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Geschichts- und Museumsverein

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Museumskurier

Der Museumskurier ist ein vereinsinternes Informationsblatt mit begrenzter Auflage (entsprechend der Mitgliederzahl). Deshalb ist es nicht möglich ältere Hefte zu beziehen, da diese schnell vergriffen sind. Alle Hefte liegen aber als PDF vor, sodass ein Download möglich ist.

Herausgeber:
Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e.V.
Anspelstraße 25
98544 Zella-Mehlis
Tel.: 03682-464698
mail: info@gumv.de
Internet: www.gumv.de

Redaktion:
Lothar Schreier
Holger Wilhelm
Heinrich Jung

Inhalt:
Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Artikel selbst verantwortlich. Die Artikel müssen nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion bzw. des Vereins übereinstimmen.

Erscheinungsweise:
In loser Folge.

Die einzelnen Heftchen können hier » heruntergeladen werden.

Der Museumskurier Heft 1 1997


Vorwort der Redaktion

Liebe Museumsfreunde!
Nun ist es also soweit. Der Geschichts- und Museumsverein hat seine eigene Vereinszeitung. Das hier vorliegende Heft 1 soll den Start für ein möglichst mehrmals im Jahr erscheinendes Informationsheft sein. Es soll vor allem dazu dienen, den Mitgliedern und dem Vorstand die Möglichkeit zu bieten, sich mitzuteilen und an der Gestaltung zu beteiligen. Der "Museumskurier" versteht sich als Mitteilungsblatt und soll in diesem Rahmen Beiträge, Informationen und Vereinsnachrichten übermitteln. Vorgesehen ist für die Zukunft u.a.:

  • Veröffentlichung des Mitgliederverzeichnisses
  • Vorstellung der Arbeit der verschiedenen Ausschüsse
  • Sitzungs- und Versammlungsberichte
  • Suchanzeigen
  • Bitte um Mitarbeit
  • Personalia
  • u.v.m.

Liebe Museumsfreunde!
Der Vorstand des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis e.V. wünscht allen Vereinsmitgliedern und Freunden ein frohes Osterfest! Wir können auf ein erfolgreiches Jahr 1996 zurückblicken. Das soll uns aber nicht dazu verführen, die Hände in den Schoß zu legen. Es gilt in diesem Jahr Bewährtes fortzuführen, neu Begonnenes auf den rechten Weg zu bringen und neue Projekte zu beginnen. Hierzu sind alle Mitglieder eingeladen, mit ihren Ideen zum Gelingen Beizutragen. Das erste Exemplar einer Informationsschrift halten Sie nun in den Händen. Wir wollen mit Hilfe des "Museumskuriers" allen Mitgliedern die Möglichkeit geben, sich über die Entwicklung und Vorhaben des Vereins zu informieren und natürlich über Aktivitäten zu berichten. Weiterhin rufen wir alle Mitglieder und Freunde des Vereins auf, das Vereinsblatt zu nutzen, um über eigene Vorhaben zu berichten oder neue Ideen mitzuteilen.

Wir bitten um Mitarbeit!

Museale Zukunft in Zella-Mehlis

Seit 1991 existiert die Idee, das Heimatmuseum in ein Stadtmuseum mit technischen Profil zu entwickeln und im denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Beschußanstalt unterzubringen. Auf Grund der derzeitigen räumlichen, baulichen und musealen Situation im Heimatmuseum ist dies der geeignete Weg vorhandene Mißstände zu beseitigen und wird vom Geschichts- und Museumsverein unterstützt. Dazu wurde eine Museumsentwicklungskonzeption erarbeitet und dieses Jahr ergänzt. Diese Konzeption wurde durch den Stadtrat beschlossen und es wurden im Stadthaushalt 1997 die Mittel für den Ankauf der Beschußanstalt durch die Stadt eingestellt. Auf der Vorstandssitzung am 03.02.1997 wurde die Bildung eines Ausschusses "Beschußanstalt" gemäß Vereinssatzung §11 beschlossen. Bisherige Mitglieder sind Lutz von Nordheim, Ulrich Brunzel, Lothar Schreier und Holger Wilhelm. Ziel der Ausschußarbeit ist die umfassende Mitwirkung bei Vorbereitung und Umsetzung der Museumskonzeption, also der Errichtung des Stadtmuseums mit technischem Profil in der ehemaligen Beschußanstalt. Die Arbeit des Ausschusses wird sich dabei in zwei Schwerpunkte teilen. Zum einen in die inhaltliche Gestaltung des zukünftigen Museums und zum anderen in die finanzielle und bautechnische Untersetzung des Vorhabens. Entsprechend der genannten Konzeption umfaßt die inhaltliche Gestaltung:

  • Stadtgeschichte, Geologie, Bergbau, Eisenerzgewinnung und -verarbeitung,
  • Waffenfertigung
  • Kleineisenfertigung/Metallwarenindustrie
  • Büromschinenfertigung
  • Fahrzeugbau
  • Historische Persönlichkeiten
  • Sport- und Vereinsgeschichte
  • Volkskundliche Ausstellungen
  • Handwerk.

Die Arbeit am zweiten gesetzten Schwerpunkt soll die Umsetzung der Konzeption im Gebäude der Beschußanstalt grundsätzlich unterstützen. Hierzu gehören unter anderem:

  • Kontakt zur Stadtverwaltung
  • Erkunden und Entwickeln von Finanzierungsmodellen
  • Erschließen möglicher Finanzierungsquellen
  • Prüfen und Darstellen der Möglichkeiten von Stiftungen und Fördervereinen
  • Bezugsquellen und -möglichkeiten von Fördermitteln ermitteln und deren Zuteilung erwirken
  • Kontakte zu Institutionen und Einrichtungen, welche mit Wissen, Erfahrung und Einfluß helfen können, knüpfen
  • Kontakte zu ehemaligen Zella-Mehlisern und ehemaligen Zella-Mehliser Betrieben herstellen und mögliche Unterstützung erwirken (Sponsoring u.ä.)
  • Möglichkeiten für Folgefinanzierungen finden, prüfen und darstellen

Wir möchten alle Mitglieder mit Interesse für dieses Vorhaben auffordern, in diesem Ausschuß mitzuarbeiten. Es sollen aber auch Interessenten, welche nicht Mitglied des Vereins sind, gewonnen werden, Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen einzubringen. Der zeitliche Rahmen ist noch unbestimmt, wir gehen jedoch von mehreren Jahren bis zu kompletten Umsetzung aus. Schreiben Sie bitte oder rufen Sie im Museum an (03682/483471), wenn Sie im Ausschuß "Beschußanstalt" mitarbeiten wollen. Ein erster Zusammenkunftstermin wird dann allen Interessenten bekannt gegeben.

Jubiläen - Glückwünsche

Der Vorstand des Geschichts- und Museumsvereins gratuliert:
Herrn Peter Roth am 31.01.1997 zum 60. Geburtstag
Herrn Edgar Oehring am 15.03.1997 zum 65. Geburtstag

Zur Kinder- und Jugendarbeit

Auf der Jahreshauptversammlung am 25.10.1996 haben sich zwei Vereinsmitglieder, Johannes Prädel und Michael Paatz, bereit erklärt, sich um die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu kümmern. Bevor es zur Sache ging wurden in einigen Beratungen mit weiteren interessierten Vereinsfreunden Pläne geschmiedet. Zunächst mußten einige grundlegende Probleme geklärt werden.

Welche Altersgruppe sollte zunächst angesprochen werden?
Man wurde sich darüber einig, erst einmal mit den "vereinseigenen" Kindern zu beginnen, da diese etwa in einer Altersgruppe (9-12 Jahre) sind und sich bereits etwas kennen. Außerdem ist es einfacher, für bestimmte Projekte die Zustimmung bzw. Mitarbeit der jeweiligen Eltern zu gewinnen.

Wie oft und wann sollen die Kindernachmittage stattfinden?
Da die Verantwortlichen wochentags berufstätig sind, war eine Möglichkeit nur an den Wochenenden gegeben. Deshalb entschied man sich, die Veranstaltungen jeweils Sonnabends, etwa alle 14 Tage, anzusetzen. Als Treffpunkt wurde natürlich das Heimatmuseum gewählt. Nach Abklärung weiterer programmatischer Fragen fand ein erstes Treffen am 30.11.1996 statt. An diesem Nachmittag haben sich alle erst einmal vorgestellt, weiter ging es mit Adventsschmuckbastelei und einer Führung durch das Museum.

Zum nächsten Kindernachmittag, am 14.12.1996 wurde erneut gebastelt und natürlich Advent mit Stollen, Sagen und Märchen gefeiert.

Nach einer feiertagsbedingten Pause stand der nächste Nachmittag am 04.01.1997 unter dem Motto Spinnstube. Dazu wurde ein Video gezeigt. Im Anschluß daran wurde von Lothar Schreier anhand der Ausstellung die Textilherstellung von der Flachsverarbeitung bis zum fertigen Gewebe praktisch erläutert. Auch zu diesem Thema gab es einige Sagen aus dem Thüringer Heimatland.

Eine erste Exkursion fand am 25.01.1997 statt. Dazu besuchten wir das Technische Denkmal "Gesenkschmiede" im Lubenbachtal in Zella-Mehlis. Unser Dank gilt der "Guten Seele" der Gesenkschmiede, Herrn Konrad Elßmann, für die interessante Führung durch das historische Gemäuer, sowie für seine unendlichen Geduld. Viel Spaß hatten die Kinder, als sie selbst an einem Schmiedestück ihre Fertigkeiten erproben konnten.

Das nächste Treffen stand unter dem Thema Hirtenwesen und "Hirtenmusik". Unser Dank gilt Herrn Claus Amberg, der diesen Nachmittag mit den Kindern gestaltete. Dabei gab es viel Interessantes zum Hirtenwesen zu erfahren. Nach der Vorführung einiger historischer Musikinstrumente, wie Nasenpfeife, Okarina, Maultrommel, Birkenblatt, Löffel und anderen, konnten sich die Teilnehmer selbst an einigen Instrumenten ausprobieren.

An den beiden letzten Treffen , am 22.02.1997 und am 08.03.1997, wurde die Führung durch die Sammlungen des Museums weitergeführt. Dabei ging es um die Waffen- und Kleineisenherstellung in Zella-Mehlis. Schwerpunkt war dabei natürlich die zur Zeit laufende Ausstellung historischer Korkenzieher. Weiterhin gab es eine kleine Exkursion durch den Ortsteil Mehlis zu denkmalgeschützten Fachwerkhäusern. Ein anderes Thema widmete sich dem Werdegang des Getreides von der Ernte bis zum fertigen Brot. Dazu gab es wieder ein Video mit historischen Filmaufnahmen. Danach wurden in der Museumsscheune die alten Gerätschaften passend zum Video im Original betrachtet.

Als kleine Frühjahrsaktion nahmen die Kinder den Museumshof mit Rechen und Besen in Beschlag, um ein wenig Frühjahrsputz zu machen. Dabei haben die jungen Museumsfreunde mit Blumensamen und Pflanzensetzlingen einen kleinen Beitrag zur Verschönerung des Hofes geleistet.

Mögen die Samen aufgehen und reichlich Blüten tragen! Bis zu den Sommerferien sind weitere Nachmittage geplant. Am Ende, vor den Ferien, werden wir eine Tagesexkursion unternehmen. Abschließend möchten wir alle Vereinsmitglieder darum bitten, sich, aktiv oder mit Ideen am Fortgang der Kinder- und Jugendarbeit zu beteiligen, damit uns der Nachwuchs nicht ausgeht.

Auf zur Walpurgisnacht

Wenn der Monat Mai und somit der Frühling naht, treibt es die Menschen hinaus in die neuerwachende Natur. Die gleiche Sehnsucht erfaßte schon vor tausenden von Jahren die altgermanischen Vorfahren. Sie zogen in dieser Zeit in die Wälder und auf die Berge, um durch die feurigen Zungen der Osterfeuer ihre Götter zu ehren.

Walpurgisnacht und Maifeiern gelten daher als die heiligsten, zugleich aber auch fröhlichsten Feste des ganzen Jahres. Erst mit dem 1. Mai wurde von den Germanen der Kampf zwischen Winter und Frühling als beendet angesehen. Fast überall liebt man eine laute Walpurgisnacht.

Da wird geblasen, geschossen und mit Peitschen geknallt, um so die vorbeiziehenden höllischen Geister zu vertreiben. In manchen Gegenden schießt man auch über die Felder, dann können die Hexen der Saat nicht schaden. Um sie den Stallungen fernzuhalten, malt man drei Kreuze an die Türen und setzt darüber die Buchstaben : C. M. B. (Caspar, Melchior, Balthasar; die Namen der heiligen drei Könige).
Textquelle auszugsweise: Walpurgis Kurier, Druckhaus Wernigerode

Zum nunmehr 6. Male schon findet alljährlich am 30. April ein tolles Hexengaudi zur Walpurgisnacht im Innenhof des Zella-Mehliser Bürgerhauses statt, erweitert wird dieses Treiben heuer auch auf den Kaisergarten und den Platz vor der Feuerwehr. Bei diesem urigen und beliebten Fest können wie immer Talente vom Kindergartenalter bis zum Senior mit Musik und Tanz aufwarten.

Auch das International bekannte Tanzhaus Benshausen ist als Mitwirkender und Partner nicht mehr wegzudenken. Für den guten Ton sorgen wieder Thüringer Folkgruppen, welche die Stimmung erst so richtig anheizen. Das Flair des Hofkomplexes und die Kulisse des Bürgerhauses im hennebergisch-fränkischen Fachwerkstil tragen ihr Übriges dazu bei, eine richtige Walpurgisnachtatmosphäre zu verbreiten.

Thema Spenden

Im Folgenden möchten wir Hinweise für die formale Vorgehensweise bei der Übergabe von Geldspenden an den Geschichts- und Museumsverein geben. Unserem Verein ist die Gemeinnützigkeit zuerkannt worden. Er ist jedoch nicht berechtigt, im Falle der Übergabe von Geldspenden, vom Finanzamt anerkannte und letztlich steuerlich absetzbare Spendenquittungen auszustellen. Spendenangelegenheiten laufen daher generell über die Stadtverwaltung Zella-Mehlis. Hierbei haben sich bisher folgende Verfahrensweisen bewährt:

Bargeldspenden können an das Heimatmuseum Zella-Mehlis, Hauptstraße 2 (Tel.: 483471) direkt oder bei der Stadtverwaltung Zella-Mehlis, Amt für Soziales (Amt 50), Rathausstraße 4 (Tel.: 852-502) zur Weiterbearbeitung übergeben werden. Im Falle der bargeldlosen Abwicklung wäre das Konto der Stadtverwaltung Zella-Mehlis XXXXXXXXX bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse BLZ xxxxxxx zu nutzen. Es müßte hierbei jedoch ausdrücklich die Formulierung "Spende für den Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e.V." und die Adresse des Spenders angegeben sein. Diese Spende wird durch die Stadtverwaltung auf das Konto unseres Vereins überwiesen und eine entsprechende Spendenquittung ausgestellt.

Neues aus Ihrem Heimatverlag




Hitler's Treasures and Wonder Weapons

Anfang März erschien nun endlich die 1. Auflage des Buches "Hitler's Treasures and Wonder Weapons" von Ulrich Brunzel aus dem Heinrich-Jung-Verlag. Die ersten englischsprachigen Exemplare werden nach Scarborough (Canada), London, Berlin, Stuttgart, München, Köln, Jena und Ilmenau gehen. Gegenwärtig bereitet Ihr Heimatverlag die Herausgabe der Bücher "Von Alabaster bis Zement" (1. Auflage), "Georg II. von Sachsen-Meiningen. Ein Leben zwischen ererbter Macht und künstlerischer Freiheit" (1. Auflage) und "Truppenübungsplatz Ohrdruf" (2. Auflage) für den Monat März vor. Interessant wird jetzt die Frage sein, wie die Thüringer Leserschar und das Publikum der Leipziger Buchmesse auf diese Neuerscheinungen reagieren werden.

Hammerschläge

Auf Grund der Resonanz betreffs der Reprint-Ausgabe "Hammerschläge - 70 Jahre deutscher Arbeiter und Erfinder" von Heinrich Ehrhardt verlängert der Verlag die Frist für die Vorbestellungen. Interessierte Bürger können ihre Bestellungen weiterhin unter Tel./Fax-Nr.: 03682/41884 aufgeben.

Termine 1997


30. April
Walpurgisnacht im Bürgerhaus. Höllisches Spektakel für große und kleine Hexen (Beteiligung des Geschichts- und Museumsvereins)

12. Mai
Führung über den alten Zellaer Friedhof. Treffpunkt um 18.00 Uhr am Rathaus.

07. Juni
Wanderung des Geschichts- und Museumsvereins nach Benshausen und 10.30 Uhr Besuch des dortigen Heimatmuseums

30. August
15.00 Uhr Sommer- und Familienfest des Geschichts- und Museumsvereins für alle Mitglieder und Familienangehörigen am Heimatmuseum. Bitte Teilnahme mitteilen (schriftl. od. telefonisch 03682/483471)

12.-14. September
8. Stadtfest in Zella-Mehlis, Ruppertusmarkt. Beteiligung des Geschichts- und Museumsvereins mit Museumsfest am Heimatmuseum

14. September
Tag des offenen Denkmals

Ende September
Fahrt des Geschichts- und Museumsvereins auf die Veste Coburg mit Blick "hinter die Kulissen", genauer Termin wird noch bekannt gegeben

18. Oktober
Jahreshauptversammlung des Geschichts- und Museumsvereins mit Vorstandswahl 14.00 Uhr in der Scheune des Bürgerhauses

29. November
19.30 Uhr Spinnstubenabend in der Scheune des Bürgerhauses

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Der Museumskurier Heft 2 1997

Vorwort der Redaktion

Liebe Museumsfreunde!
Sie halten nun die zweite Ausgabe des "Museumskuriers" in den Händen. Wir freuen uns, daß einige Vereinsfreunde der Einladung gefolgt sind und interessante Beiträge für unser Blatt zusammengestellt haben. In diesem Heft erscheint eine Abhandlung von Herrn Klaus Pumpenmeier über Zella-Mehliser Korkenzieher. Weiterhin können wir auf unser fünfjähriges Bestehen zurückblicken. Hierzu findet sich auch ein kurzer Abriß in dieser Ausgabe. Der Vorstand des Vereins wünscht allen Mitgliedern und Angehörigen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr. Von den Mitgliedern wünschen wir uns weitere Interessante Beiträge für unser Vereinsblatt.

Wir bitten um Mitarbeit!

Das Heimatmuseum bittet um Spenden!

Dem Heimatmuseum unserer Stadt sind die beiden hier ausgestellten Waffen angeboten worden. Es handelt sich hierbei um ein Perkussions-Pistolen-Paar, welches jeweils mit Damastläufen versehen ist. Als Herstellungszeitraum kann das erste Drittel des 19. Jahrhunderts angenommen werden. Als Hersteller ist auf Grund der Zeichnung der Laufoberseiten "I.S.BARTHELMES in ZELLA ST. BLASII" auszumachen. Nach den angestellten Recherchen bezieht sich diese Signatur auf den Zellaer Büchsenmacher Johann Samuel Barthelmes, von dem sich eine ganze Reihe von Waffen in renommierten Sammlungen befinden. Auf Grund der historischen Aussage wäre es aus musealer Sicht wünschenswert, dieses Waffenpaar als Ergänzung der Sammlung unseres städtischen Museums erwerben zu können. Um dies zu ermöglichen, bitten wir die Besucher unserer Ausstellungen um eine Spende! von Nordheim Ltr. Heimatmuseum

Neue Kontonummer !

Die Rhön-Rennsteig-Sparkasse hat in diesem Jahr an alle Kunden neue Kontonummern vergeben, davon bleibt unser Verein natürlich nicht unberührt. Deshalb geben wir hiermit allen Mitgliedern und Gönnern die aktuelle Kontonummer bekannt. Bitte beachten Sie dies bei allen Überweisungen an den Verein da sich sonst Probleme ergeben könnten.

Kontonummer: xxxxxxxxxxxxxxxx
BLZ: xxxxxxxxxxx
Bank: Rhön-Rennsteig-Sparkasse

Korkenzieher aus Zella-Mehlis

Während eines Urlaubs Ende der 80er Jahre auf einem Weingut in der Toskana machte ich intensive "Bekanntschaft" mit einem alten Wand-Korkenzieher. Zuhause besaß ich einen kleinen Weinkeller mit ein paar Flaschen Wein, aber einen schönen, dekorativen und möglichst auch antiquarischen Korkenzieher als Blickfang und auch zur Benutzung, hatte ich nicht. Der Wunsch, einen solchen zu besitzen, war geboren. Bei einem Besuch in Florenz blieb die Suche nach einem alten Wand-Korkenzieher erfolglos. Allerdings fand ich in einem Antiquitätenladen auf der "Ponte Vecchio" zwei schöne alte Korkenzieher, die ich viel zu teuer erstand. Dieses war der Beginn meiner Korkenzieher-Sammlertätigkeit. Heute befinden sich knapp 1500 Exemplare in meiner Sammlung. Darunter auch Stücke aus Zella-Mehlis, von denen ich Ihnen einige Seltenheiten vorstellen möchte.



Zunächst ist da ein Korkenzieher, der bisher im Original noch nicht bekannt geworden ist, Der "Korkzieher" (Korkzieher: ohne "en" hieß der Korkenzieher bis in die 30er Jahre d. Jh.. Erst allmählich setzte sich der Begriff Korkenzieher durch.) von Valentin Langenhan Chr. Sohn aus Mehlis, der am 27. März 1878 vom Deutschen Patentamt (PA) in Berlin unter der Nummer 3680 patentiert wurde. Es ist der sechste Korkenzieher im Deutschen Reich überhaupt, und der erste aus Thüringen, der in dem neugegründeten "Kaiserlichen Patentamt" (Das Kaiserliche Patentamt wurde per Gesetz vom 25. Mai 1877 am 1. Juli 1877 gegründet. Der Sitz war in Berlin.) patentiert wurde. (Der erste Korkenzieher aus Solingen, dem anderen Zentrum der deutschen Kleineisenindustrie, wurde erst einen Monat später patentiert.) Die Zeichnung und die Beschreibung, die im PA erhaltengeblieben sind, sagen aus, daß "in einem Gehäuse oberhalb der Glocke eine starke Feder ein bequemes Lösen des Korks ermöglicht". Es wäre großartig, diesen sicher auch sehr ästhetisch anmutenden Korkenzieher zu entdecken.

Knapp drei Jahre später, am 3. Dezember 1880, wurde für Friedrich Kummer aus Zella St. Blasii, unter der Nummer 14 531 ein "Pfropfenzieher" patentiert. Dieser, mit großem handwerklichen Können hergestellte Korkenzieher ist in einigen Sammlungen vorhanden. Er hat durch seine Robustheit die Zeiten überdauert, und er ist wohl auch durch seine Praktikabilität in höheren Stückzahlen hergestellt worden. Bei diesem Korkenzieher helfen das Hebelgesetz in Verbindung mit dem Drehmoment bzw. das Prinzip der "Schiefen Ebene", den Korken aus der Flasche zu holen. Heute verweigern die Techniken in dieser Form ihre Dienste, da die Korken ungleich länger sind und sie maschinell mit höherem Druck in die Flaschen gepreßt werden. Der Star unter den deutschen Korkenziehern ist zweifelsohne der "Valentin Rasch"! Er besticht durch sein Aussehen, seine kraftvolle Technik und seine präzise handwerkliche Ausführung. Er steht schlechthin für den Begriff "Deutsche Wertarbeit".


Dieser "Pfropfenzieher" (Pfropfenzieher: Die Wortschöpfung "Pfropfenzieher" war nur ein regional verbreiteter Begriff für den Korkenzieher.) wurde am 14. März 1882 unter der Nummer 20 803 für Valentin Rasch aus Zella St. Blasii beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin patentiert. Ein Auszug aus der Patentschrift erläutert die Handhabung: "Bei der Benutzung dieses Pfropfenziehers setzt man den Theil a auf den Flaschenhals und schraubt den Krätzer mittelst des Griffes b so weit in den Pfropfen, bis dieser Griff auf die Rollen d zu ruhen kommt. Hierauf benutzt man den Griff als Schubcurve und zieht durch die Bewegung desselben nach links oder rechts den Pfropfen aus der Flasche. Die Rollen d erleichtern die Bewegung".

Vermutlich ließ der hohe Herstellungsaufwand und die damit verbundenen Kosten (Demmler, Ernst: Musterbuch und Preisliste. (ca. 1910) No. 71 Reichspatent mit Griff zum Umlegen, groß. 28,80 Mark per Dutzend. No. 72 dto. klein 22,20 Mark per Dutzend.) eine zweite Version entstehen, die mit ihrer in Temperguß hergestellten Glocke zu einem wesentlich niedrigeren Preis angeboten wurde. Heute werden solche Stücke von Zeit zu Zeit auf Auktionen angeboten. Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelte Friedrich Kummer aus Zella St. Blasii einen Korkenzieher, der heute als Kuriosum betrachtet wird: einen "Korkenzieher mit Tischglocke". Tischglocken waren zu jener Zeit in den begüterten Familien ein durchaus gebräuchlicher Gegenstand. Man zitierte damit z.B. den Hausdiener heran, damit er die nächste Flasche Wein aus dem Keller holen möge.



Eine Kombination mit einem Korkenzieher konnte durchaus naheliegen. Friedrich Kummer versprach sich sicher ein Geschäft davon, denn er meldete dieses Musterexemplar zum Patent an. Am 1. April 1884 (ein zufälliges Datum?) wurde ihm dieses unter der Nummer 28 723 auch gewährt. Bisher ist ein solches Stück nicht gefunden worden. In der Sammler-Welt wäre es, wenn es auftauchen würde, eine kleine Sensation. Ob der Korkenzieher je in größeren Stücken hergestellt worden ist, muß bezweifelt werden, denn auch in Preislisten aus der damaligen Zeit ist dieser Kombinationsgegenstand nicht zu finden. Für Ernst Demmler in Zella bei Gotha wurde am 26. April 1884 unter der Nummer 28 963 eine "Neuerung an Korkenziehern" patentiert. Obwohl er über viele Jahre hergestellt wurde, denn in dem Musterbuch von Ernst Demmler von ca. 1910 ist er als "Demmlerspatent" aufgeführt, wurde auch dieser Korkenzieher bisher im Original nicht gefunden.

Diese waren ein paar Zeilen über die frühen Korkenzieher-Patente aus Zella und Mehlis aus der Sicht eines Korkenzieher-Sammlers. Vieles gibt es noch zu entdecken. Über manches ist noch zu berichten: über die Korkenzieher-Erfindungen von Heinrich Ehrhardt, über die Neuentdeckungen, die die hervorragende Korkenzieherausstellung im Heimatmuseum von Oktober 1996 bis April dieses Jahres erbracht hat, über Korkenzieher aus späteren Jahren, über die Korkenzieher-Herstellung in Südthüringen u. v. a. m. Zu danken habe ich ganz besonders Herrn Lutz von Nordheim, dem Leiter des Heimatmuseums, der mir uneingeschränkt sein Archiv zur Recherche zur Verfügung gestellt hat.

Klaus Pumpenmeier
Waldemeine 81
32108 Bad Salzuflen
(Mitglied des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis e.V.)

 

Fünf Jahre Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e.V.


Dieses Jahr besteht der "Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e.V." fünf Jahre. Am 25.05.1992 fanden sich 24 Interessierte zusammen und gründeten, nach einigen Wochen der Vorbereitung, den Verein. Bei den Gründungsmitgliedern handelte es sich größtenteils um schon lange in der geschichtlichen Forschung und beim Sammeln und Bewahren historischer Sachzeugen engagierte Mitglieder der ehemaligen AG Heimatgeschichte, des Arbeitskreises Denkmalpflege und des Kollektives des Heimatmuseums.

