Sehr geehrte Vereinsmitglieder!
Der Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e. V. beging im Jahr 2002 sein 10-jähriges Bestehen. Dies war Anlass zu manch positivem Resümee, zum Feiern und für vielerlei recht unterschiedlichen Rückblicken auf die Vereinstätigkeit. Es liegt in der Natur der Sache, dass es vor allem positive Rückblicke mit Stolz auf Erreichtes und Geleistetes waren. Dies ist auch gut und richtig so. Jetzt ist es an der Zeit, wieder in die Zukunft zu blicken und dabei auch den gegenwärtigen Zustand des Vereins zu beleuchten, die Frage nach Erreichtem und Möglichem sowie dem Zweck unseres Vereins zu stellen.
Natürlich, der Vereinszweck ist in der Satzung formuliert, jeder kann ihn nachlesen. Aber sagen diese zwei Sätze tatsächlich alles aus, was die Mitglieder mit diesem Verein "bezwecken". Wir haben zur Vereinsgründung bereits versucht, den Vereinszweck in wenigen Worten möglichst weit zu fassen, um alle unsere Anliegen darin unterzubringen. Trotzdem, wenn man doch noch mal den Blick zurück wagt und einige der Vereinstätigkeiten betrachtet, so finden diese sich kaum in den Satzungsinhalten wieder oder nur mit sehr viel freier Interpretation. Aber weder Vereinsmitgliedern noch Außenstehenden kam es je in den Sinn, die Rhöntropfengrotte oder die Waffelschmiede oder irgend eine andere unserer Aktionen als nicht vereinsgerechte Tätigkeiten abzulehnen. Im Gegenteil, das meiste was wir bisher als Verein taten, fand unabhängig von seiner vollständigen Satzungskonformität große Zustimmung.
Immer wieder zeigte sich in der Vergangenheit und zeigt sich in der Gegenwart, dass viele Vereinsmitglieder auch lokale Themen innerhalb des Vereins ins Gespräch bringen, welche zunächst scheinbar nichts mit unserem eigentlichen Anliegen zu tun haben. Das waren und sind Themen wie die zur Gebietsreform drohende Eingemeindung von Zella-Mehlis nach Suhl, der Bau einer Müllverbrennungsanlage im Erholungsort Zella-Mehlis, die geplante Schließung von Gymnasium und Krankenhaus in Zella-Mehlis oder auch die Bezeichnung der in Zella-Mehlis liegenden Autobahnabfahrten mit den Namen anderer Ortschaften. Sprechen wir zu unseren Vereinstreffen dann über solche Fragen, ist auffällig, dass bei der überwiegenden Anzahl dieser Mitglieder bei den unterschiedlichen lokalen Themen gleiche Auffassungen vorzufinden sind.
Im Mittelpunkt steht immer unsere Heimatstadt, der Erhalt ihrer Attraktivität, die Fortschreibung der Traditionen und all dessen, was die Menschen in Vergangenheit und Gegenwart hier geleistet haben und leisten. Hier entdeckt man ein Selbstverständnis bei einer Vielzahl unserer Mitglieder. Man ist stolz auf die Heimat und ihre Geschichte. Diese Liebe zur Heimat, zur Stadt Zella-Mehlis ,die Identifizierung mit dieser Stadt, ihrer Geschichte und den Leistungen ihrer Bewohner über die Jahrhunderte bis heute ist auch ein wesentlicher Grund für das Engagement der Mitglieder im Verein.
So werden plötzlich auch scheinbar "vereinsfremde" Anliegen zu Tätigkeitsfeldern des Vereins bzw. seiner Mitglieder. So kann man vielleicht sagen, dass auch unser Verein mit seinen ureigensten Anliegen nur Mittel zum Zweck für die Verwirklichung vieler, auf gleichen Werten basierenden individuellen Auffassungen ist. Selbstverständlich ist die vorhandene emotionale Bindung an Zella-Mehlis nicht Voraussetzung, um in unserem Geschichts- und Museumsverein Mitglied zu sein.
Es gibt viele Interessen beim Sammeln, bei der historischen Forschung, bei der Familiengeschichtsforschung oder einfach nur Geschichtsinteresse, bei welchen man auch mit den Orten Mehlis und Zella in Berührung kommt. Der Verein will und soll Sammel- und Anlaufpunkt für alle sein, die historisch oder museal an Zella-Mehlis interessiert sind. Bei manch Einem der auf diesem Wege an die Geschichte von Zella-Mehlis gekommen ist, hat sich auch schon so etwas wie eine kleine "Liebe" zur Stadt eingestellt. Am Satzungszweck allein können wir unseren "Status quo" also kaum fest machen und dies erscheint mir auch gar nicht nötig.
