildungseinrichtungen.

 

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