Ziel und Zweck der Vereinsgründung war und ist das Erforschen und Publizieren der Heimatgeschichte, das Sammeln, Bewahren und Darstellen von historischen Sachzeugen und die Unterstützung denkmalpflegerischer Belange. Dies wurde so in die Satzung aufgenommen und so wurde mit der Gründung des Vereins der notwendige Rahmen für alle Aktivitäten auf diesem Gebiet geschaffen.

Mittel- und Anlaufpunkt und mittlerweile auch Sitz des Vereins ist das Heimatmuseum Zella-Mehlis. Hier finden wöchentliche Zusammenkünfte von Mitgliedern statt, Erhaltung, Gestaltung und Entwicklung des Museum ist eines der wesentlichsten Interessen des Vereins und ebenfalls Satzungszweck.

An dieser Stelle ist gleichbedeutend die historische Gesenkschmiede im Lubenbachtal zu nennen, welche durch einen Gesenkschmiedeverein betreut wird, deren Bestehen und Ausbau aber gleichfalls vorrangiges Anliegen des Geschichts- und Museumsvereins ist.

In den fünf Jahren des Bestehens gab es eine Vielzahl von Aktivitäten des Vereins und seiner Mitglieder. Vieles wurde getan und erreicht. So wurde mit Hilfe des Vereins das Heimatmuseum durch einige Problemzeiten gebracht und der Bestand gesichert und erweitert.

Ü ber finanzielle Zuwendungen an den Verein konnten bedeutsame Zeugen der Zella-Mehliser Geschichte angeschafft werden. Ständig sind Vereinsmitglieder auf der Suche nach Wissen über die Geschichte unserer Stadt und nach Sachzeugen Ihrer Geschichte, so daß immer wieder längst verloren geglaubte oder nicht mehr bekannte Dinge und Erkenntnisse zum Vorschein kommen. An den Sonntagen werden durch Vereinsmitglieder die Öffnungszeiten des Museums sichergestellt.

Auf Grund seiner Satzung wurde der Verein als gemeinnützig eingestuft und erfährt die entsprechenden steuerlichen Vergünstigungen. Über den Verein konnte für einen längeren Zeitraum eine AB-Maßnahme in der Gesenkschmiede realisiert werden.

Wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit und des Vereinslebens sind die Beteiligung an kulturellen Veranstaltungen unter dem Gesichtspunkt der Traditionspflege und Vermittlung alten Brauchtums, aber auch der Unterhaltung. Dabei zeigen die Mitglieder Kreativität und Ideenreichtum. Während die Hirtenbläser des Heimatmuseums schon lange im In- und Umland bekannt sind ist neuerdings auch die Mehliser Waffelschmiede ein Begriff für jeden Feinschmecker. Zum Stadtfest in der Rhöntropfengrotte einzukehren ist für eine trink- und sangesfreudige Kehle zur Selbstverständlichkeit geworden.

Aber auch alle anderen Aktivitäten durch den Geschichts- und Museumsverein zu gegebenen Anlässen wie die Pilzaustellungen, Schneekopfkugelknacken, Hufeisenzielwurf fanden und finden Anklang bei Besuchern von Festen. Besonders sei auch an die legendäre Ausstellung der Mehliser Mumie erinnert, welche den Besucherkreis des Heimatmuseums deutlich erweiterte.

Auch heute ist Sie noch im Museum zu besichtigen. So kann man heute mit Fug und Recht behaupten, der Geschichts- und Museumsverein ist ein fester und wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens der Stadt Zella-Mehlis geworden.

Eine weitere bedeutsame Funktion hat der Geschichts- und Museumsverein als Ansprechpartner für mit Zella-Mehliser Geschichte verbundene Menschen in allen Teilen Deutschlands gewonnen. Darunter befinden sich ehemalige Zella-Mehliser ebenso wie Sammler verschiedenster Dinge, deren Forschungen nach Zella-Mehlis führen oder auch Menschen, welche aus beruflichen oder anderen Gründen nach Zella-Mehlis kommen. Mittlerweile hat der Verein 14 Mitglieder, welche Ihren Wohnsitz nicht in Zella-Mehlis und Umgebung (Suhl) haben. Diese sind in allen Teilen Deutschlands Zuhause.

An dieser Stelle muß man erwähnen, daß aus den anfänglich 24 Gründungsmitgliedern mittlerweile 92 Mitglieder geworden sind. Darunter sind einige Kinder. Seit etwa einem Jahr werden regelmäßig Veranstaltungen mit den Kindern durchgeführt.

Holger Wilhelm
Ruppertstal 3
98544 Zella-Mehlis

Zum Stand "Beschußanstalt" Zella-Mehlis


Nach einigen Verzögerungen bei der Abwicklung der Kaufverhandlung ist der Kaufvertrag zum Erwerb der Beschußanstalt nun abgeschlossen und die Stadt Zella-Mehlis Eigentümer der Beschußanstalt. Damit ist nach der Erarbeitung der Museumsentwicklungskonzeption der zweite, wesentliche Schritt in Richtung Stadtmuseum mit technischem Profil und Erhaltung der Historischen Beschußanstalt als Baudenkmal getan.

Gleichzeitig mit dem Eigentumsübergang wurden durch die Stadtverwaltung erste Maßnahmen zur Beräumung, der baulichen Sicherung sowie der Sicherung gegen Eindringen und Vandalismus am Objekt eingeleitet. Eine erste Beratung über die weitere Vorgehensweise fand bereits statt. Daran nahmen Stadtverwaltung, Untere Denkmalschutzbehörde und der Geschichts- und Museumsverein teil. Nun gilt es die weiteren Schritte kontinuierlich zu begleiten. Dazu ist es notwendig intensiv und beständig an der Konzeption weiter zu arbeiten und diese zu konkretisieren. Dazu werden wir verschiedenste Arbeitsgruppen bilden. Die Thematik der Arbeitsgruppen wird sich an die Konzeption anlehnen und noch genauer bestimmt. Wir bitten deshalb nochmals alle Mitglieder, welche Interesse an dem Vorhaben Beschußanstalt haben, eine Konzeption im Museum anzufordern und in einer der Arbeitsgruppen mitzuarbeiten.


Download als PDF-Datei:
kurier02.pdf (211 KB)

Der Museumskurier Heft 3 1998


Vorwort der Redaktion

Liebe Museumsfreunde!
Im vergangenen Jahr hat sich wieder einiges im Bezug auf unser zukünftiges Domizil in der Beschußanstalt getan. Einen kurzen Bericht zum Stand der Dinge war in der letzten Ausgabe zu lesen. Ab Anfang März haben wir vor uns regelmäßig in den Räumen der Beschußanstalt zu treffen, um hier, vor Ort, den Fortgang der Dinge zu unterstützen. Seit Anfang dieses Jahres kann man unseren Verein auch im Internet besuchen. Zwei Mitglieder haben sich die Mühe gemacht und eine eigene Homepage mit zahlreichen Informationen angelegt. Wer also über einen entsprechenden Anschluß verfügt, kann uns mal besuchen. Die Adresse steht im Impressum ab dieser Ausgabe.

Museumsentwicklungskonzeption (Kurzfassung)

Zum Aufbau eines technikorientierten Stadtmuseums in Zella-Mehlis in Ergänzung des Stadtrats-Beschlusses vom 24.03.1992. Oben genannte Konzeption wurde am 13.05.1997 vom Rat der Stadt Zella-Mehlis zum Beschluß erhoben. Die nachfolgende Kurzfassung beinhaltet deren wesentliche Aussagen.

Historische Bedeutung der "Beschußanstalt"
Die Museumsentwicklungskonzeption unserer Stadt bezieht sich gebäudeseitig auf das unter Denkmalschutz stehende Ensemble der ehemaligen "Herzoglich-Sächsischen, später Thüringischen Beschußanstalt Zella-Mehlis". Dieses Objekt befindet sich in der Anspelstraße 25 und damit im Zentrum zwischen den ehemaligen Einzelorten Zella St. Blasii und Mehlis. Erbaut in mehreren Schritten ab dem Jahre 1893, stellt es in seiner vormaligen Funktion (Sicherheitsüberprüfung von Waffen und Waffenteilen durch Beschuß) und mit noch vorhandenen architektonischen Details einen der letzten Bauzeugen der einstmals bedeutsamen Waffenproduktion in Zella-Mehlis dar. Das Gebäude ist daher für die Einrichtung eines technischen Museums geradezu prädestiniert.

Einschätzung des derzeitigen Standes der musealen Arbeit
Das derzeitige Museum der Stadt Zella-Mehlis befindet sich seit dem Jahre 1963 in der Hauptstraße 2. In diesem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus können z.Z. nur 20% des Fundus in den Ausstellungen gezeigt werden. Wesentliche "historische Potentiale" unserer Stadt können wegen ungeeigneter bzw. fehlender Räumlichkeiten nicht angeboten werden , z.B.

  • Stadtgeschichte
  • Waffensammlung/Zella-Mehliser Waffenfirmen
  • Sammlung Mercedes-Büromaschinen
  • Automobilfertigung in Zella-Mehlis
  • Sportgeschichte

Der Restfundus lagert unter teilweise konservatorisch-klimatisch untragbaren Bedingungen in überfüllten Magazin- und Depoträumen im Museum und in notwendigerweise angemieteten Außendepots. Die Ausstellungs-, Magazin- und Depoträume selbst sind baulich und versorgungstechnisch teilweise auf Vorkriegsniveau, was erhebliche Sicherheitsrisiken in sich birgt. Das derzeitige Museum ist trotz allem ein wesentlicher touristischer Anziehungspunkt. Ein hoher Anteil der Besucher sind darüber hinaus Schulklassen aus Zella-Mehlis, aus vielen Gegenden Deutschlands und dem Ausland. Gemessen an den Möglichkeiten, die der Fundus des Hauses bietet, ergäbe sich beim Vorhandensein entsprechender Bedingungen gerade in Zusammenarbeit mit verschiedensten Bildungseinrichtungen ein reiches Betätigungsfeld. Das Museum kann auf Grund der baulichen Gegebenheiten bisher von gehbehinderten Menschen nicht besucht werden.

Schwerpunkte für die zukünftige Arbeit eines Stadtmuseums
Soll ein Museum in Zella-Mehlis zu einem infrastukturellen Faktor werden, so ist es erforderlich, daß in einem dafür geeigneten Gebäude unsere "historischen Potentiale" weit mehr als bisher Beachtung finden können. Diese sind in der unseren Ort einbettenden Mittelgebirgslandschaft, der weit zurückreichenden Geschichte der ehemaligen Einzelorte Zella St. Blasii und Mehlis und in der handwerklichen und industriellen Entwicklung zu finden. Und nicht zuletzt in den Menschen, die hier lebten und arbeiteten. Es müssen museale Bereiche sein, die bereits heute von unseren interessierten Besuchern erwartet werden und die darüber hinaus weitere Interessentengruppen ansprechen. Noch ist Zella-Mehlis bei Deutschlands älterer Generation als Stadt der Metallverarbeitung und des Sportes im Thüringer Wald bekannt. Man erinnert sich auch an die Waffenproduktion und an den Automobilbau. Für unsere Stadt später einmal ein neues Image zu erarbeiten, wird wesentlich aufwendiger sein. Nach Aufnahme des derzeitigen Arbeitsstandes am Heimatmuseum und dem Erforschungsstand zur Geschichte unserer Stadt, müßten folgende Ausstellungsbereiche schwerpunktmäßig angeboten werden.

  • Stadtgeschichte (Funde, Besiedlung, Markt- u. Stadtrechte, Verkehrsgeschichte, Vereinigung von Zella St. Blasii und Mehlis 1919, besondere Ereignisse)
  • Geologie, Bergbau, Eisenerzgewinnung und -verarbeitung (Voraussetzung für die Entwicklung der Metallverarbeitung)
  • Waffenfertigung (über Jahrhunderte Haupterwerbszweig, Ausstellung zum Büchsenmacher-, Graveur-, Schäfter- und Rohrzieherhandwerk; Konzeptionell unterschiedlicher Ansatz im Vergleich zum Waffenmuseum Suhl)
  • Waffenhersteller (Belegausstellung zu ehemaligen Zella-Mehliser Waffenfirmen, wie z.B. IG Anschütz, Udo Anschütz, Bader, Büchel, Kolb, Kommer, Langenhan, Pickert, Reuss, Carl Walther, Weihrauch, Will/Foss)
  • Waffenbeschuss (Einrichtung einer Beschußzelle und Ausstellung zum Beschuß)
  • Kleineisenfertigung/Metallindustrie (Ausstellung zur Fertigung von typischen Zella-Mehliser Kleineisenwaren, z.B. Dochtscheren, Dosenöffnern, Tisch- u. Türglocken, Kartoffellöffeln, Korkenziehern, Musikalienzubehör, Nähzwingen, Nußknacker, Zuckerzangen u.a., Werkzeuge für Haushalt, verschiedene Berufszweige und die Jagd)
  • Mercedes-Büromaschinenfertigung (ehemals größtes Büromaschinenwerk Europas; Schreib-, Rechen-, Addier- u. Buchungsmaschinen und Computer)
  • Fahrzeugbau (ab 1894 Fahrradfertigung in der Fa. Langenhan - erster Fahrradhersteller des Territoriums; Fahrradteilefertigung; Automobilherstellung von 1904 bis 1927, Ehrhardt, Szawe, Pluto)
  • Historische Persönlichkeiten
  • Heinrich Ehrhardt (Gründer Rheinmetall Düsseldorf und Fahrzeugfabrik Eisenach, Ehrenbürger unserer Stadt)
  • Johann Friedrich Klett (Gründer der Fa. Klett & Co. in Nürnberg, ab 1898 M.A.N.)
  • Peter Haseney (Schöpfer der ersten deutsche Briefmarke)
  • Albert Sterzing (Gründer des Deutschen Schützenbundes)
  • Carl Walther (weltbekannter Waffenhersteller)
  • Sportgeschichte (Hoher Bekanntheitsgrad von Zella-Mehlis als Sportstadt; Fechten, Turnen, Schießsport, Schwerathletik, Wintersport)
  • Volkskundliche Ausstellung (analog der derzeitigen Ausstellungen, aber auf entsprechend höherem musealen Niveau; Milieudarstellungen; vom Flachs zum Leinen, Blaudruck, Wäschepflege; Trachten- und Trachtenpuppenausstellung; Hirtenwesen; Land-, Vieh-, Wald- u. Weidewirtschaft)

Die musealen Bereiche im Objekt Beschußanstalt
Die Hauptbereiche eines Museum ergeben sich aus ihren unterschiedlichen Funktionen. Es sind dies:

  • die Ausstellungen
  • die Verwaltung
  • die Magazine und Depots
  • die sonstigen Bereiche (Kasse, Verkauf, WC)

Diese aufgeführten Bereiche lassen sich auf Grund der räumlichen Gliederung der Beschußanstalt recht gut einordnen. So sollten die ehemaligen Beschußgebäude von 1893 und 1906 im wesentlichen die Ausstellungen beherbergen. Hierzu käme die Kasse und der Verkaufsbereich für Literatur und Souvenirs. Im Kellerbereich befände sich das Besucher-WC, eventuell. Schauwerkstätten, Depoträume und eine Werkstatt. Für den Giebelbereich ist ein Schaumagazin für Mercedes-Büromaschinen vorgesehen. Das zuletzt als Wohnhaus genutzte Gebäude sollte den Verwaltungsbereich aufnehmen (Büro, Arbeitsraum, Aufenthaltsraum, Bibliothek / Archiv, Personal-Sanitärbereich). Hinzu kämen hier noch die Magazine, wo dann der Restfundus nach klimatisch-konservatorischen Gesichtspunkten gelagert werden kann.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß mit der Realisierung dieses Vorhabens ein leerstehendes denkmalgeschütztes Gebäude im Zentrum von Zella-Mehlis einer sinnvollen Nutzung zugeführt würde. Die räumlichen Probleme des jetzigen Museums würden damit gelöst. Darüber hinaus stellt die inhaltliche Gliederung des geplanten Museums eine direkte Fortführung des Waffen- u. Kleineisenmuseums dar, welches bis 1945 in Zella-Mehlis existierte. Und nicht zuletzt kann so ein attraktiver Anziehungspunkt für Einheimische, Touristen und Bildungseinrichtungen sowie für Sammler, Wissenschaftler und Fachleute des In- und Ausland geschaffen werden.

Lutz von Nordheim
Leiter d. Heimatmuseums

Rudolf Presber


Anmerkung der Redaktion:

Mit dem folgenden Artikel möchte der Autor ein Thema beschreiben, daß nicht unbedingt mit Zella-Mehlis oder unserem Verein zu tun hat. Vielmehr soll das Interesse des Lesers für die Schriften des Literaten Presber geweckt werden. Der Museumskurier soll ja durchaus auch für allgemeine Themen offen sein, welche interessant und mitteilenswert sind. Wir möchten damit auch dazu aufrufen, der Redaktion interessante Artikel für den Museumskurier zur Veröffentlichung zuzusenden.

Rudolf Otto Hermann Presber wurde am 4. Juli 1869 in Frankfurt/Main geboren. Bereits als Primaner am Karlsruher Gymnasium schrieb er das Festspiel zur 300. Jahrfeier des Gymnasiums. Studium der Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte in Heidelberg und Freiburg folgten. 1892 Promotion in der Philosophie, in dem Jahr er auch Hedwig Dietz heiratete, von der er sich sieben Jahre später wieder trennte. Schon vor dem ersten Weltkrieg als Bühnenautor und Schriftsteller erfolgreich, war er zwischen den beiden Kriegen einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Erzähler.

Mit einem feuchten und einem heiteren Auge vermag er immer wieder an die Tiefen menschlichen Seelenlebens zu rühren, erweckt aber niemals den Eindruck des Gewollt-Tiefsinnigen, sondern besticht durch die Natürlichkeit und Frische einer begnadeten Künstler-Persönlichkeit.

1898 ging er nach Berlin und arbeitete als Feuilleton-Redakteur und Theaterkritiker bei der Zeitung "Post" bis 1905. Erinnerungen an Reisen nach Ägypten, Palästina, Türkei und Griechenland aus jener Zeit finden wir in manchen Erzählungen.

Eine Reihe von humoristischen Geschichten mit dem Titel "Von Leutchen die ich lieb gewann" erschienen zuerst in der "Post", später als Buch. Theaterkritiken und Übersetzungen von ausländischen Theaterstücken folgten.

1905 war er zunächst Schriftleiter der "Lustigen Blätter", denen er bis zum Tode treu blieb. In dieser Position arbeitete er mit den besten deutschen Karikaturisten seiner Zeit zusammen. Nachdem seine ersten Theaterstücke erfolgreich an mehreren deutschen Bühnen liefen, manchmal standen in einer Spielzeit drei Stücke von ihm auf den Plänen der Berliner Theater, löste er sich aus seiner festen Anstellung, um als freischaffender Schriftsteller tätig zu werden.

1909 heiratete er seine zweite Frau, Emma Otten, eine Holländerin und zog mit ihr in die nach seinen Plänen gebaute Villa in der Trabenerstraße im Grunewald. Sein zweites Häuschen stand in Morcote am Luganer See.

Während des ersten Weltkrieges stand Presber zu Kaiser und Vaterland. Ehrenamtlich war er im Kriegspresseamt tätig. Der Kaiser empfing ihn oft und lud ihn auch noch später in Doorn ein. Krieg und Inflation hatten genommen, was zu nehmen war. Jahre später nach Verbesserung der finanziellen Situation, erstand er im lieblichen Graal an der Ostsee ein Häuschen, in dem die Kinder ihre Sommer zwischen Wald und Meer verleben durften. Mit ehrlichem Schmerz erfüllt, mußte er es erst wieder aufgeben, als die Pflichten der Schule den Kindern drei volle Sommerwochen nicht mehr erlaubten. Dies geschah nach zehn Jahren.

1922 - 1929 verbrachte Presber die Ferien mit seiner dritten Frau und den Kindern in Graal. Das Sommerdomizil Rudolf Presbers "Haus Ithaka" ist der Schauplatz eines gleichnamigen Buches.

Hinter heiteren Schilderungen der häuslichen Atmosphäre von Haus Ithaka mit seinen geladenen und ungeladenen Gästen und den unvorhergesehenen turbulenten Ereignisse eines Sommerurlaubes an der See spürt man das eigene Erleben, die Wahrhaftigkeit der nicht überzeichneten Gestalten und auch sehr Ernstes und Besinnliches. Aus seiner religiösen Grundeinstellung nahm er die Kraft um auch über die schweren Dinge hinweg zu kommen.

Der Verlust des Häuschens in Morcote und der Grunewaldvilla zwang ihn zur Suche nach einer Stadtwohnung, wie er sie in der Sächsischen Straße fand.

Seine letzten Jahre verbrachte er in der von ihm benannten Villa Eva in Rehbrücke bei Potsdam. Es wurden schwere Jahre für ihn. Mit dem Zusammenbruch in der Weltwirtschaftskrise verlor er abermals sein wieder hart erarbeitetes Vermögen.

Ab 1933 kamen Schwierigkeiten in Bezug auf die Herausgabe von Büchern hinzu. Ein Grund dafür lag die in allen Arbeiten zum Ausdruck kommende liberale Einstellung zum Judentum und in der nicht verhohlenden Abneigung gegen die braunen Auswüchse, die er mehrmals zum Ausdruck brachte. Die daraus resultierenden Sorgen als Vater von vier unmündigen Kindern belasteten ihn genauso sehr wie beruflicher Druck.

Nach reichem Schaffen verstarb er am 30. September 1935 im Potsdamer St.-Josephs-Krankenhaus während einer Bruchoperation. Sein Humor der sich über den täglichen und oft deprimierenden Alltagskram erheben kann, tut uns allen gut. Seine Erzählungen sind in helle Farben getaucht, die selbst die ersten Szenen von einem wehmütigen Humor überhauchen.

Auswahl seiner Werke/Auflagen

  • Der Rubin der Herzogin 32
  • Die Zimmer der Frau von Sonnenfels 36
  • Der silberne Krannich 40
  • Mein Bruder Benjamin 70
  • Der Retter in der Not ?
  • Die Rose seiner Majestä ?
  • Liselotte von der Pfalz 1934 von UFA verfilmt
  • Der Kampf mit dem Alltag ?
  • Die bunte Kuh 30
  • Von Leutchen, die ich lieb gewann ?
  • Die Diva und andere Satiren ?
  • Media in vita ?
  • Der Weg zum Ruhm ?
  • Von Kindern und jungen Hunden ?
  • Die sieben törichten Jungfrauen ?
  • Der Tag von Damaskus ?

Jürgen Wagner
Feldgasse 42
98544 Zella-Mehlis

Termine 1998

30. April
Walpurgisnacht im Bürgerhaus. Höllisches Spektakel für große und kleine Hexen (Beteiligung des Geschichts- und Museumsvereins)

09. Mai
Wanderung des Geschichts- und Museumsvereins entlang der Zella-Mehliser Grenzen - Grenzsteinwanderung

09.-10. und 16.-17. Juli
Projekttage für Kinder (Mundart)

22. August
Museumsfest an der Gesenkschmiede Lubenbach

29. August
Sommerfest des G.u.M.V. am Regenberg

11.-13. September
9. Stadtfest in Zella-Mehlis, Ruppertusmarkt. Beteiligung des Geschichts- und Museumsvereins mit Museumsfest am Heimatmuseum

02.-04. Oktober
Kirmes in Mehlis, Teilnahme am Umzug

24. Oktober
Jahreshauptversammlung des Geschichts- und Museumsvereins mit Vorstandswahl 14.00 Uhr in der Scheune des Bürgerhauses

20. November
19.30 Uhr Spinnstubenabend in der Scheune des Bürgerhauses

04.-05. Dezember
Markt Mehlis, Nikolausmarkt

16.-20. Dezember

Rathausplatz Zella-Mehlis, Weihnachtsmarkt

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Der Museumskurier Heft 4 1998


Vorwort der Redaktion

Liebe Museumsfreunde!
Wir können wieder auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Das Projekt unseres zukünftigen neuen Museums in der ehemaligen Beschußanstalt gedeiht prächtig. Davon konnten sich am Tag des offenen Denkmals bei einer Führung die Teilnehmer überzeugen. Wir empfehlen allen unseren Mitgliedern, so sie Gelegenheit finden, sich ein Bild vom Fortgang der Arbeiten zu machen. Unser Mitglied Frank Eiselt ist im Rahmen einer ABM dort mit der Koordination betraut. Er gibt allen Interessenten gerne Auskunft zum Stand der Arbeiten. Wir möchten auch alle unsere Mitglieder bitten für das Projekt zu werben und eventuell Interessenten und Sponsoren gewinnen. Dafür gibt es ab sofort, eigens für die Beschußanstalt, ein Spendenkonto bei der Stadtverwaltung Zella-Mehlis:

Bank: Rhön-Rennsteig-Sparkasse
BLZ: xxxxxxxxxxxxx
Kto.: xxxxxxxxxxxxxx
Zweck: Spende Beschußanstalt VWG 1.038

Auch unser Internetprojekt hat mittlerweile einen ganz schönen Umfang angenommen, davon konnten sich die zur Jahreshauptversammlung im Oktober anwesenden Vereinsmitglieder ein Bild machen. Da die Telekom jetzt mehr Speicher für Internetangebote zur Verfügung stellt, haben wir vor unser Angebot zu erweitern. Darüber werden wir berichten bzw. das Ergebnis auf der nächsten Jahreshauptversammlung vorstellen, damit alle Mitglieder einen Einblick bekommen, da ja nicht jeder die Möglichkeit hat das Internet u nutzen. Mit Blick auf weitere Erfolge wünscht der Vorstand allen Mitgliedern und Museumsfreunden ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes Neues Jahr 1999. Für unsere weiteren "Museumskuriere" wünscht sich die Redaktion viele interessante Beiträge.

Der Vereinsvorstand und die Redaktion

25 Jahre Hirtenbläser Zella-Mehlis

Hirtenbläser
Die Hirtenbläser

Das Heimatmuseum in Zella-Mehlis wurde ab 1961 in dem noch heute bestehenden Haus am Mehliser Markt neu eingerichtet. Es entstand auch eine Abteilung zur Viehhaltung und Hirtenwesen. In dem letzten Jahrzehnt damals ging man von der freien Waldhut zur Koppelweide mit den Rinderherden über. Die bis dahin im Gebirgswald tätigen Rinderhirten (auch Hutmänner) fungierten danach noch als "Weidewärter" und waren zum Teil noch bis 1973/74 beim städtischen "Hirtenfest" zu erleben.

Die damals geblasenen Hirtenrufe (Signale) auf Holz- und Metallhorn haben wir, Werner Ansorg und Claus Amberg, uns gemerkt und bei zunächst örtlichen Anlässen, wie Kinderferienlager u.a. Volksfesten, selbst geblasen. Ebenfalls damals waren die "echten" Rinderhirten Hans Jürgen Schneider und Erich Hanf beim "Hirtenfest" mit ihrem Holz bzw. Metallhorn beim Wettstreit zu erleben. (siehe Ehrenpreise und Pokale im Heimatmuseum)

Claus Amberg war beim 1973er Hirtenfest in der Bewertungs-Jury des Wettblasens dabei und blies als Beweis des Laienkönnens den Zellaer Hirtenruf.

Nach diesem urigen Anfang und zur Bewahrung der kulturellen Tradition des Hirtenwesens (laut Werner Ansorg als "lebendiges Museum") ergab sich entsprechend der steigenden Nachfrage von Kulturveranstaltern die Entwicklung einer kleinen Museumsgruppe. Mit Fuhrmannskittel, Manchesterhose und -jacke, schwarzem Hut und buntem Halstuch, vor allem mit selbstgebauter sogenannter Hirten-"Schalmei" (richtig: Horn) wurden wir bei den ersten Auftritten oft belächelt.