Natürlich wollen alle Mitglieder des Vereins unsere eigentlichen Ziele, das Erforschen und Publizieren von Geschichte, das Sammeln, Bewahren und Darstellen von Sachzeugen unserer Geschichte, den Erhalt von Denkmälern u. a. m. unterstützen. Nicht zuletzt geht es dabei aber oftmals noch um viel mehr, eben um den Erhalt der Werte, welche uns gemeinsam sind. Auf dieser Basis sollten wir auch in der Zukunft unsere Vereinsarbeit weiterführen und das Vereinsleben gestalten. Dabei sind die Ideen und Vorstellungen jedes unserer Mitglieder gefragt, egal ob zu einem gerade anstehenden Thema im Museum oder der Stadtgeschichte oder einem "entfernteren" Thema, welches aber diese unsere Werte berührt. Wenn es uns dann noch gelingt, diesen eigenen Antrieb für unser Handeln auch unserer Jugend zu vermitteln, haben wir wahrscheinlich das Wichtigste unserer Vereinsanliegen erreicht.
Meiner Ansicht nach ist es dabei nicht von vordergründiger Bedeutung, ob dies nun mit exakt satzungskonformen Tätigkeiten des Vereins gelingt oder mit Themen des Tagesgeschehens. Versuchen wir, ein bisschen Stolz auf die Vergangenheit in dem Bewusstsein unserer Jugend und Identifikation mit der Heimat und den Menschen hier in den Herzen der Jugend zu verwurzeln. In diesem Sinne möchte ich alle Vereinsmitglieder anregen, ihre eigenen Gedanken und Vorstellungen immer wieder im Verein einzubringen und hoffe auf zahlreiche Teilnahme an allen in diesem Museumskurier aufgeführten Terminen sowie zu unseren wöchentlichen Treffen montags in der Beschussanstalt.
Holger Wilhelm Vereinsvorsitzender
1. Der Köhler
Die neuzeitlich veränderte Forstwirtschaft hat nicht nur unseren Wald im äußeren Ansehen umgewandelt; auch einer Anzahl von Industrien und Gewerben wurde durch den Umschwung der neuen Kultur der Lebensnerv durchschnitten. Seit dem Ausgang des Mittelalters erhoben sich die Essen der Gießhütten, Kupfer- und Eisenhämmer und der Pochwerke längs des Gebirgsfußes, an den rauschenden Waldbächen wie in den gewerbefleißigen Städtchen. Ihre Existenz war gegründet auf die ausgedehnten Holz- und Kohleprivilegien, und mit der Unmöglichkeit, diese fernerhin zu gewähren, mußten die Hochöfen erlöschen, unzählige Waldbewohner zu anderen Arbeitszweigen greifen oder ihre Kunstfertigkeit in ferne Gegenden tragen.
Aufs engste verwachsen mit der Stahl- und Eisenindustrie, besonders auch mit der weitverbreiteten, hochangesehenen Kunst der Schmiede, war das Köhlergewerbe, das heutzutage nur in kümmerlichen Resten an vereinzelten Stellen unseres Waldes ein halbvergessenes Dasein fristet. Der aufmerksame Wanderer findet aber allenthalben von Berg zu Berg die Spuren der vielhundertjährigen "schwarzen Kunst" in den kreisrunden, verrasten Meilerstätten, die, wo sie von einem neuangelegten Weg durchschnitten werden, fußtief mit Kohlenresten durchsetzten Boden zu Tage treten lassen.
Wie jedes andere Handwerk, war auch das der Köhler Zunftgesetzen unterworfen; der Meister befehligte eine Anzahl Knechte und Lehrburschen. Es gab Meilerköhler und Licht- oder Grubenköhler. Erstere schichteten die Scheite, Stöcke oder Knüppel zu abgestumpften Kegeln nach uralt erprobten Kunstregeln auf, belegten sie mit Rasenstücken und zündeten sie dann an. Die Lichtköhler verarbeiteten die "Afterschläge": die Holzabfälle, Reisig, faule Strünke und erzielten dadurch nur minderwertige Kohlen. Auch jene erhielten nicht das beste Holz, sondern, wie eine alte Weidwerks-Ordnung (1642) vorschreibt: "alte gefallene, ungesunde, wandelbare, kurze, krumme, struppige und knorrige Bäume, Windfälle und was auf dem Stamme austrocknet und nicht mehr fortwachsen kann."