Das Heimatmuseum bzw. der Geschichts und Museumsverein Zella-Mehlis e.V. sind bis heute die Heimstatt der von allen bisherigen Veranstaltungspartnern kurz genannten "Hirtenbläser Zella-Mehlis" geblieben.

Presse, Rundfunk, Fernsehen, Hotels, Veranstalter vieler Art - auch Rentnerheime, Schulen, Krankenhäuser, Kirchen etc. - verpflichteten uns zu Auftritten von Anfang an. Höhepunkte waren und sind u.a. Adlersberg- und andere Bergfeste, Blütenfeste des Rennsteiggartens Oberhof, Stadtfeste in und um Zella-Mehlis. u.a.m. Sogar im östlichen und westlichen Ausland erklangen unsere Hirtenhörner, Birkenblätter, Maultrommeln, Brummtopf, Kuhglocken (Schellen) und andere Klangkörper unserer "Wäldlervorfahren".

Nunmehr bestehen wir "Hirtenbläser Zella-Mehlis", das sind Werner Ansorg, Frank Eiselt, Lothar Schreier, Karl-Heinz Hartmann unter organisatorisch-musikalischer Leitung von und mit Claus Amberg also 25 Jahre und wir hoffen auf weitere gute Resonanz in unserer Bevölkerung und bei Touristen von nah und fern.

Mit einem anpassungsfähigen, bis 1 Stunde dauernden Programm - unterteilt nach "Hirtenalltag" und "Hirtenfreizeit" - machen wir uns und unseren Gästen gerne immer wieder eine Freude und tragen gleichzeitig zur Bewahrung guten Heimatbrauchtums bei. Hiermit nun grüßen wir herzlich alle Leser unseres "Museumskuriers" und wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr.

Euere "Hirtenbläser Zella-Mehlis"

Claus Amberg

Erstes Mundartprojekt für Schüler


Daß bei uns "hinter" dem Thüringer Wald, wie zum Beispiel in Zella-Mehlis, Benshausen oder Steinbach-Hallenberg anders gesprochen wird als "vor dem Wald", zum Beispiel in Arnstadt und in Gotha, ist wohl jedem schon bekannt.

Das hat seinen Grund in der Herkunft der Menschen, die vor sehr langer Zeit nach Thüringen kamen. Die Sprache unserer damaligen Vorfahren mischte sich mit der Sprache der neu Hinzugekommenen. So entstanden die unterschiedlichen Mundarten. Die bei uns in Zella-Mehlis gesprochene Mundart nennt man die "Hennebergisch-Fränkische" Mundart.

Bemühungen um die Erhaltung dieser Mundart sind in der heutigen Zeit eigentlich zum Scheitern verurteilt, da diese nicht mehr aktiv, außer von älteren Einwohner, gesprochen und gepflegt wird. Nichts desto trotz wurde die Idee geboren, der heranwachsenden Generation einen kleinen Einblick in die sprachlichen Besonderheiten unserer Heimat zu bieten.

Nach wochenlanger Vorbereitung fand in der Zeit vom 7.Juli - 22.Juli 1998 das erste Mundartprojekt für Schüler der 3. - 6. Klassen aus Zella-Mehlis statt, an dem 25 Klassen mit ca. 550 Schülern begeistert teilnahmen.

An der Planung und Durchführung waren das Fremdenverkehrsamt, das Heimatmuseum und der Geschichts- und Museumsverein beteiligt. Die Koordination lag dabei in den Händen des Fremdenverkehrsamtes (Marietta Schlütter, Jaqueline Langenhan). Seitens des Heimatmuseums und des Vereins wurden die praktische Umsetzung realisiert. Auch die Lehrer des Zella-Mehliser Schulen wurden im der Vorbereitungsphase mit einbezogen, um die Verbindung zum Heimat- und Sachkundeunterricht bzw. in den höheren Klassenstufen zum Deutschunterricht zu gewährleisten.

Von unseren Mitgliedern Claus Amberg und Lothar Schreier wurde eigens zu diesen Projekttagen eine "Mundartfibel" als Arbeitsgrundlage für den theoretischen und praktischen Unterricht erstellt.

Inhaltlich orientiert sich diese Fibel an der Ausstellung des Heimatmuseums und neben dem lustigen Verschen von der "Härtrefra" fand auch eine kleine Liste mundartlicher Begriffe Aufnahme.

Der theoretische Unterricht fand an insgesamt vier tagen (09./10.Juli und 16./ 17.07.Juli) in der Scheune des Bürgerhauses statt. Unsere Mundartexperten Walter Mai und Claus Amberg bereiteten den "Unterricht" vor, die etwas anderen "Schulstunden" waren von anstrengender Vokabelpaukerei weit entfernt. Sie vermittelten in Form von Plauderstunden die für Zella-Mehlis typische hennebergisch-fränkische Mundart. Am besten kam bei den Kindern die "Härtefra" an, die zu Hirtenhorn-Klängen von Claus Amberg gemeinsam gesungen wurde.

Nach dem "Unterricht" im Bürgerhaus ging es dann ins Heimatmuseum, wo die Kinder eine mundartliche Führung mit unserem "Neubäck" erlebten. Wie in der Schule wurden natürlich den Kindern Hausaufgaben aufgegeben. Bis zum 20. August mußten die Kinder zwölf Fragen in Form eines Mundart-Quiz beantworten, bei dem man natürlich auch gewinnen konnte. Die fünf Gewinner wurden dann am 22. August im Rahmen des Schmiedefestes an der "Gesenkschmiede" ermittelt.

Damit aber nicht nur die 5 Hauptgewinner etwas von ihren Mühen hatten, diente ein Abschnitt des Hausaufgabenzettels als Freikarte für einen Museumsbesuch mit der ganzen Familie. Dieses unser erstes Mundartprojekt mit Schülern kann als ein voller Erfolg gewertet werden. Nicht nur wir und die Lehrerschaft sondern auch die Kinder selbst zeigten durch ihr Interesse, daß es allen etwas gebracht hat.

Interessantes zur Beschußanstalt

Im Rahmen der Forschungstätigkeit zur Geschichte des Goldlauterer Bergbaues wurden im Suhler Stadtarchiv zwei Akten zur Preußischen Beschußanstalt Suhl gefunden, welche auch interessantes zur Beschußanstalt in Zella-Mehlis enthalten.

Dabei handelte es sich einmal um ein "Verzeichnis der Hersteller in Suhl sowie auswärtige Hersteller 1927 - 37" (Stadtarchiv Suhl, 2.5/89). Hierin finden sich lediglich zwei für Zella-Mehlis relevante Firmen, die "Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik Sömmerda" (Ehrhardt) sowie die Fa. Richard Jäger aus Zella, welche den Waffenbeschuß in Suhl durchführen ließen.

Als äußerst interessant und ergiebig zeigte sich der zweite Aktenvorgang "Beschußanstalten Suhl und Zella-Mehlis 1944 - 49" (Stadtarchiv Suhl, 2.5./70). Die zahlreichen Informationen geben unter anderem Aufschluß darüber, welche Umstände dazu geführt haben, daß das Beschußamt in Zella-Mehlis aufgelöst wurde und nur noch das Beschußamt Suhl bis in die heutige Zeit seine Tätigkeit fortsetzen konnte.

Vorausgeschickt sei noch ein kleiner Hinweis. Bei der in diesem Aktenbündel genannten Beschußanstalt handelt es sich nicht um das Gebäude, welches in den kommenden Jahren als neues Domizil für das Heimatmuseum Zella-Mehlis dienen soll. Der Leser der anläßlich des 100. Jubiläums der Zella-Mehliser Beschußanstalt herausgegebenen Broschüre weiß, daß Ende der 30'er bis Anfang der 40'er Jahre ein neues Beschußanstaltsgebäude in der Dörrnbachstraße errichtet wurde, zuletzt Sitz der "Central-Möbel GmbH", und in der alten Beschußanstalt eine Metallverarbeitungsfirma, bis zur Wende der damalige "VEB Spannzeuge", ihre Produktionsräume hatte. Die folgenden Ausführungen beziehen sich nur auf das Gebäude in der Dörrnbachstarße.

Gegen Ende des Krieges wird der zunehmende Druck auf die deutsche Zivilbevölkerung auch in Zella-Mehlis deutlich. Zahlreiche Familien aus anderen Teilen Deutschlands, vor allem Bombengeschädigte, müssen in unserer Stadt untergebracht werden. Da der Wohnraum wahrscheinlich zunehmend knapp wurde, mußten auch in den Räumen der Beschußanstalt Zimmer hierfür zur Verfügung gestellt werden.

So wurde ein Raum mit 34 m² Wohnfläche an eine Familie Wentz vermietet. Seit wann diese Familie dort wohnt und wo sie herkommt geht aus den Akten leider nicht hervor, es ist nur vermerkt, daß die Tochter seit dem 22. Oktober 1944 hier beschäftigt ist. Der Vater arbeitet bei der Fa. Walther und die Mutter soll im Notfall ebenfalls in der Beschußanstalt beschäftigt werden. Weiterhin hat noch der Hausmeister Lothar Weiß seine Wohnung in der Anstalt welche er allerdings seit Dezember 1943 nicht mehr benutzt, da er im Walther-Werk in Hamburg-Neuengamme tätig ist und beabsichtigt sich dort Wohnraum zu schaffen.

Mit dem Einmarsch der Amerikaner im April 1945 stellt die Beschußanstalt den Betrieb ein, sämtliche Wohnungen werden geräumt und in dem Gebäude die Kommandantur eingerichtet, welche ab Juli 1945 von der russischen Kommandanten beschlagnahmt wird und ebenfalls zunächst als Dienstgebäude für die Kommandantur dient. Nach den Berichten von Zeitzeugen gab es noch mehrere Häuser in Zella-Mehlis welche als Kommandantur dienten. In den vorliegenden Akten wird ausschließlich die Beschußanstalt genannt. Möglicherweise hat sich wohl hier und da ein Kompaniechef unter der Bezeichnung eingenistet und seine "Kommandantur" eingerichtet. Es ist aber anzunehmen, daß die großen Räume, ebenso wie Turnhallen und Schulen zur Unterbringung der Mannschaften dienten, nicht aber als offizielles Dienstgebäude. Denn was wäre besser geeignet als das Rathaus um eine solche Dienststelle einzurichten.

Der Direktor der Zella-Mehliser Beschußanstalt, Herr Paul Weiß, ist jetzt auch kommissarischer Leiter der Suhler Beschußanstalt, da der Suhler Direktor als ehemals aktives Mitglied der NSDAP beurlaubt ist. Es gibt auch erste Überlegungen, wie sich die Zukunft beider Einrichtungen gestalten soll, dabei wird dem Gebäude in Zella-Mehlis der Vorzug gegeben, da es erst kurz vor Kriegsbeginn eigens für diesen Zweck gebaut und eingerichtet wurde. Hinzu kommt noch, daß das Gebäude der Suhler Anstalt in Folge der Kriegseinwirkungen (Artilleriebeschuß) stark beschädigt ist. Allerdings, so wurde eingeschätzt, ist das Gebäude in Zella-Mehlis für den zu erwartenden Beschußbetrieb viel zu groß, so daß die Vermietung von Wohn- und Gewerberaum in Betracht gezogen wurde.

Sofort gab es einheimische Firmen, welche von den Plänen irgendwie erfahren haben oder nur einfach einen guten "Riecher" hatten. Dies bezeugt ein Schreiben der "Fa. Rudolf Kerner / Metallwarenfabrik / Suhl i. Thür." an den Direktor Weiß vom 16. August 1945. Er schreibt, daß wegen der vorliegenden vielen Aufträge eine Erweiterung seiner Firma möglich wäre und damit weitere Menschen eine Arbeit finden könnten. Dabei bewirbt er sich um den Kauf der Gebäude der Suhler Beschußanstalt, die nach seiner Beobachtung und Einschätzung auch in Zukunft brach liegen würden, zumal sich das moderne Zella-Mehliser Gebäude viel besser eignen würde. Abschließend bittet er darum seinen Kaufantrag an die Regierung weiter zu leiten und zu unterstützen. Hierzu sei noch angemerkt, daß die Fa. Kerner schon einige Zeit zuvor einige Räume dort für die Produktion gemietet hatte. Ein Verkauf kommt in der folgenden Zeit und später nicht zustande, da sich die Dinge anders entwickeln als zunächst angenommen.

Zunächst wird der Beschußbetrieb so gut es geht in der Suhler Beschußanstalt für beide Orte durchgeführt solange das Gebäude in Zella-Mehlis von den "Russen" belegt ist. Im Gegensatz zur Suhler Institution, wo noch die gesamte Beschußeinrichtung unversehrt vorhanden ist, haben die "Russen" in Zella-Mehlis das Inventar vollständig zerschlagen und unbrauchbar gemacht. Außerdem hat die Zella-Mehliser Stadtverwaltung die Gebäude nach Auszug der "Russen" unter Sequester genommen, d.h. praktisch enteignet. Dieser Umstand wird in einem Schreiben des Landesamtes für Finanzen an das Staatshochbauamt, vom 11. September 1946, als zu Unrecht erfolgt festgestellt. Zudem erfahren wir aus einem Schreiben vom Thüringischen Nebeneichamt Ende November 1946, daß einige Räume schon von der Stadt Zella-Mehlis an die Firma Otto Mees aus Erfurt vermietet wurden.

In den folgenden Jahren kommt es zu intensiven Verhandlungen und Korrespondenzen über die weitere Verfahrensweise an denen folgende Institutionen beteiligt sind: Landesamt für Finanzen, Landesamt für Wirtschaft, Eichdirektion Thüringen, Staatshochbauamt Schmalkalden, Beschußamt Zella-Mehlis und die Stadtverwaltung Zella-Mehlis. Unter anderem geht es um die Rechtmäßigkeit der Sequestierung durch die Stadt Zella-Mehlis. Weiter werden damit auch die Mietverträge zwischen der Stadt und der Firma Mees angefochten. Interessant ist dabei der Umstand, daß der Bürgermeister mit der Firma Mees am gleichen Tag zwei Mietverträge über dieselbe Sache mit unterschiedlichem Inhalt und zweierlei Miete, abgeschlossen hat. Aus den Verhandlungen geht auch hervor, das in der Firma Mees im November 1946 ca. 120 Personen in zwei Schichten arbeiten. Zu dieser Zeit stellt der Betrieb Holzabsätze (ca. 1 Million Paar pro Monat) her und hat vor in nächster Zeit die Produktion von Holzspanplatten zu beginnen. Staatlicherseits werden Kompromisse vorgeschlagen, dergestalt, daß beide, die Fa. Mees und das Beschußamt in einem Gebäude arbeiten könnten, zumal keine größeren Mengen an Waffen mehr hergestellt würden.

Am 14. November finden mehrere Besprechungen und Begehungen zur Lösung der Querelen um die Beschußanstalt statt. Verhandlungsorte sind das Rathaus in Zella-Mehlis, das Beschußamt in der Dörrnbachstraße und die Beschußanstalt Suhl. Teilnehmer sind Oberregierungsrat und Eichrat Kientsch aus Ilmenau, Regierungsbaurat Eicke vom Weimarer Ministerium, Regierungsbaurat Ehrhardt vom Staatshochbauamt in Schmalkalden, Bürgermeister Böhme und Beschußdirektor Weiß, beide Zella-Mehlis, Herr Mees und sein technischer Leiter Herr Fischer. In diesen Beratungen werden die jeweiligen Bedürfnisse und Verhältnisse der Verhandlungsparteien zur Sprache gebracht, auch fehlt es nicht an geeigneten Kompromißlösungen. Auf Grund der politischen und wirtschaftlichen Situation sitzen die Stadt Zella-Mehlis und die Fa. Mees offensichtlich am längeren Hebel. Trotz aller Versuche sind die Verhandlungen zum Scheitern verurteilt, mit dem Ergebnis, das die Beschußanstalt in Suhl letztlich bestehen bleibt und die Zella-Mehliser als Fabrikgebäude genutzt wird.

Lothar Schreier
Rodebachstraße 25
98544 Zella-Mehlis

Terminvorschau 1999

16.01.
Jahresfeier des Vereins in der AWP ("Zimmermannsvilla" in der Lämmermannstraße)

20.02.
Spinnstubenabend in der Scheune des Bürgerhauses

März
Geländebegehung zur Auffindung alter Bergbauanlagen

30.04.
Walpurgisnacht rund ums Bürgerhaus

Mai
Wanderung entlang der Grenzen von Zella-Mehlis (Teil 2) vom Rondell zum Wilhelmstal

28.08.
Sommer- und Familienfest des Vereins

10.-12.09.
Stadtfest Zella-Mehlis (10. Ruppertusmarkt, 80 Jahre Vereinigung von Zella St. Blasii und Mehlis)

6.10.
Jahreshauptversammlung und Vorstandswahl

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Der Museumskurier Heft 5 Juli/1999


Zum Gedenken an Heinrich Schreier

Am 02. Mai 1999 rang eine heimtückische, unheilbare, jedoch geduldig ertragene Krankheit den eisernen, langjährigen Widerstand unseres Gründungsmitgliedes und Freundes Heinrich Schreier endgültig nieder. Ein reiches Leben hat sich damit in Würde und in Ehren vollendet. Es verlosch ein von schöpferischer Kreativität geprägter Geist. Obwohl er auch schmerzliche Ereignisse hinnehmen mußte, die ihn nicht unbewegt ließen, hat er das nie auf sein Umfeld durchschlagen lassen, auch dann nicht, als er selbst um die Schwere seiner Krankheit wußte. Seiner realistischen Lebensphilosophie, seinem Humor und der Akzeptanz der kleinen menschlichen Unvollkommenheiten kamen die präzise karikierenden Zeilen seine Lieblingsschriftsteller Mark Twain, Eugen Roth, Loriot und besonders Wilhelm Busch entgegen. Ihre Werke machte er oft zur Grundlage eigener lyrischer Arbeiten und so soll an dieser Stelle ein kleines Gedicht von Wilhelm Busch zitiert werden, welches in gewisser Weise auch seiner eigenen Lebensart und Darstellung nahe kommt:

"Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
kommt er dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil das so ist,
und weil mich doch der Kater frißt,
so will ich keine Zeit verlieren,
will ein wenig quinquilieren,
und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, - scheint mir -, hat Humor."



In Achtung, Dankbarkeit und gutem Gedenken nahmen wir am 7. Mai auf dem Waldfriedhof in Zella-Mehlis von unserem Mitglied Heinrich Schreier Abschied. Er wird als weitsichtiger und tolerantere Mensch in unserer Erinnerung weiterleben, denn er war ein angenehmer Zeitgenosse und Freund mit viel Humor und vollem Ernst.

Der Vorstand des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis e.V.

Abriß der Bergbaugeschichte des Ortes Goldlauter

Die ersten sicheren archivalischen Hinweise zum Bergbau im Bereich des finden wir in einem Bericht des Rentmeisters Georg Emes an den Grafen Wilhelm IV. von Henneberg aus dem Jahre 1519. Hierin wird der Bergbau auf Silber in mindestens zwei Fundgruben an der Goldlauter erwähnt. Ein Jahr später werden in den Verzeichnissen der Kuxinhaber drei Bergwerke namentlich benannt. Es sind die Gruben "Sanct Wolfgangk", der "Erbstolln zum Heiligen Drey Königen" und "Sanct Dorotheen trost". Nach der raschen Entwicklung des Bergbaues und der Besiedelung des Tales der Goldenen Lauter ersuchen die Bewohner die Obrigkeit um die Erteilung des Siedlungsrechtes. Am 30.11.1546 schließlich verfügt Graf WILHELM IV. von Henneberg - Schleusingen mit einem Begnadigungsbrief die Gründung von Goldlauter. Das Gelände zwischen der Einmündung der Dürren Lauter und des Ramseltales wird zur freien Bebauung bestimmt. Zur Abgrenzung des Gebietes gibt der "Begnadigungs-Brieff über die bey Sula ereignete Bergwercke, It Confirmatio eine Wochen-marckts, 1546 No. 3." folgende Beschreibung, welche es uns ermöglicht den Grenzverlauf heute noch nachzuvollziehen:

" ...Vnnd damit die Leute destomehr neygung zubawen haben wir vor uns vnd unser erben inen das gehulz nechst daran vnnd darumb stossend. Mit namen so man Sula aus die Lauter hinauffen zum Bergkwergk wandern wil zur schneitmulen die an der Dhurn lauter gelegen ist. Do die golt vnnd Dhur lauter zusamen komen, daselbst sol sichs anfahen vnnd von der Dhurn lauter das wasser die golt lauter hinauf unten an dem untern Ramsertal hien dieselben golt lauter verner hinauf biss an das ober Ramsertal vnd das ober Ramsertale hinauf nebend der Sommers Wiese uf der lingken handt hien. biss auf den Rensteig. also. das alles was uff die Rechten handt liegt das sol in diese freiheit nicht gezogen werden, Den Rennsteig hinfuer vnter dem schneeheuslein hin nach der Suler Leuben zu, biss zum alten Wildenstall von dem alten wildenstall wie der Rügk geet. zwischen Berberg, Geiersberg vnnd der dhurn lauter. die rechten mitten oder hohe. den Rügk gleich herein, biss do bede wasser die Dhur vnnd goltlauter zusamen fliessen do dannen, desselb wasser furter, biss zum vrsprunge die goltlauter heist do die greniz. wie erstgemelt angegangen ist. ..."

 

Abb.: Abgrenzung der Bergbaufreiheit von Goldlauter

Zwanzig Jahre wird den Bergleuten freie Holznutzung und Bergbautätigkeit auf einer Fläche von knapp 500 Hektar gewährt, die zwischen Dürrer Lauter, Rennsteig und Ramseltal liegt. Außerdem wird das Jagen (außer Rotwild) und Fischen im ausgewiesenen Gebiet erlaubt. Weitere Vergünstigungen werden der "Bergkstadt Goldlauter" zugestanden, so daß sich viele Bergleute ansiedeln. Überall, wo der Acanthodesschhiefer zu Tage ausstreicht, werden Schächte angelegt. Aus dem Silbertal entsteht der Pochwerksgrund. Im 16. Jahrhundert sollen dort bis zu acht Pochwerke und drei oder vier Schmelzhütten gestanden haben. Der Bergbau auf Kupfer und Silber steht mehrere Jahrzehnte in voller Blüte.

Um den Landesherrlichen Einfluß auf den Bergbau besser ausüben zu können wird im Jahre 1556 von Wilhelm IV. eine erste Bergordnung für den Goldlauterer Bergbau erlassen. Dieser folgt zehn Jahre später durch Georg Ernst von Henneberg, dem Sohn Wilhelms IV., eine modifizierte Bergordnung, die nun auch den Ilmenauer Kupferschieferbergbau berücksichtigt. Teile dieser Bergordnung bleiben in einigen Gegenden Hennebergs bis ins 19. Jahrhundert gültig.

Um 1600 erlebt der Goldlauterer Bergbau seine erste Flaute, denn die oberflächennahen Flöze sind ausgebeutet, tiefere Schächte und längere Stollen müssen angelegt werden. Daneben bleiben nach dem Tode des letzten Henneberger Grafen im Jahre 1583 Vergünstigungen durch die neuen sächsischen Landesherren zunächst aus, was zu Verunsicherungen bei den Bergbaubetreibern führt. Schließlich kommt der Bergbau bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, 1618 bis 1648, völlig zum Erliegen.

Nach 1648 kommt das Leben allmählich wieder in Gang, es haben sich wieder mehrere Gewerken angemeldet, um an der Schieferwiese und am Rosenberg (= Rollwand) abbauen zu dürfen. Ab 1655 bemüht sich der Graf zu Hohenlohe und Gleichen (Ohrdruf) als Geldgeber um den Goldlauterer Bergbau und betreibt "wohl nicht zu großem Vorteil", wie es bei Christian Juncker heißt, Bergbau in Goldlauter. Schließlich werden im Jahre 1669 alle Aktivitäten eingestellt.

Der Graf zu Sayn und Wittgenstein erwirbt 1673 die Abbau rechte, nutzt sie aber nicht. Als Gruben werden um diesen Zeitpunkt, der "Tiefe Stollen" ("Hirschzunge"), die "Weiße Lilie", die "Goldene Rose", als Berge mit Bergbau die "Hohe Laite" (Goldlauterberg), der Rosenberg (Rollwand) und Hirschzunge erwähnt. Um 1680 liegt der Bergbau völlig brach, die Einwohnerliste von 1682 weist bei 429 Einwohnern keinen Bergmann aus!

Anfang des 18. Jahrhunderts wächst langsam das Interesse am Bergbau wieder. So werden am 10.11.1710 Schmelzproben durchgeführt, mit annehmbaren Ergebnissen von Kupfer und Silber. In einem Schreiben des Schleusinger Bergrats Hartung, im Jahre 1717, an seinen Landesherren Moritz Wilhelm zu Sachsen-Naumburg-Zeitz, wird der Kirchberg in Goldlauter für abbauwürdig befunden.

Zehn Jahre später wird von reger bergbaulicher Tätigkeit an den Gruben "Weiße Lilie", "St. Jakob" in Goldlauter und "Margarethe" an der Hofleithe in Suhl, die auf Kupfer und Silber betrieben werden, berichtet. Es beteiligen sich 41 Personen aus Goldlauter, Suhl, Heinrichs, Schleusingen, Schmalkalden, Stanau, Aue, Schneeberg und Johanngeorgenstadt. 1733 wird der Bergbau, infolge verworrener Zustände im damaligen hennebergischen Bergbau eingestellt.

Zwischen 1766 und 1769 kommt erneut das "Bergfieber" über das Henneberger Land. Die Gruben "St. Jakob", "Goldene Rose" und "Hirschzunge" werden wieder aufgewältigt. Der Goldlauterer Pfarrer Anschütz hält 1769 eine Bergpredigt, die die Belebung des Bergbaus zum Inhalt hat und von den Bergleuten dringend erbeten worden ist. Sie ist die erste wieder seit hundert Jahren und fördert die Motivation der Bergbaubetreibenden maßgeblich.

Goethes Bemühungen um den Ilmenauer Bergbau führen schließlich dazu, daß er im September 1780 den Goldlauterer Bergbau besichtigt. Offenbar ist der Ruf und der Zustand der Goldlauterer Grubenanlagen so gut, daß der auf vielen Gebieten begabte Weimarer Dichter und Minister, sich persönlich zur "Werksspionage" in den Pochwerksgrund begibt. Am 7. September besucht er die "Goldene Rose" und bringt in einem Brief an Frau Stein seine Zufriedenheit zu Ausdruck.

In den folgenden Jahren wird im Bereich der Unteren Pfarrwiese im Pochwerksgrund eine Schmelzhütte errichtet. Eine erneute Schmelzprobe in den Jahren 1783/84 von Erzen der "Goldenen Rose" und der "Hirschzunge" bringt nicht das erhoffte Ergebnis, der Bergbau kommt wieder zum Erliegen.

Nach den Vereinbarungen des Wiener Kongresses muß der Kreis Henneberg - Schleusingen, da sich Sachsen mit Napoleon verbündet hatte und nun zu den Verlierern gehörte, im Jahre 1816 an Preußen abgetreten werden.

Der Bergbau kommt aber erst wieder ab 1833 in Gang. Mit Genehmigung des zuständigen Bergamtes in Suhl werden in Goldlauter einige Bergwerke wieder in Betrieb genommen. In der "Weißen Lilie", der "Hirschzunge" und der "Goldenen Rose" wird wieder gearbeitet. In Goldlauter treten, gemeinsam mit mehreren Bürgern aus Suhl, 81 Teilnehmer zu einer Gewerkschaft zusammen. Mit Hilfe von Zuschüssen aus der niedersächsisch - thüringischen Bergbauhilfskasse wird der Betrieb bis 1838 aufrecht erhalten. Zwei Bergleuten wird 1843 die Erlaubnis zum Versuchsabbau im Stollen "Goldene Rose" erteilt. Ein Probeschmelzen in Kamsdorf erbringt jedoch ein negatives Ergebnis.

Der Suhler Hüttendirektor Alois Thoma mutet 1854 die Grubenfelder im Goldlauterer Revier und betreibt sie unter dem Namen "Ernestine". Die alten Stollen werden wieder aufgewältigt, neu verzimmert und verlängert. Der neue tiefe Stollen "St. Jakob" ist 30 m am Fuß der Rollwand ins Feld gebracht. Mit ihm wird ein Versuch unternommen die Schieferflöze in möglichst großer Teufe zu erreichen und abzubauen. Nach etwa 90 m werden 1858 die Arbeiten im ,"St. Jakob" eingestellt ohne den Schiefer erreicht zu haben. Der Bergbau wird bis 1859 von einer Kommanditgesellschaft "Goldlauterer Gewerkschaft" weiter betrieben, kommt aber, "infolge schwindelhafter Reklame zur Einfangung von Teilhabern" in juristische Schwierigkeiten.

Von 1860 bis 1870 (1880) arbeitet die Berliner Firma "Dietmar und Kelch" mit 30 bis 40 Knappen vorwiegend im Grubenfeld "Hirschzunge". Der Transport der Erze erfolgt mit Fuhrwerken nach Grimmenthal und weiter mit der Bahn nach Mansfeld zum Schmelzen. Der teure Transport ist schließlich der Grund für die endgültige Einstellung des Bergbaus in Goldlauter.

In den folgenden Jahren bis zum heutigen Tage gibt es nur noch historisches und naturkundliches Interesse am ehemals umfangreichen Bergbau in Goldlauter. Davon zeugt der im vergangenen Jahr angelegte "Bergbau-, Lehr- und Wanderpfad" im Pochwerksgrund bei Goldlauter dessen Besuch jedem Interessierten wärmstens zu empfehlen ist.

Quellen: Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar; Thüringisches Staatsarchiv Meiningen; Landesarchiv Magdeburg - Landeshauptarchiv; Landesarchiv Magdeburg - Außenstelle Wernigerode; Stadtarchiv Suhl; Kirchenarchiv Goldlauter; Anschütz, G.M., Am Fastnachtstage 1769 gehaltene Predigt...., Goldlauter 1769; Freiesleben, J.C., Geognostische Arbeiten, Band IV, Freiberg 1815; Werther, F., Chronik, Suhl 1846; Brassert, H., Berg-Ordnungen der Preußischen Lande, Köln 1858; Höhn, W., Hennebergische Bodenschätze, In: Schriften des Hennebergischen Geschichtsvereins Nr. 2 Schleusingen 1909; Heym, R., Goldlauter ein Heimatbuch, Zella-Mehlis Meiningen 1996; Henneberger Heimatblätter; Henneberger Kreisblatt; Ortsnachrichtenblatt für die Stadt Suhl; Suhler Zeitung

Lothar Schreier
Rodebachstraße 25
98544 Zella-Mehlis

Wider Feuersbrunst und böse Geister

 


Abb.: Versicherung der Altvordern gegen Feuer, Blitzschlag u.s.w. - Eier (eiförmige Steine) im Dachgebälk der Beschußanstalt

In allen Bereichen des Lebens trifft man immer wieder auf Dinge, Vorkehrungen oder Bräuche, welche unsere Vorfahren anwandten, um sich und Ihr Hab und Gut vor Bösem zu schützen oder das Glück zu binden. Einiges wird als Tradition selbstverständlich von uns weitergeführt, denken wir nur an Silvesterknallerei und Polterabend oder das Hufeisen über der Tür. Das Meiste ist aber im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten, verloren gegangen oder wir glauben einfach dieser Mittel nicht mehr zu bedürfen.

So ist es immer wieder interessant, auf Zeugnisse alten Brauchtums zu treffen, wie es dieser Tage in der ehemaligen Beschußanstalt geschah. Die Umbauarbeiten sind in vollem Gange. Um an die tragenden Konstruktionen zu kommen, deren Zustand zu prüfen und eventuelle Auswechslungen vornehmen zu können, müssen alle Verkleidungen und Einbauten entfernt werden.

So wurde durch die in der Beschußanstalt tätigen ABM-Kräfte auch der Dachstuhl der ehemaligen Beschußhalle freigelegt. Beim Säubern der Konstruktionen stieß man auf weiße, ovale Kieselsteine, Quarze. Diese lagen an verschiedensten Stellen des Dachstuhls in den spitzen Winkeln von Kopfbändern und Pfosten oder Streben und Pfosten.

Die Steine haben eine Größe von einem Wachtelei bis zu einem Hühnerei, sie ähneln in Farbe, Form und Größe Eiern. So verwunderte es nicht, das tatsächlich auch noch ein Legeei (Gipsei) an einer solchen Stelle im Gebälk gefunden wurde.

Es ist der Glaube überliefert, daß Eier, wenn Sie an bestimmten Tagen gelegt wurden (Gründonnerstag oder Karfreitag) ewig haltbar sind und Böses abwenden können. So sollen solche Eier in das Mauerwerk oder Fachwerk bei Errichtung eines Gebäudes eingelegt, dieses später sowohl vor Feuer als auch Wetterunbilden schützen, ja sogar böse Geister vom Bauwerk abhalten.

Nun wurde die Beschußhalle in den Jahren 1905/1906 errichtet, einer Zeit in welcher es schon eine Bauordnung gab und man baukonstruktiv Maßnahmen gegen Blitzschlag und Feuer vornahm. Aber offensichtlich entsann sich ein Zimmerermeister oder Geselle, dieses Brauches und legte diese "Ersatzeier" in das Gebälk. Ob er der ewigen Haltbarkeit nicht traute oder einfach die "Gründonnerstagseier" im Laden aus waren, können wir heute nicht mehr sagen.

Schön ist es, das sich jemand dieses Brauches besann oder als Tradition fortführte. Wir können heute feststellen, daß die Beschußanstalt bisher nie brannte und auch kein Blitz eingeschlagen ist. Um dies auch fürderhin zu gewährleisten, sollten wir uns neben den Vorgaben der Bauordnung wohl auch dieser schöne Tradition erinnern.

Holger Wilhelm
Waldweg 1
98544 Zella-Mehlis

Anm.: Die Abbildung entstand nach einem Foto von Frank Eiselt

Termine 1999


21.08.
Gesenkschmiede Lubenbachtal ab 10.00 Uhr Schmiedefest

28.08.
Sommer- und Familienfest des Vereins am Buchenbrunnen mit Musik und Bratwurst.
Für Ortsunkundige Treffpunkt 14.00 Uhr am Heimatmuseum, Ortskundige finden sich ab 15.00 Uhr auf der Wiese am Buchenbrunnen ein.

10.-12.09.
Ruppertusmarkt (10. Stadtfest Zella-Mehlis, 80 Jahre Vereinigung von Zella St. Blasii und Mehlis, 888 Jahre Zella St. Blasii)

16.10.

Jahreshauptversammlung und Vorstandswahl, ab 14.00 Uhr in der Scheune des Bürgerhauses

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Der Museumskurier Heft 6/März 2000

In eigener Sache

Sehr geehrte Vereinsmitglieder!
Sie halten den ersten Museumskurier dieses Jahres in den Händen. Wie jedes Jahr, sind in diesem unter anderem die wichtigsten Termine für das Vereinsleben aufgeführt. Wir hoffen das alle Termine von vielen Vereinsmitgliedern genutzt werden.

Einen Termin in Kürze möchte ich dabei besonders erwähnen. Am Samstag den 01. April um 10.00 Uhr wollen wir für Vereinsmitglieder eine Führung durch die Beschußanstalt veranstalten. Es sollen sich die Interessierten ein Bild vom Fortgang und auch dem Umfang der Arbeiten machen können. Lassen Sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen.

Weiterhin möchte ich Sie aber noch von einigen wesentlichen Veränderungen bzw. Neuerungen in Kenntnis setzten. Mit diesem Brief erhalten Sie einen Überweisungsträger für den Vereinsbeitrag. Wir möchten Sie bitten, diesen zur Zahlung Ihres diesjährigen Mitgliedsbeitrages bis zum 30.04.2000 zu nutzen. Um die Beitragskassierung zu vereinfachen und übersichtlicher zu gestalten, werden wir künftig jedes Jahr einen solchen Überweisungsträger versenden. Der Einzahlungsbeleg dient Ihnen als Nachweis für die Entrichtung Ihres Beitrages. Es entfallen die bisher vorhandenen, aber unvollständig geführten Mitgliedsausweise aus Pappe. Diese haben sich nicht bewährt. Bis Ende des jeweiligen Jahres werden wir dann auch Spendenquittungen für den Beitrag versenden.

Damit komme ich bereits zur zweiten wesentlichen Änderung. Bisher konnten steuerlich nach § 10 b EStG absetzbare Spenden an den Verein nur über die Stadtverwaltung getätigt werden. Mit Inkrafttreten der neuen Durchführungsverordnung sind wir als Verein berechtigt, entsprechende, durch die Finanzämter anerkannte Spendenquittungen auszustellen. Dies vereinfacht die Abwicklung erheblich. Damit kann ab sofort auch direkt auf unser Vereinskonto gespendet werden. Von dieser Möglichkeit bitten wir im Falle einer Spende auch Gebrauch zu machen. Hier noch einmal die Bankverbindung :

Rhön-Rennsteig-Sparkasse BLZ xxxxxxxxxxx Konto-Nr. xxxxxxxxxxxxx

Sollte die Spende einem ganz konkreten Verwendungszweck dienen, ist dieser natürlich mit anzugeben.

In diesem Heft ist ein Spendenaufruf für einen ganz besonderen und ganz konkreten Zweck abgedruckt, es wäre schön, wenn Sie dafür die neue Handhabung der Spendenpraxis ausprobieren würden. Dies ist um so bedeutsamer, da es sich bei dem Stück um eine absolute, weltweite Einmaligkeit handelt, welche unbedingt in unserem künftigen Museum Platz finden sollte. Es haben bereits mehrere Zella-Mehliser Betriebe dafür Spenden zugesagt, so dass das Ziel auch tatsächlich erreichbar ist.

Die angeführten Neuerungen und Änderungen werden wir in eine Geschäftsordnung für den Verein einarbeiten. Diese soll künftig das formale Vereinsgebaren regeln. Wir werden den Entwurf dieser Geschäftsordnung an alle Mitglieder versenden und sie zur nächsten Mitgliederversammlung zum Beschluss stellen.

In Erwartung Sie häufig zu den aufgeführten Terminen zu treffen verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Holger Wilhelm

Aufruf

des Heimatmuseums Zella-Mehlis und des Geschichts- und Museumsvereines Zella-Mehlis e.V.

Unlängst erhielt unser Museum das einmalige Angebot, den bislang ältesten noch existierende Sachzeugen der Zella-Mehliser Automobilfertigung zu erwerben. Es handelt sich hierbei um das Chassis eines 10/60- Ehrhardt-Automobils mit 6-Zylinder-Motor mit oben liegender Nockenwelle - der letzte Pkw-Typ vor Beginn der Fertigung des legendären "Pluto". (siehe Abb.)

In Anbetracht der Unwiederbringlichkeit dieser preiswürdigen Offerte haben sich das Museum und der Vorstand des Geschichts- und Museumsvereines entschlossen, einen Aufruf um Unterstützung an alle geschichtlich Interessierten in und um Zella-Mehlis zu richten:

Bitte helfen Sie durch Ihre Spende mit, dieses für unsere Stadt außerordentlich bedeutsame und darüber hinaus technikgeschichtlich hochinteressante Objekt wieder in unsere Stadt zurück zu bringen, wo es vor 79 (!) Jahren hergestellt worden ist. Im zukünftigen Zella-Mehliser Stadtmuseum in der Beschußanstalt soll dieses Fahrzeug einen würdigen Platz erhalten und mit seiner Präsentation ein Vierteljahrhundert Automobilherstellung in Zella-Mehlis dokumentieren.

Gerne geben wir Ihnen im Heimatmuseum Informationen zu diesem Fahrzeug und zur Möglichkeit, sich für dessen Ankauf zu engagieren.

Lutz von Nordheim Leiter des Museums
Holger Wilhelm Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis e.V.



Abb.: 10/40 PS 4-Zylinder-Ehrhardt-Chassis von 1921

 

Mancherlei vom Brotbacken

Der Mensch hatte den Boden mit Getreide zu besäen gelernt und verstand die Gewonnenen Früchte des Feldes auf der Mühle in Mehl zu verwandeln. Damit war für seinen Tisch unendlich viel gewonnen; er konnte nun alle Tage Mehlsuppe und Mehlbrei kochen, vorausgesetzt, daß er es bis zu einem Topfe oder Kessel gebracht hatte. Im Nothfall ließ sich schon das Mehl, in Wasser gerührt, als Nahrung gebrauchen.

Der Araber in seiner Wüste lebt manchen Tag von einer Hand voll Mehl, die er des Abends auf solche Art genießt. Jedoch das Mehl führte ihn auch gar bald zum Brotbacken. Schon Melchisedek setzt seinem Freunde Abraham Brot und Wein vor, und Abraham, als er drei Fremde sieht, ladet sie sogleich gastfreundlich zu einem Bissen Brot ein, indem er aber gleich nachher seiner Sarah sogar heißt, für die Fremden Kuchen zu backen.

Beides wollen wir jedoch uns nicht vorzüglicher denken, als wie es noch jetzt in jenen Gegenden ist. Das Brot war Kuchen und der Kuchen Brot. Beides war Mehl, mit Wasser zu einem Brei eingerührt und zwischen zwei flachen, heißen Steinen gebacken, daß es selbst nur zu dünnen, flachen Scheiben geworden war. Von einem Gährungsmittel, von Sauerteig oder Hefen war hierbei wohl keine Rede, so wenig wie jetzt eine Araberin daran denkt. Es war ungesäuertes Brot, wie es die Juden noch heute während des Passafestes nach dem Gebote Moses genießen.

Viel jedoch war mit der Kunst, solche flache, harte Brotscheiben zu backen, in jedem Falle gewonnen. Sie hielten sich länger als Mehl, das in der Hitze leicht säuerlich werden kann oder von Insekten verdorben wird; mit Honig, mit Butter genossen, in Milch oder Wein geweicht, ließ sich von genügsamen Menschen doch manche Mahlzeit schmackhafter machen, als wenn man nur Mehl mit Wasser zu einem Brei verwandeln konnte.

Wie hoch die uns so klein dünkende Erfindung geschätzt wurde, erkennt man daraus, daß die Aegypter dieselbe ihrem ersten König Menes zuschrieben, und die Griechen zwei Böotiern, welche dieß Brotbacken in Asien gelernt hatten, es daheim im Vaterlande zu verbreiten, eine Bildsäule weihten.

Von Griechenland kam die große Kunst, schon fast 600 Jahre v. Chr., durch die Colonie der Phokäer nach dem südlichen Frankreich, und Italien, im Süden längst von Griechen bevölkert, konnte noch weniger zurückbleiben, ausgenommen nach obenhin, in Rom. Plinius wenigstens versichert, daß die Römer 400 Jahre lang sich bloß mit einem Mehlbrei begnügten, der mit Kohl und Rüben wechselte. Gutes Brot lernten sie, wie er sagt, erst schätzen, als sie Griechenland erobert und griechische Bäcker als Sclaven heimgeführt hatten.


Den dicken Mehlbrei in eine flache Scheibe unter zwei flachen, erhitzten Steinen oder wohl gar nur in heißer Asche zu verwandeln, war nicht mehr die Aufgabe dieser griechischen Bäcker. In Aegypten hatte man bereits den Backofen; wenigstens giebt es der alte Römer Suidas an und nennt einen gewissen Annus als Erfinder.

Ob indessen auch bereits der Gärungsprozeß bei seinem Brotbacken angewendet wurde, müssen wir unentschieden lassen; denn so viel ist gewiß, daß diese flachen Brotscheiben viele Jahrhunderte lang nachher noch gewöhnlich waren. Man brach das Brot so gern; Christus brach das Brot, als er mit seinen Jüngern die letzte Mahlzeit hielt. Messer und Gabeln kannte man nicht, und kennt sie heute noch nicht im Morgenlande, wenigstens gebrauchen sie die Bewohner nicht.

Mit den Fingern reißt man das Huhn oder das Lamm kurz und klein und die flache Brotscheibe vertritt die Stelle des Tellers; ein Stück von einem andern wird in die Brühe der Schüssel getaucht. Nach beendigter Mahlzeit verzehrt man wohl den ganzen Teller, wenn er Brühe und Fett genug eingesogen hat und saftig geworden ist. Selbst nachdem man bereits das Tischmesser eingeführt hatte, mußten solche flache Brotscheiben in Europa statt der Teller dienen, die ja noch in vielen Gegenden Europa's auf dem Lande nur zu hölzernen Scheiben sich gestaltet haben.

Später hatten große Standespersonen silberne und goldene Teller, nur der Arme begnügte sich immer mit solchen Brottellern. Unter Carl VII. spottet ein Dichter bitter über den Luxus der Bischöfe, über ihre goldenen und silbernen Buffets und setzt dann hinzu:

Die Armen, nun was haben sie?- Die Teller stets von Brot!

An manchen Tagen blieben diese Brotteller noch als alte Sitte im Gebrauch. Wenn die französischen Könige gekrönt wurden, ward die Tafel nur mit dergleichen besetzt und man verschenkte sie nachher an die Armen. Bei Ludwigs XII. Krönung wurden fast 1300 Dutzend solcher Brotteller verteilt.

Wann, wie und wo wurde der Sauerteig zum Brotbacken verwendet? Wahrscheinlich hat ihn der Zufall, der so manche Erfindung bedingte, zu brauchen gelehrt. Hatte ein Geizhals einmal etwas Brotteig übrig behalten, der nun sauer ward und doch nicht weggeworfen werden sollte, mischte er ihn deßhalb unter den neuen Teig, welcher sich nun zu seinem Erstaunen erhob und ein so herrliches, lockeres, hoch aufgegangenes Brot gab, wie es noch nie vorgekommen war: so lag das Geheimnis vor Aller Augen offen. Einige Versuche ließen bald das Verhältniß ermitteln, in welchem der Sauerteig zum Teige überhaupt stehen mußte.

Insofern ist die Erfindung gewiß uralt; schon Plinius erwähnt des künstlich zubereiteten Sauerteigs und selbst Bierhefen, was wieder an die Weinhefen denken läßt, welche zu seiner Zeit noch gewöhnlicher angewendet worden sein mögen. Was indessen den Gebrauch der Bierhefen beim Brot- und Kuchenbacken betrifft, so scheint er, obschon Plinius denselben erwähnt, dann viele Jahrhunderte lang verschollen gewesen zu sein. Als daher einige Pariser Bäcker von der Bierhefe im siebzehnten Jahrhundert Gebrauch machten, recht lockere, weiße Franzbrötchen mit Butter und Milch zu schaffen, wo der festere Teig ein stärkeres Gährungsmittel nöthig machte, als der Sauerteig gewährte, gerieth die ganze medicinische Facultät in Alarm und erst nach langer Prüfung ward die Erlaubniß zu fernerer Bereitung der Art gegeben.

Backen konnte sonst in der Regel jede gute Hausfrau, und ein gutes hausbackenes Brot gilt noch für meist schmackhafter, als das der zünftigen Bäcker; nichts desto weniger ist die Bäckerzunft gewiß eine der ältesten. Sobald man einmal die heißen Steine zwischen denen die flachen Brotscheiben gebacken worden, oder gar die heiße Asche gegen den Backofen vertauschen gelernt hatte, so fand man es auch vortheilhafter, seinen Teig zu Leuthen zu schicken, welche einen solchen Ofen besaßen. Man ersparte Mühe, Zeit und Holz für eine Kleinigkeit. Die heißen Steine aber führten fast von selbst in den Städten auf den Bau eines Backofens.

Schon Carl der Große beschäftigte sich mit der ehrsamen Bäckerzunft und empfahl ihnen streng Ordnung, Reinlichkeit, tadelloses Benehmen, so wie ohne Zweifel auch Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit, damit es keinen ergehen möchte wie jenem Bäckergesellen, der immer vom überbrachten Teige für sich abkniff und dazu "Guckuk" rief, bis er, wie die Sage erzählt, zur Strafe in einen Guckuk verwandelt wurde. Später legten auch die Klöster sich Zwangsbacköfen zu, in welchen die umherwohnenden Leute backen lassen mußten.

Uralt ist manches Backwerk wenigstens dem Namen nach, z.B. der Zwieback, zweimal gebackenes Brot, um es länger aufbewahren zu können. Für die Schiffahrt war er schon im 12. Jahrhundert vorhanden, noch früher findet man ihn in den Klöstern. Im Laufe der späteren Zeit sind freilich der Biscuit und Zwieback eine Delikatesse geworden.

Aus: "Die Welt, unterhaltende und belehrende Vierteljahrsschrift" herausgegeben von Dr. Th. Tetzner und F.G.L. Greßler, Langensalza 1845

Traditionsverbindung mit der Stadt Hersbruck

Hirtenbläser

Unser Heimatmuseum Zella-Mehlis pflegt seit etwa 5 Jahrzehnten Kulturkontakte zum "Deutschen Hirtenmuseum" in der mittelfränkischen Stadt Hersbruck bei Nürnberg. Werner Ansorg - fast 80jährig - war am 06.01.2000 zum wiederholten mal als einstiger Initiator vorgenannter Partnerschaft dabei, als der 12 (heiligen oder Rauh-) Nächte traditionell vor und im "Deutschen Hirtenmuseum" am "Eisenhüttlein" (so heißt die Straße ) feierlich begangen wurde.

Nach herzlicher Willkomm-Rede des Hersbrucker Bürgermeisters, Herr Plattmeier, umrahmten bei Sonnenschein(!) Fränkische Brauchtumsgruppen und wir die Eröffnung des Festtages. Zuerst zwei "Ringelpeitschen-Patscher", dann wir "Hirtenbläser" ( Frank Eiselt, Werner Ansorg, K-H Hartmann, Lothar Schreier, Claus Amberg) mit Hirtenhörnern 4,20 m und 1 ,30 m lang und mit Birkenblättern.

Anschließend überreichten wir einige kleine Präsente an den Bürgermeister und die derzeitige Museumsleiterin, Frau Richter, mit herzlichen Grüßen vom Zella-Mehliser Rathaus (Herrn Panse und Herrn Wriedt), von unserem Verein und vom Tourist-Information.

Es folgten Siggi Lott mit Spezial-Panflöte und die Hammerbachtaler Sänger, mit denen wir nachmittags noch musizierten und dadurch näher kennenlernten. Eine Gegenbesuch-Idee, z.B. beim Stadtfest Zella-Mehlis, besteht ihrerseits.

Nach einem guten Mittagessen im Gasthaus "Roter Hahn" boten wir zahlreichen Gästen und einem bayerischem Fernsehteam (!) unser Folkloreprogramm dar, welches mit dem "Rennsteiglied" (auf Gästewunsch!) und dem Frankenlied gemeinsam mit einer fränkischen Musikgruppe gesungen, erlebnisfroh endete!

Beim nächsten Mal ist dann auch unser Nachwuchstalent Nico Schneider dabei... Die 200-km-Entfernung wurde problemlos bei z.T. nebeligem Wetter mit nur einem PKW SUBARU hin und zurück bewältigt. Als bisheriger langjähriger Leiter der "Hirtenbläser Zella-Mehlis" freue ich mich (als weiterhin aktives Mitglied!), daß unser Frank Eiselt seit 1999 die kulturellen Geschicke unserer Gruppe im Sinne "lebendiges Museum" übernahm und ich wünsche ihm/uns noch viel Erfolg in der Zukunft!

Claus Amberg

Terminvorschau 2000

01.04.
Führung durch die Beschußanstalt. Es sollen sich die Interessierten ein Bild vom Fortgang und auch dem Umfang der Arbeiten machen können. Beginn ist um 10.00 Uhr.

30.04.
Walpurgisnacht rund ums Bürgerhaus

07.05.
Teilnahmemöglichkeit an einer Wanderung des Vereins für Hennebergische Bergbaugeschichte e.V. zum Thema: Steinkohlen-Bergbau im Freibachtal hinter dem Mordfleck. Beginn um 10.00 Uhr von der "Autobrücke" in Goldlauter.

20.05.
Wanderung des Geschichts- und Museumsvereins zu den "Drei Gleichen" mit Partnern und Familie. Die Anfahrt erfolgt mit dem Zug ab Bahnhof Zella-Mehlis. Wer teilnehmen möchte meldet sich bitte bis zum 15. Mai im Heimatmuseum (03682-483471), damit wir entsprechend der Teilnehmerzahl die Fahrkarten (Fahrpreisermäßigung!) organisieren können. Die genaue Abfahrtszeit wird den Teilnehmern rechtzeitig mitgeteilt.

19.08.
Schmiedefest an der Gesenkschmiede Lubenbach. Beginn 13.00 Uhr.

26.08.
Sommer- und Familienfest des Vereins am Lämmerfleck unterhalb der Dammwiese mit Musik und Bratwurst. Treffpunkt: 14.00 Uhr am "Dies & Das" (Bernd Roth) in der Alten Strasse 28. Wer teilnehmen möchte meldet sich bitte bis zum 21. August im Heimatmuseum (03682-483471).

08.-10.09.
Ruppertusmarkt (11. Stadtfest Zella-Mehlis)

28.10.
Jahreshauptversammlung des Geschichts- und Museumsvereins, ab 14.00 Uhr in der Scheune des Bürgerhauses.

06.-10.12.
Nikolaus-Markt in Zella-Mehlis (Markt Mehlis).

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Der Museumskurier Heft 7/März 2001

In eigener Sache

Sehr geehrte Vereinsmitglieder!

Mit dem ersten Museumskurier des Jahres 2001 erhalten Sie wieder eine Übersicht über wichtige Termine im Vereinsleben, einige Informationen zum Vereinsleben und wie immer auch einen außerordentlich interessanten und lesenswerten historischen Text. Auch dieses Jahr hoffen wir, dass viele Vereinsmitglieder diese Termine wahrnehmen, es lohnt sich jede Veranstaltung. Nachfolgend Informationen, Hinweise und Bitten zum aktuellen Vereinsgeschehen!

Als Anlage erhalten Sie mit diesem Brief wieder den Überweisungsträger für den Vereinsbeitrag. Diesmal haben wir als Vordruck eine Einzugsermächtigung mitgesandt. Sie wissen, dass durch Einzugsermächtigungen der Zahlungsverkehr wesentlich erleichtert und unserem Vereinskassierer bei der wachsenden Mitgliederzahl (99!) eine Menge Arbeit erspart wird.
Deshalb die Bitte an Sie, die Einzugsermächtigung zu erteilen. Dann brauchen Sie natürlich nicht den Überweisungsträger zu verwenden. Sollten Sie für dieses Jahr den Vereinsbeitrag bereits entrichtet haben, können Sie uns trotzdem die Einzugsermächtigung erteilen, wir ziehen dann ab nächstes Jahr den Vereinsbeitrag automatisch ein. Für den Vereinsbeitrag wird keine Spendenquittung ausgestellt, da dieser nicht steuerlich abzugsfähig ist.Im vorigen Jahr, etwa zur gleichen Zeit an gleicher Stelle haben wir erstmals zur Spende für ein

Ehrhardt-Chassis aufgerufen. Die Resonanz auf diesen Aufruf war sehr gut und wir haben dadurch sowie durch weitere Aktionen eine sehr beachtliche Spendensumme von bisher ca. 7.670,00 DM erhalten.
An dieser Stelle möchten wir allen der über 40 Spender ganz herzlich danken.
Ganz besonders möchte wir folgenden Firmen und Institutionen mit größeren Spenden danken:

  • Autohaus Kasper Zella-Mehlis
  • Nutzfahrzeughandel Hutzfeld Zella-Mehlis
  • Rhön-Rennsteig-Sparkasse
  • Volksbank Suhl-Hildburghausen
  • Fremdenverkehrsverein Zella-Mehlis

Mittlerweile wurde das Fahrzeug mit Beschluss der Mitgliederversammlung durch den Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e. V. gekauft und nach Zella-Mehlis gebracht. Auch allen daran Beteiligten gilt ein herzlicher Dank, besonders Herrn Torsten Oehler, welcher den Transport übernahm und Fam. Dr. Thomas Haufe, bei welcher das Fahrzeug untergebracht ist. Es ist in einem sehr stark sanierungsbedürftigen Zustand. Um es in einen austellungswürdigen Zustand zu versetzen, stehen weitere finanzielle Belastungen an. Deshalb bitten wir auch weiterhin um Spenden für das Fahrzeug. Wir haben für die Sanierung des Fahrzeuges 2 ABM-Kräfte beantragt und hoffen, dass diese ab Mai diesen Jahres mit der Arbeit beginnen können. Dies wird den Verein allerdings weitere 5.000,00 DM kosten.
Weiterhin ist mit nicht unerheblichen Sachkosten zu rechnen, so dass wir bis zur vollständigen Sanierung noch zwingend auf weitere Spenden angewiesen sind.