Das Köhlerhandwerk betrieben viele Meister auf eigene Rechnung; sie ließen sich von den Forstbeamten Windbrüche oder auch grünes Holz ackerweis übergeben und arbeiteten es während des Sommers mit ihren Leuten auf. Doch wird von jeher in den Akten darüber geklagt, daß sie sich oft genug "eigenen Gefallens" den Ort und das Material zur Arbeit aussuchten. Die Hammerwerke, Hochöfen, die großen Schmiedewerkstätten in Suhl, Zella, Mehlis, Oberhof usw. hatten alle ihre Privilegien, laut deren sie eine bestimmte Anzahl Köhler zu ihrem Nutzen in die Wälder einlegen durften.
Endlich waren noch sogenannte "herrschaftliche Köhler" angestellt, die unter Aufsicht der Forstknechte für die fürstlichen Hämmer und Werke, wie auch für den Gebrauch der herrschaftlichen "Häuser" (Burgen und Schlösser) arbeiten mußten. Diesen allen wurde bei ihrer Verpflichtung der Köhler Eid aufgelegt:
"Köhler Eyett:
Wohl kein Walddorf war ohne Köhler; in vielen Ortschaften hatten sie ganze Gassen inne. Besonders zahlreich wohnten sie in den Dörfern am Fuß des Schwarz-Wald, in Frankenhain, Crawinkel, Tambach; auch weiterhin in Kleinschmalkalden, Friedrichroda, Winterstein. Wegen verschiedener "Irrungen" zwischen den Ämtern Reinhardsbrunn und Tenneberg wurden die Köhler einmal im 16. Jahrhundert "ausgetrieben". Nach wiederholtem "unterthänigem Ansuchen" erlaubte man endlich, daß im Amt Reinhardsbrunn sich wieder drei Meister niederlassen durften, einer für das Gießwerk Reinhardsbrunn, und zwei für die herrschaftliche Schmiede, "damit also den Schmieden hinfürder, wie bishero geschehn, nit eigen Kohlholz gelassen werden dürfe."
In der endlos weiten, grünen Waldwildnis am Oberhof dampften zur Sommerszeit allerwärts Meiler und Gruben, die großenteils für die Waffenschmiede am südlichen Gebirgsfuß schafften. Bald stellte sich Holzmangel ein, und auch hier mußte der Verbrauch beschränkt werden. Jedem Hammer wurden nur drei Meister und drei Knechte zugestanden: zwei für das weiche, einer für das harte Holz; für den Winter gar nur ein einziger. Aber auch anderwärts nahm man mit Schrecken wahr, daß bei dem "unpfleglichen" Verfahren bald allenthalben Not um Holz und Kohlen eintreten müßte.
Daher verbot der Forstmeister den Köhlern, ihre Waren ins Hennebergische auszuführen. Doch die Aussicht auf den reichlicheren Verdienst bewog nach wie vor die Leute, heimlich Karren auf Karren nach Schmalkalden zu fahren. Dabei wurden etliche ertappt, und da sie solches nicht lassen wollten, in den Narren Koben (d. i. das enge Gelaß, das den unglücklichen Irren in jener Zeit als Aufenthaltsort dienen mußte) gesperrt (1590). Hier blieben die schwarzen Männer, bis sie sich verbürgten, 4 fl. Strafgeld zu erlegen. Wieder in Freiheit gesetzt, gaben sie sofort ihre mitschuldigen Genossen an, so daß sämtliche Schmuggler in Strafe fielen. Die Köhler standen ehemals nicht eben im Ruf der Ehrlichkeit; sie hatten dies übrigens mit den meisten Vertretern der grünen Farbe gemein. Vom niedrigen Holzhauer bis hinauf zum "Oberaufseher der Gehölze" suchte jeder seinen eigenen Profit, und ein Arbeiten für den "gemeinen Nutzen" war der damaligen Zeit überhaupt fremd.