Das neue Museum in der Beschussanstalt nimmt auch langsam Gestalt an. Die bautechnische Sanierung des Gebäudes wird in diesen Tagen abgeschlossen, im Außenbereich werden bis zum Sommer die Anlagen hergestellt. Es wurde bereits begonnen, verschiedene Magazinräume einzuräumen. Trotzdem ist es natürlich noch ein weiter Weg bis zur vollständigen Herstellung der neuen Ausstellung mit sehr viel Arbeit.
Zum Tag des offenen Denkmals am 09.09.2001, während des Stadtfestes, wollen wir im Objekt eine kleine Ausstellung über die bautechnische Sanierung zeigen.

Steinkohlenbergwerke im Schneekopfgebiet (16. bis 19. Jahrhundert)

Wiewohl die Steinkohle auch in Deutschland seit einem Jahrtausend bekannt ist, ließ man doch während vieler Jahrhunderte dieses uns heutigen so wichtige Heizmaterial vollkommen ungenützt. All die Gewerbe des Mittelalters, die zu ihrem Betriebe Feuer und Hitze benötigen, verbrauchen hierzu ausschließlich Holz und Holzkohle, welches beides Deutschlands Waldreichtum in unerschöpflichen Mengen zu bieten schien. Da man den Nachwuchs der abgetriebene Waldungen seiner natürlichen Verjüngung überließ und außerdem die Waldflächen durch fortgesetzte Rodungen sich ständig verkleinerten, sah man plötzlich ein, als es schon beinahe zu spät war, daß man am Walde ungestraft keinen Raubbau treiben konnte.
Für unseren Thüringer Wald hatte schon Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige von Sachsen (1532-1554) Verordnungen erlassen, welche der sinnlosen und gefährlichen Ausplünderung der Gehölze Einhalt tun sollten.
Selbst von seiner Gefangenschaft aus, in die er seit der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg geraten war, ermahnte er seine Söhne immer wieder, auf die Schonung und Erhaltung der Waldungen bedacht zu sein. Der Verbrauch von Holz und Holzkohlen durch Schmelz- und Hammerwerke, Glashütten und Schmiede war im Thüringer Land sehr groß. Wenn man diese 4und ähnliche Gewerke zur Verwendung von Steinkohle anhalten konnte, hoffte man jährlich beträchtliche Holzmengen einsparen zu können. Bei den schlechten Straßenverhältnissen und den umständlichen Fuhrwesen der damaligen Zeit kam natürlich ein Bezug der Steinkohle von auswärts nicht in Betracht. Aus solchen Gesichtspunkten heraus ist es zu verstehen, daß man gegen Ende des 16. Jahrhunderts begann, im Thüringerwald nach Steinkohlen zu suchen.
Es war im Herbst des Jahres 1583, als der Schmalkaldener Bürger Vinzens Leib unterhalb der Schmücke, wo der Sachsenstein ins Sperbertal hin abfällt, ein Bergwerk „durch Schürfen ansichtig und fundig“ gemacht hat, welches Steinkohlen zeigte. Umgehend erbittet er sich von der vormundschaftlichen Regierung zu Weimar die Erlaubnis zur Ausbeute des Berges, um das nötige Grubenholz und um den Erlaß des Zwanzigsten, was ihm alles gewährt wird.
Die noch vor Einbruch des Winters an den Fundort entsandte Kommission beurteilte das Vorhaben Leibs nicht so hoffnungsfroh wie dieser selbst; die Kohle sei zwar gut, doch würde sie „wegen der gar großen Ungelegenheit und bösen Wegen schwerlich sehr verführt werden können“. Einige Jahre später ließ Herzog Friedrich Wilhelm durch den Schösser von Georgenthal das Bergwerk besichtigen und verlangte, daß man die dort gewonnene Kohle probiere. Aus dem Bericht über die stattgefundene Besichtigung ist leider über den Zustand und Umfang des Werkes nichts Genaues zu erfahren.
Hingegen hat man einen Hut voll der Kohle mitgenommen, welche der Schmied zu Gera probeweise zur Arbeit verwenden mußte. Er schmiedete denn damit auch drei Radnägel, behauptete aber, daß man mit der gleichen Menge Holzkohle deren sechs hätte anfertigen können. Die Vorurteile gegen die „neue“ Kohle warten groß, und man wollte ihre Vorteile gar nicht kennen lernen. Das Werk kam dann in den Besitz einiger Schleusinger Bürger, darunter eines Humpert von Langen und des Rentmeisters Boner. Diese ließen das Bergwerk bald liegen, da die Kohle, stark mit Schiefer vermischt, wenig brauchbar war, zu schweigen von der ablehnenden Haltung der Bevölkerung und den Transportschwierigkeiten.
In den folgenden Jahren wurde immer wieder von unternehmenden Leuten am Aschbach, Schneekopf und Sachsenstein gemutet, ohne daß jedoch nennenswerte Erfolge erzielt worden wären. Schließlich kamen die Gruben am Sachsenstein in den Besitz eines Christian Wilhelm Siegfried. Dieser Bergmann war wohl ein tüchtiger Grubenarbeiter gewesen, der es zu einigen Ersparnissen gebracht hatte und sich nun auf diese weise selbständig machen wollte. Er betrieb den Bergbau ohne große Fachkenntnisse und ohne viel Kapital hineinstecken zu können, im Kleinen. Als er im Jahre 1749 starb, ließ sich seine Frau das Werk überschreiben und tat sich mit einem Bergmann, Joh. Conrad Jahn, zusammen. Mehr als den notdürftigsten Lebensunterhalt mögen sie nicht verdient haben; manchmal war es ihnen auch nicht möglich, die fälligen Quartembergelder zu bezahlen.
5Unterdessen wird es für die Regierungen immer schwieriger bei der herrschenden Holzknappheit, die Feuerarbeiter, Schmelz- und Glashütten laufend mit den erforderlichen Holzquanten zu versehen. So stehen die Kammer zu Gotha und die ihr untergeordneten Behörden vor der zwiefachen Aufgabe, sowohl die Interessen der Untertanen als auch die der Herrschaft zu wahren. Dazu gehörte, den Raubbau am Wald zu verhindern,- das Holz nicht unter dem derzeitigen Wert zu verkaufen - und die vielen damals noch allein auf Holz bzw. auf Holzkohle eingestellten Betrieb nicht „in ihrer Nahrung zu stopfen“.
Im Jahre 1752 verlangt daher die Kammer von der Witwe Siegfried einen Zentner Kohle zur Probe nach Gotha einzuliefern. Die geforderte Kohle trifft jedoch zunächst in Gotha nicht ein, da Frau Siegfried kein Geld hat, einen Fuhrmann zu bezahlen. Schließlich bringt ihr Mitgewerke Jahn einige Kohlen nach Gotha, wo sie vom Hofschmied Hornung, zwei Schlossern und einem Sporer geprüft, d.h. zur Arbeit verwendet werden. Ihr an die Kammer abgegebenes Gutachten lautete: Die Kohle ist zur Arbeit untauglich, weil sie leicht, schiefrig und unrein sei, außerdem habe jeder zum Versuch kaum ein paar Hände voll von der Steinkohle bekommen.
Mittlerweile war die zweite Kohlelieferung in Gotha eingetroffen und wieder unrein befunden worden. Da man ohne Zweifel durch den Steiger auch von dem ärmlichen Betrieb des Werkes erfahren hatte, schloß man von der schlechten Qualität der Kohle auf schlechte Arbeit beim Abbau und gab Jahn den Bescheid, bessere Kohle zu liefern, das Werk künftig nicht mehr „auf Raub und mit Sauarbeit“ zu führen, dann wolle man ihm in Gotha um 8, in Zella um 5 Groschen für den Scheffel Abnehmer für seine Kohlen verschaffen, widrigenfalls würde man nach Bergrecht das Werk entziehen.
Siegfrieds Frau und ihr Mitgewerke konnte die Kohle natürlich nicht besser machen, als der Berg sie gab, und zu einem bergmännisch- und großzügigen Betrieb fehlten ihnen Kenntnisse und besonders auch die Mittel. Die Kohlenlieferungen der nachfolgenden Monat wurden nicht besser. Da ließ die Kammer die beiden Leute nach Gotha bescheiden und eröffnete ihnen man sei entschlossen, das Werk künftig auf herrschaftliche Kosten zu betreiben. Um sie für die ins Unternehmen gesteckten Kosten zu entschädigen, wolle man ihnen aus freien Stücken 50 Taler bezahlen, außerdem sei man bereit, Jahn und der Frau Siegfried ältesten Sohn beschäftigen. Damit waren die beiden Gewerken nicht einverstanden. Die Kammer bewilligt ihnen darauf 110 Taler, und Frau Siegfried mit ihrem Gewerken Jahn, verzichten im März 1753 auf jegliche Rechte an den Gruben am Sachsenstein und im Sperbersgrund.
Neues Leben erwacht nun im stillen Sperbersgrund und am hoch und einsam gelegenen Sachsenstein. Was die Vorgänger an Berggebäuden verlassen haben, ist wenig zu gebrauchen. Manche Schächte sind nicht benutzt und nicht geräumt gewesen. Bald werden drei neue Kohlenschuppen errichtet.
Vom Bergwerk Althal zu Kleinschmalkalden, das bis dahin die Herrschaft betrieben, nun aber in Privathand übergegangen ist, erscheinen ein Steiger und zwei Häuer, und andere Arbeiter hat man wohl aus umliegenden
Ortschaften gewonnen.

Die wöchentlichen Ausgaben für das Kohlenbergwerk am Sachsenstein betrugen durchschnittlich jetzt 8 Taler,
denen jedoch keine Einnahmen gegenüberstanden. - Inzwischen hatte man nicht gesäumt, den Gothaer Feuerwerkern von der neugewonnenen Kohle eine Probe zuzustellen. Das von diesen abgegebene Gutachten lautete jedoch wiederum nicht ermutigend. Der Hufschmied erklärte die Kohle für zu leicht und nicht fett genug; da sie im Feuer nicht zusammenliefe, könne er sie nicht gebrauchen, bis sie besser würde. Auch der Schlosser gab zu Protokoll, daß diese Steinkohle für ihn unbrauchbar sei; sie spränge im Feuer herum und wäre weit schlechter als die Manebacher. Für den Herd und den Ofen könne man sie gebrauchen. - Gleichwohl wurde von der Kammer mit Gräfenröder Fuhrleuten vereinbart, die Steinkohle je Zentner nach Gotha für 4 Gr. 6 Pf. zu fahren. Dann wurde mit dem Geleitspächter Nikolaus  Wagner zu Oberhof vereinbart, daß dieser Steinkohlen vom Sachsenstein nach Oberhof führen und dort auf Vorrat legen solle, damit man sie von dort aus desto besser verkaufen könne, als es von der entlegenen Grube der Fall wäre. Zum Aufbewahrungsort wurde der  Oberhöfer Fohlenstall ausersehen.
Noch immer war man auf dem Schloß Friedenstein zu Gotha von der mangelhaften Qualität der Kohle nicht überzeugt und gab dem Steiger die Schuld, daß er unreine und untaugliche Ware liefere. Bei Androhung seiner Entlassung wurde ihm vom Bergmeister eingeschärft, künftighin die Kohle besser ausschlagen und auf der Grube schon gut sortieren zu lassen. - Weil aber die unverkauften Vorräte sich gar zu sehr anhäuften, wurde beschlossen, den Winter über das Werk stilliegen zu lassen. Um Einführung und Absatz der Kohle bemühte man sich jedoch weiter. So wurden nun dem Schmied Flügel von Gera (dem heutigen Geraberg, Kr. Arnstadt) kostenlos Kohlen geliefert, damit er eine Probe mache. Er urteilte nicht besser als seine Berufsgenossen zu Gotha. Danach wird eine Ladung guter, gereinigter Kohle nach Zella geschafft und unter die dortigen Feuerarbeiter verteilt. Die Obermeister sämtlicher Büchsenmacher, Huf-, Ketten- und Nagelschmiede zu Zella und Mehlis gaben darauf ihr Gutachten ab, das gleichfalls ablehnend lautete; sie baten sogar darum, „man möchte sie mit dieser Kohlen, auch wenn sie solche umsonst haben sollten, verschonen“. Auch beim Dörrberger Hammer sucht man vergebens nach Absatz. Die Kohlengruben am Sachsenstein und im Sperbersgrund sind wohl vor der Herrschaft im kommenden Jahr 1754 nicht wieder belegt worden. Es war zwecklos neue Kohlen zu fördern, solange man die angehäuften beträchtlichen Vorräte nicht verkaufen konnte. Die Kammer hat zwar immer noch einmal den Versuch gemacht, etwas von den Vorräten an den Mann zu bringen, zuletzt noch im Jahre 1758, z. B. beim herrschaftlichen Hammer zu Louisental und bei einem Hufschmied zu Gräfenroda, dessen vernichtendes Urteil wir hier wörtlich anführen wollen, spricht doch aus ihm deutlich die Abneigung, welche die Handwerksmeister vergangener Zeiten diesem neuartigen Brennmaterial entgegenbrachten:
„nachdem auf Verlangen die Herrschaftl. Steinkohlen vom Sachsenstein probiert habe, so ist befunden worden, daß es gar keine Kohlen sind (!), sondern nur ein schwarzer Stein ist, welcher etwas Salpeter und Schwefel an sich hat, und wenn solcher ins Feuer kömmt, zusammen schmelzt, und sich an das Eisen anhängt, mithin weder allein noch unter andern tännern Kohlen zu gebrauchen ist. Welches hiermit attestiere.
Gräfenroda, d. 20. Sept. 1758
Valentin Bauer, Hufschmied“.
Im Jahre 1768 mutete der Schichtmeister Joh. Adam Schneider für die Schmiedefelder Genossenschaft das Gelände vom Obern Sperbersbach bis an den Mordflecken. Diese Gesellschaft hatte mit Bergbau auf der chursächs. Seite begonnen und war zur Überzeugung gelangt, daß sie den Bau durch Anlegen weiterer Stollen von der gothaischen Seite aus günstiger gestalten könnte. Unter den Genossenschaftern befanden sich der Berginspektor Häcker von Ilmenau und der Hauptmann Krauße von Manebach, der das dortige Kohlenwerk schon im Besitz hatte. Der Bau verursachte der Genossenschaft zunächst große Unkosten, zu denen sie aber durch die Chursächs. Regierung ermuntert wurden, welche mit allen möglichen Mitteln bemüht war, der Genossenschaft Absatz für ihre Kohlen bei den Untertanen zu verschaffen. So schrieb sie in Suhl Prämien aus. Es solle erhalten, wer mit Benutzung von Steinkohlen der Schmiedefelder Genossenschaft

zuerst 25 Gewehrläufe ausschmiedet 20 Taler,
wer ein ganzes Jahr mit diesen Kohlen arbeitet 30 Taler.

Außerdem erhielt der Meister Rempt eine Prämien-Medaille, weil er mit dieser Kohle schon einen Gewehrbund geschweißt und eine Schlüsselhülse gelötet habe.
Hierauf ging von der Kammer dem Amtmann zu Schwarzwald umgehend der Befehl zu, nach Muster des Chursächs. Begnadigungsbriefes, auch die Zellaer und Mehliser Feuerarbeiter zum Gebrauch der Steinkohle zu ermuntern. Dieser setzte sich mit dem Fabrikkommissar Schübler zu Zella in Verbindung, der mit viel Eifer der Angelegenheit nachging. Der Amtmann berichtete darüber nach Gotha, daß man trotz der Prämien in Suhl die Kohle nicht gebrauche, gleichwohl aber in Zella Versuche angestellt und (um den Suhlern zu zeigen, daß mans auch könne!) Pistolenröhrchen zusammengeschweißt, auch eine Hülse gelötet habe, auch hätte Schübler auf einer Reise nach Potsdam in die Kgl. Preuß. Gewehrfabrik von der Kohle mitgenommen, wo die Arbeiter englische Kohle gebrauchten; sie hätten aber mit der Probe nichts anfangen können, da die Kohle zu unrein sei. Der Amtmann riet daher von einer Aussetzung von Prämien ab, da es zwecklos sei.


Die Kartenskizze zeigt die ungefähre Lage der Bergwerke in der „Sachsentelle“ unter dem Sachsenstein. Die Halden und Stollenmundlöcher sind noch gut im Gelände sichtbar und teilweise durch Wegebaumaßnahmen angerissen. Mit einigen Glück kann man neben Fossilien auch noch größere Mengen Steinkohle finden.

Trotzdem werden von der Schmiedefelder Genossenschaft noch zwei Jahre lang Kohlen gefördert, bis vom Jahre 1771 ab wegen zunehmender Teuerung das Werk, das den Namen „Segen Gottes“ führte, zehn Jahre lang liegen bleibt; 1781 wird es neu gemutet.
Inzwischen lassen Häcker und Krauße wieder in den Gruben am Mordfleck arbeiten, ohne große Einnahmen zu erzielen, wie die immer wiederkehrenden Eingaben um Erlaß der darauf ruhenden Abgaben erkennen lassen. Immerhin wird das Werk bergmännisch betrieben, und Zechenhäuser als auch Kohlenschuppen entstehen in der abgelegenen Gegend, wozu das Bauholz um die halbe Waldmiete abgegeben wird. Auch jetzt noch werden die Bemühungen um Absatz fortgesetzt, wozu vor allem gehörte, die noch immer vorhandenen große Abneigung der Bevölkerung, besonders der Feuerarbeiter, zu überwinden. Um den Verkauf zu erleichtern, verfiel die Genossenschaft auf die gleichen Maßnahmen, welche seinerzeit, die Kammer ergriffen hatte. Sie beschloß in Oberhof ein Lager einzurichten und fand als Lagerraum schließlich keinen tauglicheren Platz als den ehemals schon benutzten Füllenstall. Die Erlaubnis, sich dieses Gebäudes bedienen zu dürfen, wurde allerdings der Genossenschaft versagt, und sie sah sich daher gezwungen, einen eigenen Schuppen in Oberhof zu erbauen. Außerdem entschlossen sich Häcker und Krauße, nun auch noch den Sperbersbach und Mittelrain zu muten, da sie hofften, die dort gewonnenen Kohlen mit denen vom Mordfleck vorteilhaft mischen zu können; das geschah 1798. Im gleichen Jahre mutete der Kammerberger Steiger Konrad Schneider die wieder seit einiger Zeit ins Bergfreie (Stilliegen) gekommenen Gruben am Sachsenstein. Auch diesem wurden die Grubenhölzer zur halben Waldmiete zugesagt.
Leider erlitt die rührige Genossenschaft bald darauf einen Verlust, der für immer mit Schwierigkeiten ringenden Unternehmer empfindlich sein mußte: 1799 brannte ihnen ein Tagebau mitsamt den Kohlenvorräten ab.
Doch unentwegt wird auf den Gruben weiter gearbeitet; auch in Zella und in Suhl werden Niederlagen eingerichtet, weil durch die Entlegenheit der Grubenorte sonst gar kein Verkauf möglich wäre. Im Jahre 1804 stirbt Krauße, doch seine Erben bleiben dem Werke treu, und im Jahre 1822 wird es von der Ehefrau des Bergmeisters und Besitzers der Manebacher Steinkohlenwerke, Dr. Rieth, um 900 Taler gekauft. Der Bergbau am Sperbersbach und am Mittelrain mag schon nach dem Tode Kraußes aufgehört haben; von 1826 an wird vorläufig auch am Mordfleck die Arbeit eingestellt.
Als im Jahre 1831 Dr. Rieth die Gruben am Mittelrain, Mordfleck und im Sperbersgrund wieder in Betrieb nahm, verlangten die Behörden, daß er für die ins Berghaus am Blauen Stein zu legenden Bergleute ein Unbescholtenheitszeugnis und den Nachweis des Heimatrechts erbringe, ehe ihm das zur Reparatur verlangte Holz bewilligt wurde. Dr. Rieth hat dann wohl ein vom Sperbersbach getriebenes Pochwerk angelegt und die dort gewonnene Kohle zu Grus zerkleinert, um sie so der Manebacher beizumischen. Noch im Jahre 1841 ist auf den Gruben gearbeitet worden, bis schließlich mit zunehmender Verbesserung der Transportmittel die Einfuhr guter auswärtiger Kohlen zu tragbaren Preisen möglich geworden ist und die Steinkohlenförderung im Großen in dieser Gegend endgültig aufgehört hat. - Dagegen ist bis in die neuere Zeit hinein von einzelnen Leuten in der Umgegend des Sachsensteins nach Kohlen gegraben worden, welche dann sozusagen pfundweise an meist ärmere Leute abgesetzt worden ist.
H. von Minckwitz
Quelle:Henneberger Heimatblätter, Nr. 52, 4. Band, November-Dezember, Suhl 1938, S. 330-332
Abb.1: J. Amman, Ständebuch, Frankfurt / M. 1568
Abb.2: L. Schreier 2001

Jubiläen - Glückwünsche

Der Vorstand des Geschichts- und Museumsvereins gratuliert nachträglich:

Herrn Heinrich Reich am 10.05.2000 zum 76. Geburtstag
Herrn Lothar Gottschild am 12.06.2000 zum 76. Geburtstag
Herrn Klaus Fischer am 14.07.2000 zum 55. Geburtstag
Herrn Werner Ansorg am 16.07.2000 zum 80. Geburtstag
Herrn Herbert Langenhan am 23.07.2000 zum 60. Geburtstag
Herrn Otto Horn am 01.09.2000 zum 60. Geburtstag
Herrn Walter Mai am 15.09.2000 zum 79. Geburtstag
Frau Marita von Nordheim am 10.11.2000 zum 60. Geburtstag
Herrn Hermann Josef Niewienda am 30.12.2000 zu 65. Geburtstag
Herrn Udo Ullrich am 01.01.2001 zu, 70. Geburtstag
Herrn Stefan Kirchner am 13.01.2001 zum 50. Geburtstag
Herrn Werner Reuß am 17.02.2001 zum 65. Geburtstag

Terminvorschau 2001

30.04. 10.Walpurgisnacht am Bürgerhaus (10 Jahre Bürgerhaus).
18.08. Schmiedefest an der Gesenkschmiede Lubenbach.
25.08. Sommer- und Familienfest des Vereins mit Musik und Bratwurst. Genaueres folgt in gesonderter Einladung.
07.-09.09.12. Stadtfest Zella-Mehlis (Ruppertusmarkt, Tag des offenen Denkmals am 09.09.).
05.-07.10. Kirmes in Zella-Mehlis (Umzug am Sonntag).
27.10.J ahreshauptversammlung des Geschichts- und Museumsvereins, ab 14.00 Uhr in der Beschussanstalt.
01.12. Vorweihnachtliche Spinnstube in der Bürgerhaus-Scheune.

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Der Museumskurier Heft 8/März 2002

10 Jahre Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e. V.

Dieses Jahr begeht der "Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e. V." den zehnten Jahrestag seiner Gründung.

Die Wurzeln des Vereins gehen natürlich wesentlich weiter zurück. Seit den sechziger Jahren bestand das Kollektiv des Heimatmuseums innerhalb des Kulturbundes, in den siebziger Jahren entstand die AG Heimatgeschichte und der Arbeitskreis Denkmalpflege. Diese Interessenvereinigungen waren die Vorläufer unseres Geschichts- und Museumsvereins. Nach der Wende und der Wiedervereinigung entstanden neue Rechts- und Gesellschafts-verhältnisse. Die zu DDR-Zeiten abgeschaffte Rechtsform des Vereins gab es wieder, während die bisherigen Interessenvereinigungen zerfielen bzw. keinen eigenen Rechtscharakter mehr besaßen. So war es notwendig und sinnvoll, dass am 25.05.1992 24 Interessierte aus den erwähnten Vereinigungen zusammen kamen und den Verein gründeten. Natürlich gingen dem Wochen der intensiven Vorbereitung voraus und auch nach dem Gründungstag war noch manche Hürde bis zur Eintragung als eingetragener Verein zu bewältigen. Besonders engagiert waren dabei unsere Vereinsfreunde Werner Ansorg, Ludwig Stier, Lothar Schreier, Hans-Wolf Geißler und Uli Brunzel.

Ziele und Zweck des neuen Vereins ergaben sich aus der bereits vorhandenen Interessenlage der Gründer, nämlich dem Erforschen und Publizieren der Heimatgeschichte, dem Sammeln, Bewahren und Darstellen von historischen Sachzeugen und der Unterstützung denkmalpflegerischer Belange. Dies wurde so in die Satzung aufgenommen. Mit der Gründung des Vereins wurde der notwendige Rahmen für alle Aktivitäten auf diesem Gebiet geschaffen. Der Mittel- und Anlaufpunkt des Vereins war ebenso wie bereits bei den erwähnten Vorgängern natürlich das Heimatmuseum Zella-Mehlis. Der Erhalt des Museums, dessen Betreuung, Gestaltung, Erweiterung und Entwicklung waren auch ein Grund für die Vereinsgründung. Gab es doch damals tatsächlich administrative Bestrebungen für eine Schließung des Museums. Der neue Verein sollte ein gewichtiger Streiter für das Museum sein und ist auch zu diesem geworden. Ebenso war es von Beginn an Ziel, die historische Gesenkschmiede im Lubenbachtal und den Gesenk-schmiedeverein zu unterstützen.

Durch das Engagement der Vereinsmitglieder wurde der Geschichts- und Museumsverein sehr schnell zu einem geachteten und anerkannten Partner im musealen und kulturellen Leben der Stadt. Unsere Aktivitäten halfen nicht nur den Bestand des Museums zu sichern, sonder auch die Bedeutung des Museums und der Gesenkschmiede für unsere Stadt bewusst zu machen. Dabei waren es immer das eigenen Handeln und die eigene Arbeit, welche dem Verein Gewicht verliehen. Dazu gehörten das Sicherstellen der sonntäg-lichen Öffnungszeiten im Museum, die Arbeit an der musealen Ausstellung, die Erweiterung des Sammlungsbestandes ebenso wie das Publizieren historischer Beiträge. Aber auch die Beteiligung und Mitgestaltung von kulturellen Veranstaltungen unter dem Gesichtspunkt der Traditionspflege und Vermittlung alten Brauchtums in der Stadt Zella-Mehlis fanden und finden allgemeine Anerkennung.

Da der Verein ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolgt, konnten über den Verein AB-Maßnahmen in der Gesenkschmiede und dem Museum realisiert werden. Der Verein wurde Ansprechpartner für historisch und museal an Zella-Mehlis interessierte Menschen in unserer Stadt sowie in allen Teilen Deutschlands. So wuchs die Zahl der Vereinsmitglieder schnell bis auf mittlerweile 100 an. Entsprechend der wachsenden Vereinsgröße und Bedeutung des Vereins sind auch unsere Ansprüche und Ziele gewachsen. Es waren Mitglieder des Geschichts- und Museumsvereins, welche bereits 1992 die ersten Konzeptionen für eine museale Neuorientierung in der Stadt entwickelten und dabei das herausragende Baudenkmal "Beschussanstalt" einbezogen. Aus diesen ersten Ansätzen ist mittlerweile ein Museumskonzept mit nationalem Anspruch gewachsen. Die Entscheidung der Stadt Zella-Mehlis, ein neues Stadtmuseum in der Beschussanstalt aufzubauen, und die erfolgte Sanierung des Gebäudes "Beschussanstalt" bedeuten einen qualitativen Sprung im städtischen Museumswesen. An diesem hat der Geschichts- und Museumsverein seinen Anteil. Beim Aufbau und der Gestaltung dieses neuen Museums sind viele Vereinsmitglieder engagiert, sowohl bei der inhaltlichen Bearbeitung einzelner Themenbereiche als auch beim eigentlichen Aufbauen, Umräumen und Einräumen. Der Geschichts- und Museumsverein konnte manches museale Kleinod erwerben, welches im künftigen Museum zur Ausstellung kommen soll. Unbestrittener Höhepunkt und bisher größte Herausforderung für den Verein ist aber auf jeden Fall der Erwerb und die Sanierung des Chassis eines Ehrhardt-Autos, welches im Museum Dokument der Zella-Mehliser Automobilgeschichte werden soll und werden wird.

Bezeichnend für die enge Bindung zu diesem Museum aber auch für das Anerkenntnis der Vereinsarbeit ist, dass der Verein mittlerweile seinen Sitz in der neuen Beschussanstalt hat.
Neben all diesen Aktivitäten prägen den Verein aber auch die Gemeinschaft, der Zusammenhalt und die Geselligkeit. Bei den wöchentlichen Zusammenkünften in der Beschussanstalt werden nicht nur Vereinsarbeit und Aktivitäten besprochen oder ausgeführt. Auch über "Allerwelts"-Themen wird sich unterhalten, die Neuigkeiten aus der Stadt erfährt man und wenn die "Alten" von früher erzählen ist der Unterhaltungswert mindestens genauso hoch wie der Informationsgehalt. Jährlich findet ein Vereinsfest statt, es wird gemeinsam etwas unternommen und bei den sangesfreudigen Abenden in der Rhöntropfengrotte finden sich viele Vereinsmitglieder zusammen. In den zehn Jahren seines Bestehens ist der Geschichts- und Museumsverein für viele Mitglieder zu einem wichtigen Bestandteil bei der Freizeitgestaltung geworden. Durch die Arbeit seiner Mitglieder ist der Verein zu einem nicht mehr wegzudenkenden Teil des städtischen Kulturlebens und zu einer Stütze im städtischen Museumswesen geworden. Darauf können und sollen die Vereinsmitglieder stolz sein.

Holger Wilhelm (Vereinsvorsitzender)
Waldweg 1
98544 Zella-Mehlis

J. C. W. VOIGT (1752-1821)

 


Abb.: J. C. W. VOIGT in einer Zeitgenössischen Darstellung und Titelblatt des Buches von 1789

Johann Carl Wilhelm VOIGT war der jüngere Bruder eines Weimarer Ministers. In der Absicht, den naturwissenschaftlich begabten VOIGT für den Ilmenauer Bergbau zu verpflichten, schickte ihn der Weimarer Herzog auf Anraten GOETHEs zu einem dreijährigen Studium an die Bergakademie Freiberg. Danach beauftragte man ihn mit einer geologischen Studienreise durch das Weimarer Herzogtum und angrenzende Territorien. Im Verlauf dieser Reise besuchte VOIGT auch unsere Gegenden. Seine Ergebnisse veröffentlichte er 1789 in dem Werk "Mineralogische und bergmännische Abhandlungen" woraus auf den folgenden Seiten ein Auszug nachgelesen werden kann.
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Von Obersteinbach über den Rupberg nach Mehlis

Mein heutiger Weg trug ebenfalls wieder über den Schloßberg, wo ich den gestrigen, nach der Bärenfalle, linkerhand liegen ließ, und mich auf dem Wege nach Mehlis, gerade aus hielt. Die ausgehenden Schichten von Waldplatten hielten noch weit hinauf an, bis fast an den Fuß des Steinhauks, wo dünnschieferiger Sandstein von der Art zu Tage ausgieng, wie er sich bisweilen über Steinkohlenflötzen findet. Hr. Anschütz erwähnt desselben, S. 114. unter dem Namen Wetzsteinschiefer. Aber er war nur von kurzer Dauer, den gleich darauf betrat ich am Fuße des Steinhauks, wiederum gemeinen braunroten Porphyr, der durch die Verwitterung ein farbiges Korn erhalten hatte. Er war mit Partien und Trümmern von dem schönsten hochgrünen Jaspis gleichsam durchwebt, der nur gefunden werden kann. In einige Stücke davon hatte sich roth in Streifen und Puncten gemischt, welche letztere Abänderung unter dem Nahmen, Heliotrop bekannt ist.

Ich hatte mich nun dem Rupberge genähert, von dem wir Herrn Anschütz in Suhla eine ausführliche Beschreibung zu verdanken haben. Ehe ich aber noch seinen Gipfel erreichte, betrachtete ich die Halde einer aufläßige gewordenen Eisensteingrube, wo gemeiner blaßrother Porphyr, der entweder gleich bey seiner Entstehung nicht die vollkommendste Reinheit erhalten, oder durch Verwitterung etwas gelitten hatte, ausgefördert worden war. Aber dennoch hatte er etwas ihn sehr Auszeichnendes und zwar aneinander hängende Kügelchen von grauem Calcedon, die zum Theil mit eben dem Porphyr ausgefüllt waren, der sie umgab. Die Größe dieser Kügelchen stieg im Durchmesser von einem Viertelzoll, bis zu einem ganzen, und bisweilen dehnten sie sich auch in de Breite. Sie waren gar nicht in die Masse des Porphyrs verwachsen, sondern lösten sich rein ab, so weit sie durch das Zerschlagen entblößt wurden. Etwas ähnliches in Rücksicht der Strucktur habe ich am Harz angetroffen, und zwar den Bleyglanz von der Grube St. Joachim, der daselbst Ringelerz genannt wird. So wie bey diesem mit Gebirgsart ausgefüllte Bleyglanzkugeln in der Grauwacke und dem Gangstein angetroffen werden, gerade so liegt hier der Calcedon in dem Porphyr. Von Eisenstein fand ich nichts, und wahrscheinlich war dieser Schacht ein mißlungener Versuch.

Ich bestieg nun den Gipfel des Rupberges mit der Begierde, die ein Gegenstand dieser Art wohl verdient, und der von Herrn Anschütz beschriebene säulenförmige Porphyrfels leuchtete mir sogleich in die Augen. Die Säulen die ohngefähr zwölf Fuß hoch frey stehen und etwa einen Fuß im Durchhschnitt stark sind, neigen sich unter einem Winkel von beynahe 60. Grad gegen Westen, und lassen, obwohl nicht so deutlich, wie beym Basalt, vier bis fünf Seitenflächen zählen. Ich sahe hier den ersten prismatischen Porphyr, muß aber doch gestehen, daß seine säulen-förmige Bildung mit der des Basaltes, nicht wohl zu vergleichen ist. Bey diesem ist alles so bestimmt, die Seitenflächen sind so eben, und es scheint gleich bey der ersten Anlage Rücksicht darauf genommen worden zu seyn. Bey dem Porphyr des Rupbergs aber scheint die säulenförmige Bildung allein von dem Grade der Verwitterung abzuhängen, der Klüfte in Felsen bringt, die vorhin noch nicht darin waren.

Der Gipfel desselben theilt sich in zwey Spitzen, wovon die eine gegen Nordwest, die andere gegen Südost stehet, und an der letzten befinden sich die Säulen. Ich umgieng sie etliche mal, und fand, daß ihr Porphyr durch Klüfte in Lager getrennt war, die sich wie Säulen, unter ungefähr 60 Grad gegen Westen neigten, und etwan zwölf Zoll mächtig waren. Auf der Seite, wo die Säulen lagen, fielen noch andere Klüfte, schräg, theils gegen Norden theils gegen Süden durch den schon in Lager getheilten Porphyr, wodurch nothwendig eine Abtheilung in Säulen entstehen mußte, und zwar an der westlichen Seite zuerst, da aus dieser Himmelsgegend die Wirkungen der Witterung an härtesten empfunden werden. Daher geht die säulenförmige Bildung auch nicht tief in den Fels ein, und ich glaube wenn man zwey oder drey Säulenlager wegbrechen wollte, würde man keine Spur mehr davon antreffen; aber auch die Hofnung nicht aufgeben dürfen, daß mit der Zeit neue Klüfte entstehen und vom neuen Säulen bilden würden.

Uebrigens ist der Porphyr des Rupberges der reinste und härteste, der mir in diesem Gebirg noch vorgekommen ist. Seine thonige Grundmasse ist höchst feinkörnig und läßt schon einigen Ganz bemerken. Sein Quarz sowohl als der ihm beigemengte Fedspath sind noch ganz unversehrt und frisch, und man findet kein Pünctchen, das Verwitterung erlitten hätte. Es scheint, als ob die größern Säulen nach und nach in kleinere zerfielen, denn vierseitige Säulchen von drey bis vier Zoll Dicke und noch einmal soviel Länge, liegen an diesem Berge umher verstreut, daher ich einige davon mitnehmen konnte. Die Raserei des Pöbels der dortigen Gegend, nach Aufsuchung der Schätze in diesem Berge, ist unglaublich; denn vor nicht gar langer Zeit sollen einmal dreyßig solcher schwachen Köpfe, wovon ich einige nahmentlich weiß, einen Versuch gemacht haben, den Teufel zu beschwören, ihm sogar einen Affen geopfert und dennoch nichts gefunden haben. Sie haben aber ihr Wesen nicht sowohl auf der Spitze des Berges als an seinem westlichen Abange.


Abb.: Blick aus dem Kanzlersgrund zum Ruppberg. Stich aus H. SCHWERDT 1859: Album des Thüringer Waldes

Vom Rupberge herunter nach Melis trägt ein Steiler Stieg, wo hin und wieder die gedachten Waldplatten von sehr sandigem Ansehen und Korn zum Vorschein kommen. Hr. Anschütz nennt sie a.a.O.S.114. Breccialager, in liegenden dünnen schieferartigen Lagen, mit grünen festern und weichen Schiefern, und dieses bestätigte sich vollkommen, als ich die Gegend von Mehlis nach Oberhof untersuchte.

Sobald man aber diesen Berg herunter aus dem Walde heraus ist, betritt man wieder Porphyr, aus dem sich linkerhand der Jungfernberg erhebt, rechter hand aber ein unförmlicher Fes von einem schwarzgrauen thonigen Gestein, wovon ich unten noch einiges anmerken werden. Ein Mann, den ich hier antraf, benennte ihn den reitenden Stein. Zwischen beyden befindet sich ein wüster Platz, der Ruppenstall, wo große Porphyr- und Granitwacken zusammengebracht worden sind, und wo unter dem ersten Stücken angetroffen werden, die dem antiken braunrothen Porphyr ungemein nahe kommen, nur daß einige kleine, mit Krystallen ausgesetzte Hölungen, Arbeiten davon unscheinbar machen würden.

Wenig Schritte unter diesem Platze, geht Granit zu Tage aus, der nun den ganzen Grund, worin Melis und Zella angebauet sind, erfüllet, und an den hier zusammenstoßenden Bergen ziemlich weit hinauf, ununterbrochen anhält. Ich schätze den Umfang dieses Terrains wenigstens auf zwey Meilen. Im sämmtlichen hier befindlichen Granit ist Quarz und schwarzer Glimmer ziemlich feinkörnig eingemengt, der rothe Feldspath aber findet sich ganz unverhältnismäßig reichlich in demselben, indem er immer in Partien von einem Cubickzoll im Umfange, und oft noch mehr, darin angetroffen wird. Mit einigen Granitwaken, die auseinander gesprengt wurden, sind die Feldspath-Krytallen desselben so getheilt, daß man noch ihre Krystallfigur bestimmen kann, daher man, auch selbst bey Granit der schon vermauert ist, oft sechseitige Tafeln, die zwey breite und vier schmale einander gegenüber stehende Seiten, und dabey meistens zwey Zoll Länge und einen Zoll Breite haben, gewahr wird. Die meisten dergleichen Tafeln sind aber nach ihren schmalen Seiten gebrochen, daher man auch dem meisten Feldspath in länglichten Vierecken in diesem Granit siehet.

Von Mehlis aus gieng ich heute noch durch den tiefen Grund, durch welchen der Bach Schwarza seinen Lauf nach der Werra nimmt. Der erste Berg der sich hier zur rechten Seite desselben erhebt, wird Reissigsstein benennet. An seinem Fuße giengen Felsen entblößt zu Tage aus, die ganz ungestaltet waren, doch aber an ihren äußern Seiten eine grobschieferige Textur bemerken ließen. Ihre Grundmasse war eine grobsplittrige Mischung von Thon, worin die schwarze, graue und rothbraune Farben unordentlich abwechselten. Bisweilen erhielt ich einige Funken mit dem Stahl an derselben, aber selten. Einige Bruchstücke, die sich den grobschieferigen näherten, waren ganz rein, je unförmicher sie aber ausfielen, desto mehr fremdartige Gemengtheile ließen sich in derselben unterscheiden. Dieser Berg, der hier die Ecke des Grundes ausmachte, zog sich zugleich auch in dem Grunde hinauf, durch den ich vom Rupberge hergekommen war, und der dort bemerkte Fels gehörte mit zu der thonigen Masse die ich eben angeführt habe.

Ich gestehe, daß ich für diese Gebirgsart keinen Namen habe, und noch weniger wage, einen für dieselbe zu erfinden, doch vermuthe ich, daß sie von erfahrenen Gebirgskundigen für eine Art Trapp dürfte erkannt werden. Es waren hin und wieder scharfeckige Bruchstücke dieser Steinart den Berg abgerollt, und da sich unter denselben weder Porphyr noch Granit befand, kam ich auf die Vermuthung, daß er bis auf seinen höchsten Punct daraus bestehen möchte. Doch sahe ich den andern Tag von dem Regenberge herüber, hohe Porphyklippen aus derselben hervorragen. Weiter gegen das platte Land zu, auf dem Wege nach Bennshausen hin, haben sich Schichten von dem todtliegenden Gestein an diese Gebirge angelegt, auf denen ein Flötz bituminöser Mergelschiefer ruhet, und in verticaler Richtung zu Tage ausgehet. Es liegt noch auf demselben Kalk- oder Zechstein, und Sand bedeckt nun weiter alle Schichten, die über dem Zechstein zu vermuthen sind, bis er sich in der Gegend um Kühndorf selbst unter dem neuen Flötz-Kalkstein verliehrt.

Mineralogische und bergmännische Abhandlungen,
herausgegeben von Joh. Carl Wilhelm Voigt, Herzogl. S. Weimarischen
Bergsecretär, ec.
Zweyter Theil, Mit Kupfern.
Leipzig 1789
S. 114-122

Terminvorschau 2002

30.04.
11. Walpurgisnacht am Bürgerhaus

11.05.
Weideauftrieb im Ruppertstal (Ausweichtermin 18.05.)

25.05.
Feier zum 10-jährigen Jubiläum des Geschichts- und Museumsvereins in der Regenberghütte

08.06.
Exkursion des Geschichts- und Museumsvereins in das Germanische Museum nach Nürnberg

17.08.
Gesenkschmiede Lubenbachtal: Traditionelles Gesenk-schmiedefest mit Schauschmieden u.a.m., Beginn 13.00 Uhr

06.-08.09.
(13. Stadtfest Zella-Mehlis Ruppertusmarkt, Tag des offenen Denkmals)

29.09.
Weideabtriebsfest im Ruppertstal

05.-06.10.
Kirmes in Zella-Mehlis (Sporthalle "Höhle")

30.11.
Vorweihnachtliche Spinnstube in der Bürgerhaus-Scheune, Beginn 19.30 Uhr

07.-08.12.
Nikolaus-Markt in Zella-Mehlis


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Der Museumskurier Heft 9/Februar 2003



Quo vadis GuMV

Sehr geehrte Vereinsmitglieder!

Der Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e. V. beging im Jahr 2002 sein 10-jähriges Bestehen. Dies war Anlass zu manch positivem Resümee, zum Feiern und für vielerlei recht unterschiedlichen Rückblicken auf die Vereinstätigkeit. Es liegt in der Natur der Sache, dass es vor allem positive Rückblicke mit Stolz auf Erreichtes und Geleistetes waren. Dies ist auch gut und richtig so. Jetzt ist es an der Zeit, wieder in die Zukunft zu blicken und dabei auch den gegenwärtigen Zustand des Vereins zu beleuchten, die Frage nach Erreichtem und Möglichem sowie dem Zweck unseres Vereins zu stellen.

Natürlich, der Vereinszweck ist in der Satzung formuliert, jeder kann ihn nachlesen. Aber sagen diese zwei Sätze tatsächlich alles aus, was die Mitglieder mit diesem Verein "bezwecken". Wir haben zur Vereinsgründung bereits versucht, den Vereinszweck in wenigen Worten möglichst weit zu fassen, um alle unsere Anliegen darin unterzubringen. Trotzdem, wenn man doch noch mal den Blick zurück wagt und einige der Vereinstätigkeiten betrachtet, so finden diese sich kaum in den Satzungsinhalten wieder oder nur mit sehr viel freier Interpretation. Aber weder Vereinsmitgliedern noch Außenstehenden kam es je in den Sinn, die Rhöntropfengrotte oder die Waffelschmiede oder irgend eine andere unserer Aktionen als nicht vereinsgerechte Tätigkeiten abzulehnen. Im Gegenteil, das meiste was wir bisher als Verein taten, fand unabhängig von seiner vollständigen Satzungskonformität große Zustimmung.

Immer wieder zeigte sich in der Vergangenheit und zeigt sich in der Gegenwart, dass viele Vereinsmitglieder auch lokale Themen innerhalb des Vereins ins Gespräch bringen, welche zunächst scheinbar nichts mit unserem eigentlichen Anliegen zu tun haben. Das waren und sind Themen wie die zur Gebietsreform drohende Eingemeindung von Zella-Mehlis nach Suhl, der Bau einer Müllverbrennungsanlage im Erholungsort Zella-Mehlis, die geplante Schließung von Gymnasium und Krankenhaus in Zella-Mehlis oder auch die Bezeichnung der in Zella-Mehlis liegenden Autobahnabfahrten mit den Namen anderer Ortschaften. Sprechen wir zu unseren Vereinstreffen dann über solche Fragen, ist auffällig, dass bei der überwiegenden Anzahl dieser Mitglieder bei den unterschiedlichen lokalen Themen gleiche Auffassungen vorzufinden sind.

Im Mittelpunkt steht immer unsere Heimatstadt, der Erhalt ihrer Attraktivität, die Fortschreibung der Traditionen und all dessen, was die Menschen in Vergangenheit und Gegenwart hier geleistet haben und leisten. Hier entdeckt man ein Selbstverständnis bei einer Vielzahl unserer Mitglieder. Man ist stolz auf die Heimat und ihre Geschichte. Diese Liebe zur Heimat, zur Stadt Zella-Mehlis ,die Identifizierung mit dieser Stadt, ihrer Geschichte und den Leistungen ihrer Bewohner über die Jahrhunderte bis heute ist auch ein wesentlicher Grund für das Engagement der Mitglieder im Verein.

So werden plötzlich auch scheinbar "vereinsfremde" Anliegen zu Tätigkeitsfeldern des Vereins bzw. seiner Mitglieder. So kann man vielleicht sagen, dass auch unser Verein mit seinen ureigensten Anliegen nur Mittel zum Zweck für die Verwirklichung vieler, auf gleichen Werten basierenden individuellen Auffassungen ist. Selbstverständlich ist die vorhandene emotionale Bindung an Zella-Mehlis nicht Voraussetzung, um in unserem Geschichts- und Museumsverein Mitglied zu sein.

Es gibt viele Interessen beim Sammeln, bei der historischen Forschung, bei der Familiengeschichtsforschung oder einfach nur Geschichtsinteresse, bei welchen man auch mit den Orten Mehlis und Zella in Berührung kommt. Der Verein will und soll Sammel- und Anlaufpunkt für alle sein, die historisch oder museal an Zella-Mehlis interessiert sind. Bei manch Einem der auf diesem Wege an die Geschichte von Zella-Mehlis gekommen ist, hat sich auch schon so etwas wie eine kleine "Liebe" zur Stadt eingestellt. Am Satzungszweck allein können wir unseren "Status quo" also kaum fest machen und dies erscheint mir auch gar nicht nötig.

Natürlich wollen alle Mitglieder des Vereins unsere eigentlichen Ziele, das Erforschen und Publizieren von Geschichte, das Sammeln, Bewahren und Darstellen von Sachzeugen unserer Geschichte, den Erhalt von Denkmälern u. a. m. unterstützen. Nicht zuletzt geht es dabei aber oftmals noch um viel mehr, eben um den Erhalt der Werte, welche uns gemeinsam sind. Auf dieser Basis sollten wir auch in der Zukunft unsere Vereinsarbeit weiterführen und das Vereinsleben gestalten. Dabei sind die Ideen und Vorstellungen jedes unserer Mitglieder gefragt, egal ob zu einem gerade anstehenden Thema im Museum oder der Stadtgeschichte oder einem "entfernteren" Thema, welches aber diese unsere Werte berührt. Wenn es uns dann noch gelingt, diesen eigenen Antrieb für unser Handeln auch unserer Jugend zu vermitteln, haben wir wahrscheinlich das Wichtigste unserer Vereinsanliegen erreicht.

Meiner Ansicht nach ist es dabei nicht von vordergründiger Bedeutung, ob dies nun mit exakt satzungskonformen Tätigkeiten des Vereins gelingt oder mit Themen des Tagesgeschehens. Versuchen wir, ein bisschen Stolz auf die Vergangenheit in dem Bewusstsein unserer Jugend und Identifikation mit der Heimat und den Menschen hier in den Herzen der Jugend zu verwurzeln. In diesem Sinne möchte ich alle Vereinsmitglieder anregen, ihre eigenen Gedanken und Vorstellungen immer wieder im Verein einzubringen und hoffe auf zahlreiche Teilnahme an allen in diesem Museumskurier aufgeführten Terminen sowie zu unseren wöchentlichen Treffen montags in der Beschussanstalt.

Holger Wilhelm Vereinsvorsitzender

Verschollene Gewerbe:

1. Der Köhler

Die neuzeitlich veränderte Forstwirtschaft hat nicht nur unseren Wald im äußeren Ansehen umgewandelt; auch einer Anzahl von Industrien und Gewerben wurde durch den Umschwung der neuen Kultur der Lebensnerv durchschnitten. Seit dem Ausgang des Mittelalters erhoben sich die Essen der Gießhütten, Kupfer- und Eisenhämmer und der Pochwerke längs des Gebirgsfußes, an den rauschenden Waldbächen wie in den gewerbefleißigen Städtchen. Ihre Existenz war gegründet auf die ausgedehnten Holz- und Kohleprivilegien, und mit der Unmöglichkeit, diese fernerhin zu gewähren, mußten die Hochöfen erlöschen, unzählige Waldbewohner zu anderen Arbeitszweigen greifen oder ihre Kunstfertigkeit in ferne Gegenden tragen.

Aufs engste verwachsen mit der Stahl- und Eisenindustrie, besonders auch mit der weitverbreiteten, hochangesehenen Kunst der Schmiede, war das Köhlergewerbe, das heutzutage nur in kümmerlichen Resten an vereinzelten Stellen unseres Waldes ein halbvergessenes Dasein fristet. Der aufmerksame Wanderer findet aber allenthalben von Berg zu Berg die Spuren der vielhundertjährigen "schwarzen Kunst" in den kreisrunden, verrasten Meilerstätten, die, wo sie von einem neuangelegten Weg durchschnitten werden, fußtief mit Kohlenresten durchsetzten Boden zu Tage treten lassen.

Wie jedes andere Handwerk, war auch das der Köhler Zunftgesetzen unterworfen; der Meister befehligte eine Anzahl Knechte und Lehrburschen. Es gab Meilerköhler und Licht- oder Grubenköhler. Erstere schichteten die Scheite, Stöcke oder Knüppel zu abgestumpften Kegeln nach uralt erprobten Kunstregeln auf, belegten sie mit Rasenstücken und zündeten sie dann an. Die Lichtköhler verarbeiteten die "Afterschläge": die Holzabfälle, Reisig, faule Strünke und erzielten dadurch nur minderwertige Kohlen. Auch jene erhielten nicht das beste Holz, sondern, wie eine alte Weidwerks-Ordnung (1642) vorschreibt: "alte gefallene, ungesunde, wandelbare, kurze, krumme, struppige und knorrige Bäume, Windfälle und was auf dem Stamme austrocknet und nicht mehr fortwachsen kann."

Das Köhlerhandwerk betrieben viele Meister auf eigene Rechnung; sie ließen sich von den Forstbeamten Windbrüche oder auch grünes Holz ackerweis übergeben und arbeiteten es während des Sommers mit ihren Leuten auf. Doch wird von jeher in den Akten darüber geklagt, daß sie sich oft genug "eigenen Gefallens" den Ort und das Material zur Arbeit aussuchten. Die Hammerwerke, Hochöfen, die großen Schmiedewerkstätten in Suhl, Zella, Mehlis, Oberhof usw. hatten alle ihre Privilegien, laut deren sie eine bestimmte Anzahl Köhler zu ihrem Nutzen in die Wälder einlegen durften.

 


Großflächige Entwaldung zur Holzkohlegewinnung
Der wohl folgenschwerste Eingriff in die natürlichen Ökosysteme wurde durch den gewaltigen Holzverbrauch verursacht. Überwiegend diente das Holz und die aus ihm hergestellte Holzkohle als Energielieferant für die Hüttenwerke. Aber auch der Grubenausbau und Aufbau der Siedlungen verschlangen große Mengen. Der Bergbau spielte als einer der größten Verbraucher für Holz aller Art für die mitteleuropäische Waldentwicklung eine entscheidende Rolle.

Endlich waren noch sogenannte "herrschaftliche Köhler" angestellt, die unter Aufsicht der Forstknechte für die fürstlichen Hämmer und Werke, wie auch für den Gebrauch der herrschaftlichen "Häuser" (Burgen und Schlösser) arbeiten mußten. Diesen allen wurde bei ihrer Verpflichtung der Köhler Eid aufgelegt:

"Köhler Eyett:

  1. Sollet ihr vor mutwilligen Brandschaden gut sagen.
  2. Sollet ihr das Malter Holz vor euch selbsten und durch eure Hauer ins rechte Maß und Malter stecken, legen und darinnen keinen Vorteil suchen.
  3. Die groben, unartigen Baum rein aufhauen und da solches nicht die Länge zu spalten fein will, so soll solches die halbe Länge zerspalten werden, damit dieselben Glötzer nicht der Herrschaft und den Gewerken zum Schaden im Holze liegen bleiben.
  4. Sollet ihr keine Baum zu den Decken steigen daran das junge Holz verdirbt und Schaden empfähet, sondern die Deck von den Bäumen aushauen, so zu Malter-Holz gezeichnet werden, und was daselbsten nicht erlanget werden kann, sollet ihr mit Laub oder Rasen decken.
  5. Sollet ihr auch keine kleinen Meiler, sondern Meiler, so zu 15 oder 20 Karren Kohlen geben, setzen, damit ihr desto weniger Ursach (habt) mit der Decke der Herrschafft Schaden zu thun.
  6. Sollet ihr auch keine Baum oder Stamm ungezeichnet hauen, die gezeichneten Baum auch nach Vorteil fällen oder fallen lassen, damit das junge Holz nicht niedergeschlagen und verderbt werde, auch die Bäum nie Beächt (?) abhauen und nicht Hege-Stock nehmen.
  7. Sollet ihr keine Buchen keilen oder keilen lassen, sondern die Keile jederzeit von Stocken abspalten.
  8. Sollt ihr auch die währende Zeit über, so ihr auf der Herrschaft Holz kohlen werdet, getreu, gehorsamlich und unwidersetzig, was euch vom Forstamt auferlegt wird, verhalten, da ihr auch in Wäldern Verdächtige Wildschützen vernehmen würdet, solches bei Tag und Nacht dem Forstknecht dieses Orts berichten, und darauf ferneres Bescheids zu gewarten.
  9. Da ihr auch in diesen vorgelesenen Punkten brüchig befunden, sollet ihr nach Gelegenheit desselben Schadens entweder mit Gelde oder am Leibe gestraft werden.