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts waren besonders große Unordnungen im Köhlergewerbe eingerissen. Manche lieferten aus einem Schock Malter-Holz kaum 20 bis 24 Karren Kohlen, wenige ein paar Karren darüber. Um eine gewisse Übersicht zu erhalten, sollte deshalb unter zuverlässiger Aufsicht ein Probekohlen veranstaltet werden. Dazu ersah man zwei Köhler aus Catterfeld: Sebastian Marx und Joh. Georg Metz. Sie erhielten an der Birkheide (Georgenthaler Forst) drei Schock Malter-Holz, welches genau zugemessen wurde; auch das Kohlengemäß prüfte man sorgfältig. Ein Kammeringenieur blieb Tag und Nacht beim Meiler. Überraschend war das Ergebnis der streng durchgeführten Kontrolle: "aus drei Schock tännen Holz und 30 Malter Afterschlag wurden 141 Karren, 5 Stutz auf der Kohlstätte ausgemessen und hiernach auf ein Schock Malter gut Holz 40 Karren, 5 Stutz Kohlen und aus 30 Malter Afterschlag an die 20 Karren gewährt worden", also fast das doppelte der bisherigen Lieferung! Um die so drastisch erwiesene notwendige Aufsicht durchzuführen, ernannte man von nun an zwei Oberköhler, einen für das Amt Schwarzwald (Sebastian Marx) und einen zweiten (Hans Metz) für die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn und Georgenthal. Auch wurde gefordert, daß künftighin aus jedem Schock Malter mindestens 30 Karren Kohlen zu liefern seien. Wie lange das strenge Regiment dauerte, ob es den damaligen Forstmeister überlebte davon erzählen die Akten nichts. Aber noch bis weit in unser Jahrhundert durchzog allsommerlich in den oberen Bergen der eigentümlich streng duftende Meilergeruch die würzige Waldluft. Heute sind die Meiler zu zählen, die in weiten Abständen die zarte graublaue Rauchsäule aufsteigen lassen.
Doch der wohl Jahrtausende alte Aufbau von Hütte und Meiler ist derselbe geblieben, und auch auf die Köhler hat die Neuzeit wenig Einfluß gehabt. Ernst und schweigsam wie der dunkle Fichtenwald selbst, so tritt uns der graubärtige, durch alle Witterungsverhältnisse selbst verwitterte Meister entgegen. Mürrisch, mißtrauisch und einsilbig lautet seine Entgegnung auf unsere Fragen; aber allmählich, durch freundliche Worte, auch mit Hilfe eines kräftigen Schluckes aus unserer Feldflasche weicht fein menschenscheues Wesen gesprächiger Zutraulichkeit, und während seine Gehilfen, kräftigschlanke Wäldler, ihn am Meiler vertreten, berichtet er uns über sein Leben und Treiben und das seiner Vorgänger. Wie ein grünes Laubzelt umschließt uns die Hütte.
Vier entrindete Bäumchen wurden in die Erde gerammt, an ihrem oberen, gabelförmigen Ende mit "Wieder" (Weidenruten) zusammengebunden und drei der spitzwinkeligen Seiten dicht mit Zweigen und Reisig verkleidet. Die letzte Seite bleibt als Tür offen und wird mit einem vorspringenden Schutzdach verfemen, das aus zwei in die Grundpfeiler eingefügte und durch Querhölzer gestützte Aststücken besteht. Dieses Dach ist mit Rasenstücken bedeckt, über die gleichfalls Reisig befestigt wurde. Einfache, aus Reisig geflochtene Bänke, die auf niedrigen Holzklötzen ruhen, laufen längs der Wände; im Hintergrund ist das schlichte Reisiglager der Köhler errichtet. Aus einigen Steinblöcken bauten sie den Herd, auf dem sie ihre "Schippensuppe" kochen.
Abwechslung in der Kost gibt's wenig: hartes Brot, Käse, Speck, ein Schluck Branntwein, das ist der Küchenzettel von Woche zu Woche. Und doch wissen die rußigen Gesellen einen Leckerbissen zu bereiten, der manchen verwöhnten Städter anlockt, das ist der "Köhlerbeben", am Meiler geröstete Brotschnitte, die mit frischer Butter durchtränkt werden. Weit mehr Sorgfalt, Nachdenken und Kunstfertigkeit wie die einfache Wohnhütte erfordert der Aufbau des Meilers, hier kann sich der Köhler wirklich als Meister erweisen. Nachdem ein wohlgelegener, für Zu- und Abfuhr bequemer Ort, in der Nähe einer Quelle, ausgesucht ist, wird die Kohlstätte kreisrund abgegrenzt und geebnet. Das Wichtigste und Schwierigste beim Richten des Meilers bleibt das Aussparen der Luftkanäle zum Regulieren der Hitze. Im Mittelpunkt von oben nach unten wird eine Luftröhre dadurch angelegt, daß man zwischen zwei Pfählen halbverbrannte Stücken Kohle aufschichtet und dann erst mit dem eigentlichen Aufbau beginnt.