    Folget der Eid: Alle diese Punkte haben wir notdürftig gehöret und verstanden, wollen auch solche stät und fest halten, so wahr uns Gott helfe durch Jesum Christum, unseren Herrn. Amen."

Wohl kein Walddorf war ohne Köhler; in vielen Ortschaften hatten sie ganze Gassen inne. Besonders zahlreich wohnten sie in den Dörfern am Fuß des Schwarz-Wald, in Frankenhain, Crawinkel, Tambach; auch weiterhin in Kleinschmalkalden, Friedrichroda, Winterstein. Wegen verschiedener "Irrungen" zwischen den Ämtern Reinhardsbrunn und Tenneberg wurden die Köhler einmal im 16. Jahrhundert "ausgetrieben". Nach wiederholtem "unterthänigem Ansuchen" erlaubte man endlich, daß im Amt Reinhardsbrunn sich wieder drei Meister niederlassen durften, einer für das Gießwerk Reinhardsbrunn, und zwei für die herrschaftliche Schmiede, "damit also den Schmieden hinfürder, wie bishero geschehn, nit eigen Kohlholz gelassen werden dürfe."

In der endlos weiten, grünen Waldwildnis am Oberhof dampften zur Sommerszeit allerwärts Meiler und Gruben, die großenteils für die Waffenschmiede am südlichen Gebirgsfuß schafften. Bald stellte sich Holzmangel ein, und auch hier mußte der Verbrauch beschränkt werden. Jedem Hammer wurden nur drei Meister und drei Knechte zugestanden: zwei für das weiche, einer für das harte Holz; für den Winter gar nur ein einziger. Aber auch anderwärts nahm man mit Schrecken wahr, daß bei dem "unpfleglichen" Verfahren bald allenthalben Not um Holz und Kohlen eintreten müßte.
Daher verbot der Forstmeister den Köhlern, ihre Waren ins Hennebergische auszuführen. Doch die Aussicht auf den reichlicheren Verdienst bewog nach wie vor die Leute, heimlich Karren auf Karren nach Schmalkalden zu fahren. Dabei wurden etliche ertappt, und da sie solches nicht lassen wollten, in den Narren Koben (d. i. das enge Gelaß, das den unglücklichen Irren in jener Zeit als Aufenthaltsort dienen mußte) gesperrt (1590). Hier blieben die schwarzen Männer, bis sie sich verbürgten, 4 fl. Strafgeld zu erlegen. Wieder in Freiheit gesetzt, gaben sie sofort ihre mitschuldigen Genossen an, so daß sämtliche Schmuggler in Strafe fielen. Die Köhler standen ehemals nicht eben im Ruf der Ehrlichkeit; sie hatten dies übrigens mit den meisten Vertretern der grünen Farbe gemein. Vom niedrigen Holzhauer bis hinauf zum "Oberaufseher der Gehölze" suchte jeder seinen eigenen Profit, und ein Arbeiten für den "gemeinen Nutzen" war der damaligen Zeit überhaupt fremd.

 

Köhlergeläut
Die Köhler hängten gut erhaltene Holzkohlenstangen in einer Reihe an einer Querstange auf und richteten sie so vor, dass jeder Stab bei leichtem Anschlagen einen bestimmten Ton von sich gab. Es konnten einfache Weisen darauf gespielt werden. Ganz von selbst erklang das Instrument, wenn stärkerer Wind die tönenden Stäbe zusammenschlug. Es hörte sich dann wie fernes Kuhgeläute an.


Um die Mitte des 18. Jahrhunderts waren besonders große Unordnungen im Köhlergewerbe eingerissen. Manche lieferten aus einem Schock Malter-Holz kaum 20 bis 24 Karren Kohlen, wenige ein paar Karren darüber. Um eine gewisse Übersicht zu erhalten, sollte deshalb unter zuverlässiger Aufsicht ein Probekohlen veranstaltet werden. Dazu ersah man zwei Köhler aus Catterfeld: Sebastian Marx und Joh. Georg Metz. Sie erhielten an der Birkheide (Georgenthaler Forst) drei Schock Malter-Holz, welches genau zugemessen wurde; auch das Kohlengemäß prüfte man sorgfältig. Ein Kammeringenieur blieb Tag und Nacht beim Meiler. Überraschend war das Ergebnis der streng durchgeführten Kontrolle: "aus drei Schock tännen Holz und 30 Malter Afterschlag wurden 141 Karren, 5 Stutz auf der Kohlstätte ausgemessen und hiernach auf ein Schock Malter gut Holz 40 Karren, 5 Stutz Kohlen und aus 30 Malter Afterschlag an die 20 Karren gewährt worden", also fast das doppelte der bisherigen Lieferung! Um die so drastisch erwiesene notwendige Aufsicht durchzuführen, ernannte man von nun an zwei Oberköhler, einen für das Amt Schwarzwald (Sebastian Marx) und einen zweiten (Hans Metz) für die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn und Georgenthal. Auch wurde gefordert, daß künftighin aus jedem Schock Malter mindestens 30 Karren Kohlen zu liefern seien. Wie lange das strenge Regiment dauerte, ob es den damaligen Forstmeister überlebte davon erzählen die Akten nichts. Aber noch bis weit in unser Jahrhundert durchzog allsommerlich in den oberen Bergen der eigentümlich streng duftende Meilergeruch die würzige Waldluft. Heute sind die Meiler zu zählen, die in weiten Abständen die zarte graublaue Rauchsäule aufsteigen lassen.

Doch der wohl Jahrtausende alte Aufbau von Hütte und Meiler ist derselbe geblieben, und auch auf die Köhler hat die Neuzeit wenig Einfluß gehabt. Ernst und schweigsam wie der dunkle Fichtenwald selbst, so tritt uns der graubärtige, durch alle Witterungsverhältnisse selbst verwitterte Meister entgegen. Mürrisch, mißtrauisch und einsilbig lautet seine Entgegnung auf unsere Fragen; aber allmählich, durch freundliche Worte, auch mit Hilfe eines kräftigen Schluckes aus unserer Feldflasche weicht fein menschenscheues Wesen gesprächiger Zutraulichkeit, und während seine Gehilfen, kräftigschlanke Wäldler, ihn am Meiler vertreten, berichtet er uns über sein Leben und Treiben und das seiner Vorgänger. Wie ein grünes Laubzelt umschließt uns die Hütte.

Vier entrindete Bäumchen wurden in die Erde gerammt, an ihrem oberen, gabelförmigen Ende mit "Wieder" (Weidenruten) zusammengebunden und drei der spitzwinkeligen Seiten dicht mit Zweigen und Reisig verkleidet. Die letzte Seite bleibt als Tür offen und wird mit einem vorspringenden Schutzdach verfemen, das aus zwei in die Grundpfeiler eingefügte und durch Querhölzer gestützte Aststücken besteht. Dieses Dach ist mit Rasenstücken bedeckt, über die gleichfalls Reisig befestigt wurde. Einfache, aus Reisig geflochtene Bänke, die auf niedrigen Holzklötzen ruhen, laufen längs der Wände; im Hintergrund ist das schlichte Reisiglager der Köhler errichtet. Aus einigen Steinblöcken bauten sie den Herd, auf dem sie ihre "Schippensuppe" kochen.

Abwechslung in der Kost gibt's wenig: hartes Brot, Käse, Speck, ein Schluck Branntwein, das ist der Küchenzettel von Woche zu Woche. Und doch wissen die rußigen Gesellen einen Leckerbissen zu bereiten, der manchen verwöhnten Städter anlockt, das ist der "Köhlerbeben", am Meiler geröstete Brotschnitte, die mit frischer Butter durchtränkt werden. Weit mehr Sorgfalt, Nachdenken und Kunstfertigkeit wie die einfache Wohnhütte erfordert der Aufbau des Meilers, hier kann sich der Köhler wirklich als Meister erweisen. Nachdem ein wohlgelegener, für Zu- und Abfuhr bequemer Ort, in der Nähe einer Quelle, ausgesucht ist, wird die Kohlstätte kreisrund abgegrenzt und geebnet. Das Wichtigste und Schwierigste beim Richten des Meilers bleibt das Aussparen der Luftkanäle zum Regulieren der Hitze. Im Mittelpunkt von oben nach unten wird eine Luftröhre dadurch angelegt, daß man zwischen zwei Pfählen halbverbrannte Stücken Kohle aufschichtet und dann erst mit dem eigentlichen Aufbau beginnt.


Hillebille
Dieses Signalinstrument bestand aus einem Buchenbrett, das frei hängend mit einem Strick an einer Querstange befestigt war. Bei Gefahr, hervorgerufen durch Wald- oder Meilerbrand, Unfall und dergleichen, schlug der Köhler in bestimmtem Rhythmus mit einem hölzernen Hammer an das Brett. Der helle, harte Klang rief die Hilfe der Waldnachbarn herbei. Der Name wurde noch nicht sicher erklärt. Manche Forscher wollen in ihm die englischen Worte hill (=Berg) und bell (=Glocke) finden.

Rund um die Grundpfähle baut sich eine Schicht Scheite oder Stöcke nach der anderen kreisförmig auf, so kunstvoll und fest, daß der Köhler bis zur "Haube" (Spitze) ohne Gefahr klettern kann. Den waagrechten Luftgang erzielt er durch Einschieben eines starken Pfahles in die mittlere Rinne. Dieser Pflock wird beim Holzschichten immer weiter herausgezogen und schließlich ganz entfernt. Mit dichtem Reisig, Rasen und Moos wird hierauf der halbrunde Meiler dick belegt. Ein an langer Stange befestigtes, mit Harz durchtränktes Stück Baumrinde führt hierauf der Köhler durch den im Halbmesser angebrachten Luftkanal nach der inneren, mit Kohlen und Spänen angefüllten Röhre und setzt sie in Brand.

Tag und Nacht muß jetzt der Meiler beobachtet und sorgfältig die Ventilation durch Einflößen des Schürhakens oder durch Verkleben gefährdeter Stellen mit Erde oder Rasenstücken bewirkt werden. Auch das Nachfüllen von Holz von oben her während der ersten Tage erfordert große Geschicklichkeit und langjährige Erfahrung. Übermannt aber den Wächter unversehens der Schlaf, dann gibt es leicht ein Erwachen mit Schrecken. Statt der grau oder blau sich kräuselnden Rauchwölkchen entsteigt glutroter Dampf der Haube und den seitlichen Luftlöchern.

Angstvoller Ruf versammelt die nebenan weilenden Gesellen, und während in möglichster Eile feuchter Rasen auf die Glut gestampft und Eimer auf Eimer voll Wasser darüber gestürzt wird, tritt das eigenartigste Gerät der Köhler in Kraft: die Hillebille. Ein buchenes Brett schwankt an zwei Riemen, die an einer Stange befestigt sind, und diese wieder verbindet die gabelförmigen Enden zweier eingerammter Pfähle. Mit aller Kraft schlägt der Köhler den hainbuchenen Hammer in bestimmtem Rhythmus gegen das Brett, daß es weithin schallt. Bald ertönt auf gleiche Weise Antwort von der nächsten Kohlstätte, und in kurzem ist der gefährdete Meiler von schwarzen Gestalten umringt, die das Unheil mit äußerster Kraftanstrengung noch einmal abwenden. Aber nicht nur Notsignale verstand der Köhler der Hillebille zu entlocken, sie rief auch zum frohen Mahle und zeigte durch den "Jägerruf" dem Weidmann an, wenn Wild nahte. Sogar bei drohenden feindlichen Einfällen wurde das seltsame Instrument in Anspruch genommen, indem die Köhler verpflichtet waren, beim Nahen verdächtiger Gestalten Warnungssignale erschallen zu lassen. Längst ist die Hillebille verstummt, nur wenige schwarzburgische Forstleute wissen sich ihrer noch zu erinnern. Und wie nah oder fern mag der Sommer sein, in dem auch der letzte Meiler ausgeräumt wird?

Marie Luise Gerbing (Schnepfenthal)
Aus: Thüringen in Wort und Bild, Band 2, Verlag von Julius Klinckhardt in Leipzig, 1910

Terminvorschau 2003

15.02.
Spinnstube, 19.30 Uhr AWO-Treff Rodebachstraße

29./30.3.
Ostereiermarkt am Bürgerhaus

30.3.
Tunnellauf im Rennsteigtunnel

30.4.
Walpurgisnacht am Bürgerhaus

1.6.
TSV Kinder- und Familienfest am Sportplatz „Köpfchen„

21.6.
Sonnenwendfeiern in den Berghütten um Zella-Mehlis

12.-14.9.
Stadtfest Zella-Mehlis

14.9.
Tag des offenen Denkmals

28.9.
Weideabtriebsfest

3.-5.10.
Kirmes

22.11.
Spinnstube, 19.30 Uhr Bürgerhaus Scheune

5.-7.12.
Nikolausmarkt Zella-Mehlis


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Der Museumskurier Heft 10/Januar 2004

In eigener Sache

Sehr geehrte Vereinsmitglieder!

Wenn auch schon einige Tage seit dem Jahreswechsel vergangen sind, möchte ich nicht versäumen, Ihnen und Ihren Familien alles Gute im Jahre 2004 zu wünschen.

Das Vereinsleben im vergangenen Jahr und auch im neuen Jahr war und ist geprägt von der Mitgestaltung kultureller Ereignisse in Zella-Mehlis und Umgebung, der Hilfe und Mitarbeit vieler Vereinsmitglieder bei der Gestaltung der Ausstellungen im Stadtmuseum und der Unterstützung des Museums materiell und ideell.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei noch immer auf der Restaurierung des Ehrhardt-Autos.
Zwischenzeitlich hat der Verein die letzte Rate zum Ankauf des Autos bezahlt und zusätzlich ca. 5.000,00 EUR in die Restaurierung investiert. Wir sind dadurch der Ausstellungsreife des Chassis ein gutes Stück näher, aber auch an die Grenzen des finanziell machbaren gekommen.
Glücklicherweise hat die Stadt Zella-Mehlis die Übernahme des Autos beschlossen und wir erhalten die Kosten des Ankaufs zurück. Wir können somit das Geld in die Vollendung der Restaurierung investieren.

Auch die nächsten Herausforderungen warten auf uns als Verein. Im Zuge der Entwicklung von Konzepten für eine besucherfreundliche Betreibung des Stadtmuseums steht die Frage der Unterstützung bei der Sicherstellung der Öffnungszeiten. Durch das zuständige Amt wurde angefragt, ob Mitglieder des Vereins für Sonderführungen wochentags und zur Besucherbetreuung an Samstagen und Sonntagen bereit sind. Diese Anfrage möchte ich an alle Mitglieder weitergeben. Ohne heute schon genau sagen zu können, wie diese Mitarbeit bei der Sicherstellung von Öffnungszeiten aussieht und organisiert wird, bitte ich um eine positive Betrachtung dieser Bitte.

Wir alle wissen um die finanziellen Zwänge der Kommunen und das es langfristig keine hauptamtliche Museumsbesetzung in der erforderlichen Stärke geben wird. Für unseren Verein ist es natürlich ein Hauptanliegen, dass in dem neuen Museum besucherfreundliche Öffnungszeiten und ordentliche Führungen umgesetzt werden.
Deshalb hoffe ich auf viele Mitglieder die bereit sind, Zeit dafür zu opfern. Diese Bereitschaft sollte dem Vorstand erklärt werden, damit wir ermessen können, in welchem Umfang durch den Verein der Stadt Unterstützung angeboten werden kann.

In diesem Kurier finden Sie wieder eine Reihe von Terminen interessanter Veranstaltungen. Besonders bitte ich um Beachtung für den Termin unserer Vereinsversammlung am 20.03.2004 um 14.00 Uhr und um unsere am Abend des selben Tages stattfindende Vereinszusammenkunft.

In der Hoffnung, viele Mitglieder zu unserer Versammlung begrüßen zu dürfen, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Holger Wilhelm
Vorsitzender

Verschollene Gewerbe

2. Der Harzer

Auf den einsamsten Höhen des Thüringer Waldes, am blauen Stein, am Gehlberg, hat sich bis heute der Rest einer Waldnutzung erhalten, die jahrhundertelang über die dunklen Berge des "Schwarzwaldes" verbreitet war. Die alten Waldbeschreibungen aus dem 16. Und 17. Jahrhundert erzählen uns geschwätzig und lebendig von dem weitausgedehnten Treiben und Besitz der Harzscharrer. Die lichten, bunten Buchen- und Eichenwälder zwischen Hörschel und der Apfelstädt waren ihnen fremd; desto unbeschränkter und rücksichtsloser schalteten und walteten sie in den Tannen- und Fichtenwäldern des Ohra-, Gera- und Ilmgebiets. Auch die hennebergisch-schleusingischen Forste wußten von den unersättlichen Pechsiedern zu erzählen. Zäh wie ihre Arbeitsprodukte selbst, wußten sich die Harzer einzunisten, und wo sie festen Fuß gefaßt hatten, da waren sie weder durch Vorstellungen noch Drohungen einzuschränken. Dickleibige Bände und Prozeßakten berichten von der Todfeindschaft, die zwischen Forstleuten und Harzern bestand.

 


Die sog. "Lachte". 2x35° Winkel, 35cm Länge, in der Mitte die senkrechte Flußrinne. Die mit speziellem Instrumentarium hergestellte, Harz absondernde Stammfläche (unter der Rinde und dem Kambium) mit Rillen, Tropfrinne und Topf.


Denn erstere wußten nur zu gut, welch unerbittliche Feinde - verwüstender als Schnee und Sturm - ihren ohnehin von allen Seiten bedrohten Fichtenbeständen in den auf ihre Privilegien pochenden Harzer-genossenschaften lebten.
Schon seit alters war Harzscharren, Pechsieden und Kienrußschwelen eine "Hauptnahrung" der Waldbewohner. In den Fichtenbeständen hätten sie sich am liebsten "für ewige Zeiten" eingenistet. Tannen und Buchen, die für ihre Zwecke nicht dienlich waren, verwüsteten sie in maßlosester Weise.

Ihre Gerechtsame breiteten sie so eigennützig aus, daß zahlreiche Vorschriften gegen sie erlassen wurden, freilich vergeblich, denn zum Durchführen der Befehle war die Forstpolizei ohnmächtig. Vor allem wird geklagt über das unpflegliche Ausnutzen des jungen Nachwuchses. Dem Gesetz nach sollten sie nur kräftige, vierspännige (etwa einen Meter im Umkreis messende) Fichten gerissen werden. Jeder Forstaufseher hatte daher einen "Rinken" zum Messen der Stämme bei sich; ohne solche Anweisung war das Harzbohren verboten.
Dessenungeachtet zogen die Picher in den Wald, "lochten" (ritzten) die jungen Fichten an und machten sie auf diese Weise untüchtig zu Bau- und Nutzholz.

Auch das "Scharren" jahraus, jahrein galt für höchst nachteilig; daher wird den Erbharzern anbefohlen, ihre Wälder in zwei Hälften zu teilen und so von Ostern bis Michaelis zu pichen, daß auf jede Hälften der Zeitraum eines Jahres fiel.
Andererseits sollten angebrochene Bäume nicht unbenutzt stehen. Als zwei Familien um einen Harzwald am Altenberg ( unweit Oberhof) stritten und der Prozeß sich jahrelang hinzog, verfügte das Gericht ... "da der Wald an die sieben Jahre ungeschoren blieben sei ... damit die alten Lachen (Harzrisse) nicht gar verwachsen, besonders auch wieder in Besserung gebracht werden, ... Als haben wir für gut angesehn, daß der Wald durch unparteiische Harzscharrer oder aber von beiden Teilen das Harz daraus geschorren und das Pech gegen ein Bekenntnis (Schein) in das Amt geliefert werden mag." ... Große Distrikte von Fichtenbeständen wurden teils auf kurfürstliche (später herzogliche) Rechnung verwertet, teils waren die Harzwälder als "Erbharzwälder" in Erbpacht verliehen, und der darauf liegende Zins bildete oft einen Teil der Besoldung für die Forstbeamten.

Bügelschaber zum Abschaben der Borke, das so genannte "Röten", und Anfertigen der Tropfrinne. Der Ausdruck Röten rührt daher, daß die wenige Millimeter dicke Schicht belassener Borke rot ist.



Ein Spezialwerkzeug, das zum Anbringen der harzfördernden Schnittrillen in dieStammoberfläche (Hobel, rechte Seite des Werkzeugs) und gleichzeitig als Instrument zum Reinigen der Tropfrinne (linke Seite) dient.

Beispielsweise bestanden im Arlesberger Forst außer den den Herren von Witzleben zur Burg (Elgersburg) zu Lehn gehenden Harzwäldern noch sechs der Herrschaft gehörige. Als Zins entrichtete ein Erbharzer: acht Stück Federwilbret (meist Birk- und Haselhühner) oder 20 Gr.; ein anderer: zwölf Stück Federwildbret, 30 Gr., ½ Ztr. Pech und zwei Sperber. Dann waren sie vielerorts verpflichtet, die Wildhecken in Stand zu halten, aber auch dieses erschien ihnen oft genug als zu große Beschwerung.
Die Harzer gelangten bei der oben beschriebenen, rücksichtslosen Ausbeutung ihrer Gerechtsame rasch zur Wohlhabenheit. Das Pech war vielbegehrt zum Verdichten der Fässer, zu Beleuchtungszwecken, und auch die zurückbleibenden "Griefen" wurden noch zu Nachtlichtern verwendet.
Weit ärmlicher war das Gewerbe der Kienrußbrenner. Sie schwelten die Harzgriefen und mit Harz durchtränkten Fichtenholzabfälle in Gruben und fingen den aufsteigenden Ruß in großen, dicken Säcken auf. Im Schwarzwald, zwischen Ohre und Ilm, war der Hauptbetrieb diese Industrie.

Vor 150 Jahren steigerten sich die Holzpreise, und dabei weigerten sich vielfach die Forstbeamten, den armen Waldleuten, wie bisher, das Holz zu ihrem "Hohlwerk" (Mulden, Butten, Löffel usw.) Umsonst oder wohlfeiler als bei sonstigem Verkauf abzulassen. Es trat allgemeine Not ein, die sich in vielen mündlichen und schriftlichen Klagen äußerte. Aus Manebach sandten die Kienrußarbeiter eine Bitte um Abhilfe an den Landesherrn. Beweglich schilderten sie ihre Not: "Da der Schock oder 60 Kienrußböttchen mehr nicht, denn 1 Gr. 4 Pf. Kosten und deren ein Mann wöchentlich, wenn er Tag und Nacht arbeitet, mehr nicht, denn zehn Schock zu machen im Stande ... Und wir uns erbärmlich, samt Weib und Kindern durchmartern, und bei Wasser und Brot hinbringen müssen" ... Noch heut werden von Frankenhain, Gräfenroda, Crawinkel und den umliegenden Walddörfern aus alljährlich Kienrußbüttchen in großen Mengen versandt.
Wer aber zwischen Neustadt a. R. und der Schmücke dem steilen Rennsteig folgt oder am längst trockenliegenden "Flößgraben" oberhalb des Kehltales hingeht, der wird noch manchen ehrwürdigen, hundertjährigen Fichtengreis treffen, dem die Harzer die tiefe, breitwulstige Narbe in die Rinde schürften - ein lebendiger Zeuge aus der Blütezeit der halbverschollenen Zunft.

Marie Luise Gerbing (Schnepfenthal)
Aus: Thüringen in Wort und Bild, Band 2, Verlag von Julius Klinckhardt in Leipzig, 1910 Abbildungen aus: Liese/ Fest, Richtige Arbeitsweise bei der Harzgewinnung

Pechsiederei

Neben der Gewinnung von Harz zur Herstellung von Kolophonium, Terpentin und anderen Stoffen diente das Holz der Harzbäume letztlich auch zur Gewinnung von Pech.

 

Eines der Gerätschaften war der Griebenherd oder Pechstein, ein, wie eine Schüssel ausgehöhlter Stein, meist aus Granit, von ca. 1 Meter Kantenlänge und einer Höhe von 30 bis 40 Zentimeter. In der Mitte der schüsselförmigen Ausbuchtung befand sich ein Loch zum ableiten des gewonnenen Pechs.
Der Griebenherd war auf Steinen so aufgestellt, das ein Gefäß zum auffangen des Pechs darunter gestellt werden konnte.
Der Stein wurde in zwei Arten zur Pechsiederei genutzt:
Die erste Art war die Weiterverarbeitung der Pechgrieben. Bei der Pechsiederei im Kupferkessel blieben Rückstände (Pechgrieben) aus Holz- und Rindenstücken zurück. Diese wurden auf dem Griebenherd weiter erhitzt um das restliche Pech auszukochen. Dieses Pech war mehr verunreinigt, von dunkler Farbe und weniger wertvoll, das Schwarzpech.

Für das wertvollere helle Pech wurden Kiefernholzscheite auf die gesäuberte Pechpfanne wie ein Meiler aufgeschichtet und mit frischen Rasenstücken, wobei die Grasseite auf das Holz gelegt wurde um das Pech nicht mit Erde zu verunreinigen, abgedeckt. Es wurde nur oben ein kleines, etwa faustgroßes Loch gelassen. Von dieser Öffnung wurde dann das Kiefernholz, das als besonders harzreich ausgesucht wurde, angezündet. Wenn das Feuer zu stark brannte, wurde die Öffnung mit einem Rasenstück abgedeckt. Wenige Minuten nach dem Anzünden begann das Pech in das untergestellte Gefäß zu tropfen. Die Menge des Pechs richtete sich nach dem Harzgehalt der ca. 25 bis 30 Zentimeter langen und zwei bis vier Zentimeter starken Kieferholzscheite und betrug zwischen zwei bis fünf Liter. Der weiße nach Pech stinkende Rauch war in der ganzen Umgebung. Deshalb waren die Pichler (Pechsieder) meist abseits von Häusern im Wald zu finden.

Der Pechsieder

Eine Sage aus Mohlsdorf

Es lebte einmal ein Pechsieder, der sah zur Sommerzeit wohl jeden Tag die Ameislein bei ihrer Arbeit, aber sie wurden seine Lehrmeister nicht.
Im Gegenteil, er dachte: "Dass ich doch ein Narr wäre, mich so zu schinden und zu plagen!" Und da er die Arbeit nicht suchte, so suchte ihn die Arbeit auch nicht. So kam es, dass er bald nichts mehr zu beißen und zu brechen hatte und mit Weib und Kind Hunger leiden musste.
Einmal, zur Sommerzeit, um Johanni, hatte ihn doch der Hunger angetrieben, wieder nach Arbeit zu gehen, und er schwelte Kienholz im Walde.
Als er sich nun zur Mittagszeit am Rande des Waldes, wo die Landstraße vorbei führt, ins Gras zur Ruhe niederlegen wollte, da kam ein Wandersmann des Weges, ein braver Handwerksbursche, den das Schicksal hierher verschlagen hatte.