Rund um die Grundpfähle baut sich eine Schicht Scheite oder Stöcke nach der anderen kreisförmig auf, so kunstvoll und fest, daß der Köhler bis zur "Haube" (Spitze) ohne Gefahr klettern kann. Den waagrechten Luftgang erzielt er durch Einschieben eines starken Pfahles in die mittlere Rinne. Dieser Pflock wird beim Holzschichten immer weiter herausgezogen und schließlich ganz entfernt. Mit dichtem Reisig, Rasen und Moos wird hierauf der halbrunde Meiler dick belegt. Ein an langer Stange befestigtes, mit Harz durchtränktes Stück Baumrinde führt hierauf der Köhler durch den im Halbmesser angebrachten Luftkanal nach der inneren, mit Kohlen und Spänen angefüllten Röhre und setzt sie in Brand.
Tag und Nacht muß jetzt der Meiler beobachtet und sorgfältig die Ventilation durch Einflößen des Schürhakens oder durch Verkleben gefährdeter Stellen mit Erde oder Rasenstücken bewirkt werden. Auch das Nachfüllen von Holz von oben her während der ersten Tage erfordert große Geschicklichkeit und langjährige Erfahrung. Übermannt aber den Wächter unversehens der Schlaf, dann gibt es leicht ein Erwachen mit Schrecken. Statt der grau oder blau sich kräuselnden Rauchwölkchen entsteigt glutroter Dampf der Haube und den seitlichen Luftlöchern.
Angstvoller Ruf versammelt die nebenan weilenden Gesellen, und während in möglichster Eile feuchter Rasen auf die Glut gestampft und Eimer auf Eimer voll Wasser darüber gestürzt wird, tritt das eigenartigste Gerät der Köhler in Kraft: die Hillebille. Ein buchenes Brett schwankt an zwei Riemen, die an einer Stange befestigt sind, und diese wieder verbindet die gabelförmigen Enden zweier eingerammter Pfähle. Mit aller Kraft schlägt der Köhler den hainbuchenen Hammer in bestimmtem Rhythmus gegen das Brett, daß es weithin schallt. Bald ertönt auf gleiche Weise Antwort von der nächsten Kohlstätte, und in kurzem ist der gefährdete Meiler von schwarzen Gestalten umringt, die das Unheil mit äußerster Kraftanstrengung noch einmal abwenden. Aber nicht nur Notsignale verstand der Köhler der Hillebille zu entlocken, sie rief auch zum frohen Mahle und zeigte durch den "Jägerruf" dem Weidmann an, wenn Wild nahte. Sogar bei drohenden feindlichen Einfällen wurde das seltsame Instrument in Anspruch genommen, indem die Köhler verpflichtet waren, beim Nahen verdächtiger Gestalten Warnungssignale erschallen zu lassen. Längst ist die Hillebille verstummt, nur wenige schwarzburgische Forstleute wissen sich ihrer noch zu erinnern. Und wie nah oder fern mag der Sommer sein, in dem auch der letzte Meiler ausgeräumt wird?
Marie Luise Gerbing (Schnepfenthal)
Aus: Thüringen in Wort und Bild, Band 2, Verlag von Julius Klinckhardt in Leipzig, 1910
15.02.
Spinnstube, 19.30 Uhr AWO-Treff Rodebachstraße
29./30.3.
Ostereiermarkt am Bürgerhaus
30.3.
Tunnellauf im Rennsteigtunnel
30.4.
Walpurgisnacht am Bürgerhaus
1.6.
TSV Kinder- und Familienfest am Sportplatz „Köpfchen„
21.6.
Sonnenwendfeiern in den Berghütten um Zella-Mehlis
12.-14.9.
Stadtfest Zella-Mehlis
14.9.
Tag des offenen Denkmals
28.9.
Weideabtriebsfest
3.-5.10.
Kirmes
22.11.
Spinnstube, 19.30 Uhr Bürgerhaus Scheune
5.-7.12.
Nikolausmarkt Zella-Mehlis
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