Und da er gerade ausrechnete, in wie viel Tagen er zu Hause bei seinem kranken Mütterchen sein könnte, wenn er jeden Tag 12 Meilen hinter sich brächte, da kam eine rohe Faust über ihn. Die war des Pechsieders. Der forderte, was er an Geld und Geldeswert bei sich trug. Und weil er es ihm gutwillig nicht geben wollte, so erschlug er ihn.
Als nun des Handwerksburschen Augen im Tode brechen wollten, gewahrte er am Wege, wo er lag, einen Busch Nelken, und ihre Blüten waren von seinem Blute gerötet. "Wenn niemand meinen Tod rächen wird, so werden es diese Blumen tun!", so rief er aus und starb.
Der Pechsieder aber dachte: "Dafür lässt sich schon tun!" riss die Nelken aus und schleppte den Leichnam tief in den Wald hinein, wo er ihn hoch mit Tannenreisig bedeckte.

Mit dem Morgengrauen des nächsten Tages zogen die Raben in dichten Scharen nach dem Walde, wo der Leichnam lag und ließen sich auf den Baumwipfeln nieder. Das wurden die Leute gewahr. Und da sie nach der Ursache forschten, entdeckten sie den Leichnam und fanden auch den Platz am Waldrande, da man ihn erschlagen hatte. Aus dem niedergetretenen Grase aber hob eine Nelke ihre Blüte empor. Die war rot vom Blute des Erschlagenen.
Und als sie näher zuschauten, siehe, da klebte am Stängel, wo sich die Blätter ansetzen, ein breiter Ring von Pech.
Der Pechsieder hatte die Nelke mit den übrigen zwischen den Fingern gehabt, aber in der Eile nicht mit abgerupft; wohl aber war das Pech von seinen Fingern am Stängel haften geblieben.

Als die Leute den Pechring gewahrten, sagten sie: "Der kann nur vom Pechsieder kommen."
So ward die Nelke zum Rächer des Toten, denn der Pechsieder gestand die Mordtat und ward zum Tode geführt.
Die Nelke trägt aber noch heute an ihrem Stängel den Pechring, und ihre Blüten sind wie Blut so rot. Die Leute nennen sie Pechnelke zum ewigen Gedächtnis der Übeltat des Pechsieders.

Quelle: Heimatbote (Mohlsdorf) 1956/9 Seite 174 ff

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20.03.
Jahresmitgliederversammlung des Geschichts- und Museumsvereins

20.-21.03
Ostereiermarkt am Bürgerhaus Zella-Mehlis

30.4.
Walpurgisnacht am Bürgerhaus

16.05.
Internationaler Museumstag

16.05.
Museumsfest in Kloster Veßra (Veranstaltung des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins e. V.)

31.05.
Deutscher Mühlentag

01.06
Kinderfest des TSV Zella-Mehlis am Köpfchen

13.06.
Marktfest in Zella

21.6.
Sonnenwendfeiern in den Berghütten um Zella-Mehlis

28.08.
Ruppbergfest

10.-12.09.
Stadtfest Zella-Mehlis

12.09.
Tag des offenen Denkmals

26.09.
Weideabtriebsfest am Hosenlatz

01.-03.10.
Kirmes in Mehlis

10.-13.12.
Nikolausmarkt


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Der Museumskurier Heft 11/August 2005

In eigener Sache

Liebe Vereinsmitglieder!

Schon über die Hälfte des Jahres 2005 ist vergangen. Einige Höhepunkte des Vereinslebens liegen bereits hinter uns wie unsere Vereinsversammlung mit der anschließenden Vereinsfeier im Waldhaus Zella-Mehlis im März und der Internationale Museumstag den wir im Museum mitgestaltet haben.

Einige besondere Anlässe und Ereignisse stehen aber auch noch bevor. Da wären das Gesenkschmiedefest im August und dann natürlich das Stadtfest im September. In diesem Jahr planen wir am Samstag und am Sonntag die Umrahmung am Museum in der Beschußanstalt und an den Abenden die Öffnung der Rhöntropfengrotte im alten Museumsgebäude am Mehl'ser Markt. Der neue Eigentümer des Hauses hat sich dankenswerter Weise bereiterklärt, uns die traditionsreichen Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ein volles Programm also!

Zu einem ganz besonderen Höhepunkt möchte ich Sie alle und auch Ihre Angehörigen am 17. September 2005 einladen. Wir planen einen Vereins-ausflug nach Hersbruck in Franken mit einem Besuch des dortigen Deutschen Hirtenmuseums. Schon seit Jahrzehnten gibt es Kontakt zwischen unseren Museen, welcher zu einem Hirtenfest in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden ist. Was außer dem Besuch des Hirtenmuseums noch auf dem Programm steht, ist noch in Arbeit. Der Ausflug erfolgt mit dem Bus und wird den ganzen Tag dauern. Für die Busfahrt und den Eintritt in das Museum werden die Kosten 20,-- bis 25,-- Euro pro Person, je nach Anzahl der Beteiligten, betragen. Es wird bestimmt ein ganz besonderer Ausflug den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Wir bitten alle Interessenten möglichst bis zum 15. August 2005 Ihre Teilnahme zu bestätigen, per Telefon:03682/464698, Fax: 03682/464730 oder E-Mail: info@gumv.de.

Alle wichtigen Termine des zweiten Halbjahres ersehen Sie wie immer am Ende dieses Heftes.
Ein Wort möchte ich noch zu der Entwicklung der Wochenenddienste im Museum sagen. Derzeit werden durch die Vereinsmitglieder keine geleistet, da der Besucherzustrom leider sehr gering ist. Es lohnt sich derzeit nicht.
Es ist allerdings erkennbar, dass die ergriffenen Werbemaßnahmen Wirkung zeigen und die Besucherzahlen langsam steigen. So ist es nur noch eine Frage der Zeit, dass wir als Vereinsmitglieder aktiv die Wochenendöffnungszeiten unterstützen müssen.

Holger Wilhelm ( Vorsitzender)

Das Deutsche Hirtenmuseum in Hersbruck

Im Zentrum der Hersbrucker Altstadt, in einem Ackerbürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert, befindet sich seit 1933 das Deutsche Hirtenmuseum, das einzige Spezialmuseum in Deutschland, das die Beziehungen Mensch - Weidetier weltweit dokumentiert.

Zu dem malerischen Ensemble gehört auch die ehemalige Scheune des Nachbar-gebäudes, die den Innenhof abschließt und das benachbarte Fachwerkhaus mit romantischem Garten im ehemaligen Stadtgraben.

Das Museum beherbergt eine in Deutschland einmalige Sammlung: Arbeitsgeräte, Gebrauchsgegenstände und kunsthandwerkliche Arbeiten der Hirten sowie die regionaltypische Kleidung geben einen Überblick über das Hirtenwesen weltweit.

Die Abteilung zur deutschen Hirtenkultur zeigt neben den regionalen Sonderformen von Tracht und Arbeitsgerät als Besonderheit auch die von den Hirten bemalten hölzernen Schellenbögen, die im Siegerland, im Harz, in Thüringen und, besonders reich ausgeprägt, im Hersbrucker Umland in Gebrauch waren.

Rinder, die von Gemeindehirten auf die gemeindeeigenen Weideflächen getrieben wurden, waren in der Hersbrucker Alb vom späten Mittelalter bis um 1960 ein alltäglicher Anblick.

Die ehemaligen Weideflächen, weitläufige, von Bäumen bestandenen Anger, sind bis heute prägende Elemente der Kulturlandschaft und werden zum Teil wieder beweidet.

Eine stadtgeschichtliche Abteilung vermittelt Eindrücke vom bürgerlichen und bäuerlichen Leben. Gezeigt werden u.a. ein Biedermeierzimmer und eine Küche vom Ende des 18. Jahrhunderts.

Drei bis vier Sonderausstellungen pro Jahr finden zu unterschiedlichsten kulturhistorischen Themen statt, noch bis 16. Oktober 2005: "Obstanger in der Hersbrucker Alb - Idylle von Menschenhand".

Alljährliche Museumsfeste sind der Hirtentag am 6. Januar, das Schaf-Fest Anfang Mai und der Handwerker-Markt Mitte September.

Jubiläen und Glückwünsche

Eine ganz spezieller Glückwunsch geht an den Museumsmann der ersten Stunde, der am 16. Juli 2005 seinen 85. Geburtstag im Kreise seiner Verwandten und Freunde ausgiebig feiern konnte ...

... Werner Ansorg!




Zu deinem 85. Geburtstag wünschen wir dir alles erdenklich Gute!

Ein irischer Schriftsteller und Geistlicher namens Jonathan Swift hat einmal gesagt:
"Vermutlich könntest du auf so manches Zipperlein gern verzichten, aber sicher nicht auf die Fülle an Erfahrungen und Erlebnissen, auf die du zurückblicken kannst und gern an uns weiter gibst."

Bleib so wie du bist: ein ehrlicher und offener Mensch, voller Leben und Tatendrang und immer auf der Suche nach neuen Überraschungen.
Bleib weiter so jung im Geiste - und da soll bekanntlich ein Gläschen Rhöni nicht schaden!

Der Vorstand und alle Mitglieder des Geschichts- und Museumsvereins gratulieren und wünschen noch lange Freude an der Entdeckung des Alten und des Neuen.

Lothar Schreier (2. Vorsitzender)

Verschollene Gewerbe

3. Der Wildenhirt

Still und einsam liegt die Meinholdisstraße, die seit undenklichen Zeiten von Bonifazius' Klostergründung in Ordorf aus über den Wald nach Franken führt. Im üppig wuchernden Buschwald am Wege entfalten die Buchen und Ebereschen ihre Blätterknospen; in freundlicher Helle heben sich die Jungen Triebe der Tannen von vorjährigen Zweigen ab.

Klatschend streicht jetzt ein Auerhahn von einem der alten, struppigen "Scharbäume" ab, die sich vereinzelt über dem niedrigen Gemisch von Buschwerk und halbwüchsigen Buchengestrüpp erheben. Vorsichtig zieht ein Wolf, der soeben über den Waldweg schleichen wollte, seine spitze Schnauze zurück.

Von Norden her tönt leises klingen - rascher, von Minute zu Minute sich verstärkender Hufschlag folgt - und jetzt taucht ein seltsamer Zug auf: Pferde, groß und klein, glänzend schwarze Rappen, Rotschimmel, Hirschbraune, sogar ein goldgelber Hengst ist darunter. Voraus trabt eine schwarzbraune Stute als "Leitwild", ein Glöckchen am schlanken Hals; lustig springen die Füllen nebenher, ab und zu vom frischen Buchengrün naschend.

Als Führer aber der wilden Horde ist der "Willenhirt" Hans Schmid aus Gräfenhain bestellt, der schon seit manchem Jahr die Rosse Sr. Kurfürstlichen Gnaden sommers über am Rennsteig weiden läßt.

Ihm sind zwei junge Knechte als Gehilfen beigegeben; im Karren führen sie das Nötigste mit an Brot, Käse und Branntwein. Spieß und Armbrust dürfen nicht fehlen ; denn noch lauert Meister Isegrim auf den zarten Füllenbraten, und aus den steilen, unzugänglichen Gründen, die nach der Hasel zu abstürzen, fällt gar nicht selten jenes Ungetüm die erschreckten Tiere an, das "den Herd bricht und auf den Baum steigt": der Bär.

Der wellige Rücken des "Nähertals" ist überschritten; der erst vom kürzlich verschwundenen Schnee noch durchweichte Boden wird zum Morast, wo die Straße sich dem "Teufelsbad" zuwendet. Nur mühsam schleppt sich der Karren vorwärts, und selbst die Pferde versinken oft bis an die Knie im schwarzen Moor, während die "Mös" überschritten wird.

Noch bevor der Rennsteig zu sehen ist, wendet die trappelnde, wiehernde Herde in den "Stallweg" ein; nach kurzer Zeit lichtet sich der Wald, und auf weitem Wiesenplan steht das Sommerhaus der muntern Tiere: der Willenstall am Kerngrund. Für den Hirten ist freilich nur mäßiger Unterschlupf vorhanden; ein kleiner "Koben" über den Ständen seiner Pflegebefohlenen muß ihm und seinen Knechten genügen. Doch ein echter "Wäldler" ist dies freie Waldleben Ersatz für alle Bequemlichkeit unten im Land. Weit dehnt sich sein Revier aus, nur beschränkt durch die nachbarlichen Herden.

Von Arnstadt aus treibt alljährlich am Georgstag (23. April) der Willenhirt mit seinem Knecht die herrschaftlichen Rose nach dem "Gern" (Amt Gehren), den frischen Wiesen der Schorte und Wahlrose, wo sie bis zu Michaelis bleiben.

Nach Osten zu, vom nahen "Kalten Markt" am Rennsteig und der Mehliser Loibe an bis über die Schneehäuslein am Schneekopf, zu den "Heiligen Stöcken" am Mordfleck dehnt sich die Wildentrift der Grafen von Henneberg aus. Freilich sieht der sächsische Forstmeister die fremden Gäste im Schwarzwald mit scheelen Augen an. Letzthin hat er sogar ein Füllen des Grafen Wilhelm pfänden und nach Georgenthal treiben lassen, und hart geraten die beiden Parteien beim Schiedsgericht in Arnstadt nun schon an die vier Jahre aneinander. Weit besser ist das Einvernehmen mit dem westlichen Kollegen.

Da, wo dem sagenreichen Sperrhügel die klaren Quellfäden der Apfelstädt entspringen, nicht weit von der alten Frankenstraße, steht ein zweites Füllenhaus, gleichfalls auf saftiger Waldweide. Wohl 50 Mutterpferde traben hier, so lang der Sommer währt, mit ihren munteren Füllen durch Busch und Kraut. Aber auch noch näher dem "Land" kann man mancher wiehernden Herde begegnen, und mehr als einmal sind die wilden Hengste einem einsamen Reitersmann gefährlich geworden.

Im Schwarzwald steht hoch oben auf der Brennigen Heide nicht weit vom Gehlberg ein Füllenhaus, und auf hennebergischer Seite dröhnt am Geiersberg (über Goldlauter und Heidersbach) und im Vessertal oft genug der Boden vom Hufschlag der "Wilden".

Wohl lassen sich Pferdemutter und -kinder das würzige Waldgras munden, doch greifen sie leider nebenbei nur zu gern nach "verbotenen Früchten". Da hat der Förster im vergangenen Herbst eine viele Acker große Fläche abholzen lassen, und jetzt im Juni, treibt aus den alten Strünken allenthalben der üppige junge Stockausschlag. In fünfzehn Jahren soll das Holt wieder häuig sein und einen guten Nutzen abwerfen. Aber diese Rechnung wurde ohne den Willenhirten gemacht.

Das junge Laub ist geradezu ein "gefundenes Fressen" für die Leckermäuler der Fohlen; was nicht "verpeitzt2 wurde, liegt zerstampft am Boden. Weder Buchen- noch Nadelholz wird geschont, und auf Jahrzehnte ist die Holzernte vernichtet. So sieht es aus längs des ganzen sächsisch-hennebergischen Rennsteigs. Selbst in den Vorbergen, im Finsterberger Forst, um Georgenthal, Tenneberg und Reinhardsbrunn liegen weite Strecken "verpeitzt2, zertreten und verkrüppelt, da die Walddörfer unter ihren Rindviehherden eine große Menge Füllen mit einschlagen und trotz des Protestes der Forstleute in den Wald treiben lassen.

Die Willenhirten des Rennsteigs aber kehren sich wenig an den Zorn der Grünröcke. Im einsamen Wald, beim engen Zusammenleben mit den unbändigen Tieren werden sie selbst zu halben Wilden. Wochenlang kommt ihnen außer dem Forstläufer, den schweigsamen Köhlern und Holzhauern kein Mensch zu Gesicht.

Bei Sonnenaufgang zieht die ganze Herde zu den "Tränktrögen", ausgehöhlten Baumstämmen, die zur Labung des Viehes in die silberklaren, eiskalten Quellen eingefügt wurden. Schnaubend und ungestüm wiehernd drängen sich die lebhaften Tiere hinzu; wer zu vorwitzig ist, erhält einen wohlgezielten Peitschenschlag. Dann gehts auf die taufrischen Waldwiesen, wo die würzigsten Kräuter in Fülle stehen. Um Mittag lagert die ganze Herde an geschützter Stelle unter einem Felsen oder im Schatten der Tannen.

 

Beim Abendschein traben Wilde und Fohlen einträchtig dem Stalle zu. Die Hirten aber liegen n der schwülen Sommernacht noch lange wach im duftigen Heu.

Vom Werratal her steigt grollend ein Gewitter auf. Aufgeregt schreit der Waldkauz; die durchdringende Stimme des Uhus schallt von der Möst herüber. Immer höher drückt die schwere, schwarze Wolkenwand, grelle Blitze nach allen Seiten sendend. In der Ferne heult ein Wolf; unruhig scharren die Gäule.

Eng zusammengekauert flüstern die Hirten kräftigen Zauberspruch gegen das anstürmende Wilde Heer. "Alle Gewitter die über den Donnershaugk ziehen, schlagen ein", so klagt einer.
Jeder weiß Schauergeschichten aus der Umgegend zu berichten: von den Unholden der Teufelskreise, den unermeßlichen Wassermassen im Schoße des Sperrhügels, die dereinst ausbrechen und das Thüringern Land verschütten werden. "Am Mordfleck, am Blauen Stein hat sich der böse Feind öfters sehen lassen." "Am Reisenden Stein über Mehlis ist auch zur Nachtzeit nicht viel Ruhe, indem die Steine von oben herab in die unten vorbeiziehende Landstraße springen, dadurch wohl viele Leute erschrecket, aber soviel man weiß, noch niemand beschädiget worden, ohngeachtet, daß dem Vernehmen nach sich öfters Gespenster allda sehen lassen."

"Auf der Steinburg im Suhla-Neundorfer Forst", so meldet geheimnisvoll ein anderer, "ist noch ein großer Steinhaufen, und hat man von vielen Leuten gehört, daß ein Raubschloß allda gestanden, welches auch die Steine bezeugen, die sehr groß sind und in eitel harten Wacken oder Feld- und Waldsteinen bestehen, da noch sonst der ganze Berg und heranstoßende Örter ein lauteres Sandsteingebirge sind. Es hat sich auch zu gewissen Zeiten ein Gespenst sehen lassen, in Gestalt einer Weibsperson, mit einem ganz weißen Trauerhabit bekleidet, wie denn viele Leute der Gegend verführet werden."

" Und ganz in unserer Nähe der Greifenberg hat sich bisweilen so stark und entsetzlich beweget, wie wenn er einfallen wollte," so flüstert der zweite Knecht ...

Da kracht in nächster Nähe ein gewaltiger Donnerschlag - angstvoll schlagen die Hirten ein Kreuz ums andere. Aber bald ist die Wut des wilden Jägers gebrochen; immer ferner hallt sein Grollen; gleichförmiger, einschläfernder Regen klatscht auf das Dach des Willenstalls, und bald liegen Wäldler und Tiere in tiefem Schlaf.

Bis weit in den September hinein währt das freie Waldleben. Das anfängliche Maigrün hat sich in vollen, dunkelgrünen Massen um die Zweige geschlossen. Jetzt färben sich die Buchen goldbraun; grellgelb und blutfarben sticht das Ahornlaub vom glänzenden Grün der Tannen ab, dazwischen leuchten die roten Dolden der Eberesche.

Unten im Land bläst der Sauhirt schon zur Schweinemast; bald wirds hier oben weiß aussehn, 's ist Zeit zur Heimkehr," meint der Willenhirt. So zieht die muntere Schar im kühlen Herbstmorgen zum letztenmal aus dem dunkelgebräunten Sommerhaus. Bald liegt die Waldwiese wieder verlassen; nur zuweilen kriecht ein Forstläufer, der sich verspätet hat, unter das schützende Dach, um dort zu nächtigen.

Lustig schreitet indessen die Leitwilde voran, mit buntem Blätterschmuck geziert, der Heimat zu. Diesmal wird der Weg durch den Schmalwassergrund genommen, vorbei am gewaltigen Falkenstein, wo Luchse hausen und der Uhu horstet. Vorbei auch unter dem alten Schloß Waldenfels und der Drachenburg: das ist schon heimatlicher Klosterboden.

Dann öffnen sich die Schläge von Dietharz, und weiter führt unser Wildenhirt seine übermütigen Zöglinge durch das Tal der Apfelstädt den winterlichen Quartieren in den geräumigen Klosterställen zu.

Luise Gerbing, Schnepfenthal

Quellen:
Text aus: Thüringen in Wort und Bild, Band 2, Verlag von Julius Klinckhardt in
Leipzig, 1910
Bilder aus: Georg Simon Winters von Adlersflügel, Neuer und vermerther Tractat von der Stuterey oder Fohlenzucht, Nürnberg 1687

Terminvorschau 2005

20.08.2005
14.00 - 18.00 Uhr
Traditionelles Schmiedefest Technisches Museum �Gesenkschmiede� (20-jähriges Bestehen!)

20.08-24.11.2005
Ausstellung: "80 Jahre Rathaus Zella-Mehlis" - Stadtarchiv Zella-Mehlis Kleine Rathausgalerie

03.09.- 04.09.2005
20.00 Uhr
Ruppbergfest Hausberg Ruppberg

09.09. - 11.09.2005
16. Stadtfest - "Ruppertusmarkt"

11.09.2005
14.00 - 16.00 Uhr
Tag des offenen Denkmals Technisches Museum Gesenkschmiede

17.09.2005
Ganztägige Vereinsfahrt des Geschichts- und Museumsverein das Deutsche Hirtenmuseum in Hersbruck.

25.09.2005
11.00 Uhr
Weideabtrieb Ruppertstal

30.09. - 04.10.2005
Mehl´ser Kirmes Gasthaus "Einsiedel"

25.10.2005
20.00 Uhr
Dia-Vortrag: "Unsere Heimat Zella-Mehlis"
Referent: Klaus Wahl
Ort: "Scheune" am Bürgerhaus, L.-Anschütz-Str. 28

02.12. - 04.12.2005
Nikolausmarkt Markt Zella


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Der Museumskurier Heft 12/Februar 2006

In eigener Sache

Liebe Vereinsmitglieder !

Der Museumskurier Nr.12 enthält wie seine Vorgänger wieder viele interessante Termine des Vereinslebens und kulturelle Höhepunkte im Jahr 2006.
Besonders ist natürlich auf den nächsten Termin am 11. März 2006 hinzuweisen, an welchem unsere Vereinsversammlung und am Abend unsere jährliche Vereinsfeier stattfindet. Diese wiedermal in der Schäferbaude.
Aber auch die anderen aufgeführten Termine sollten Ihre Beachtung finden.
Auf Grund der guten Resonanz auf unseren vorjährigen Vereinsausfluges planen wir auch dieses Jahr wieder eine Vereinsfahrt, diesmal soll es auf den Spuren Heinrich Ehrhardts nach Sömmerda in das neue Museum und eventuell noch nach Erfurt gehen. Also den 16.09.06 gut vormerken.
Aber natürlich haben wir auch in diesem Jahr noch mehr vor. Die Mitgestaltung des internationalen Museumstages und des Stadtfestes am Museum sind sicher wieder Höhepunkte der Vereinsarbeit.
Die bereits im Vorjahr erfolgte Führung von Vermietern durch unser Museum soll wiederholt werden.
Im Kurier gibt es einen schönen Artikel über das Firmenjubiläum der Firma J.G. Anschütz. Im Museum wird eine Sonderausstellung dazu zu sehen sein.
Es gibt aber noch ein zweites wichtiges Firmenjubiläum, nämlich 100 Jahre Mercedes-Büromaschinen AG. Zu diesem Anlass haben sich eine Reihe ehemaliger „Robotroner“ zusammengefunden und wollen ein Buch zur Betriebsgeschichte heraus bringen. Daran wollen wir mitarbeiten und das ist eine ganze Menge Arbeit. Die Herausgabe eines Buches kostet auch immer viel Geld, deshalb suchen wird natürlich Sponsoren. Hierbei ist jedes Vereinsmitglied aufgerufen mitzuhelfen.
Was wir sonst noch so tun könnten oder müssten, darüber sollten wir uns zur Mitgliederversammlung Unterhalten.
In Erwartung einer regen Teilnahme an unserer Vereinsversammlung verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Holger Wilhelm (Vorsitzender)

150 Jahre Waffenfabrik J. G. Anschütz

Erfreulicher Weise begehen in der heutigen Zeit ab und an Zella-Mehliser Firmen Betriebsjubiläen, welche sich auf ihre Gründung z. B. vor nunmehr 15 Jahren beziehen. Nur recht wenige hiesige Unternehmen, können allerdings noch auf eine Geschichte zurück blicken, die gar jenseits des 20. Jahrhunderts begann.
Geschuldet ist dies vor allen Dingen solch einschneidenden gesellschaftlichen Brüchen wie dem II. Weltkrieg, dem Kriegsende und der Nachkriegszeit, in der die damals verfügten Enteignungen und Demontagen das Ende zahlreicher Unternehmen bedeutenden.
Schon zuvor, noch während der amerikanischen Besatzung, wurden die bedeutendsten Zella-Mehliser Fabrikanten mit ihren Familien gezielt im Sinne eines „Know-how-Transfer“ nach Baden-Württemberg evakuiert.
Andere flüchteten aus der sowjetischen Besatzungszone westwärts und weitere nach eigenen Erfahrungen mit dem neu installierten zentralistischen Wirtschafts-system noch vor 1961.
Viele Firmeninhaber, und in deren Sog auch Angestellte und Arbeiter, gingen weg von hier. Andere Selbständige hielten es für notwendig, hier zu bleiben und gerieten so in das Experimentierfeld des Für und Wider in Bezug auf den privaten Besitz an Produktionsmitteln.
Die Jagd- und Sportwaffenfabrik J. G. Anschütz ging bekanntlich den ersteren Weg und kann somit in diesem Jahr auf das 150. Jahr ihres Bestehens zurück blicken. Aber selbst in der heutigen Zeit im vereinten Deutschland ist ein solches Jubiläum nur äußerst selten anzutreffen. Zumal, wenn sich dieses gleichzeitig mit 150 Jahren Familiengeschichte paart.
Im Jahre 1856 ging in Mehlis der Büchsenmachermeister Julius Gottfried Anschütz den Schritt in die Selbständigkeit. Seine anfängliche Büchsenmacherwerkstatt firmiert bald als Terzerolfabrik und wird 1896 als „Germania-Waffenwerk“ eingetragen. Im gleichen Jahr erfährt das Unternehmen in der damaligen Bahnhofstraße eine wesentliche bauliche Erweiterung. Aus der anfänglichen Terzerolfabrik entwickelte es sich neben solchen Waffenfabriken wie z. B. Carl Walther, Friedrich Langenhan, Hermann Weihrauch, Oskar Will und Bernhard Paatz zu einer der renommiertesten Firmen dieser Branche, die Zella und Mehlis über Jahrhunderte geprägt hat.
Die Familie Anschütz – wegen der Tätigkeit von Vorfahren bei der Postbeförderung mit dem „aufgehängten“ Namen „Poster“ versehen – war eine angesehene in Mehlis, die die Firmenleitung über Generationen in ihren Reihen weiter reichen konnte. In dem Unternehmen wurden sowohl Waffen eigener Entwicklung hergestellt, wie auch mit Produkten anderer Firmen gehandelt.
4So entwickelte es sich Zusehends und etablierte sich Dank eines bedeutenden Exportes sogar weit über Deutschland hinaus. Mit dem II. Weltkrieg ging die ausschließliche Umstellung auf die Rüstungsfertigung einher, wobei auch zahlreiche Fremd- und Zwangsarbeiter eingesetzt waren.
Bald nach dem Kriegsende, nach Enteignung und Demontage in Zella-Mehlis, siedelte sich das Unternehmen, übrigens gemeinsam mit der Firma Carl Walther und der Suhler Firma Krieghoff im baden-württembergischen Ulm an.
Im Laufe der Zeit verließen zahlreiche Zella-Mehliser ihre Heimat und fanden nun beim „J. G.“ wieder Anstellung.
Anfangs der 1950er Jahre wurde in der BRD die Herstellung von Luftdruckwaffen wieder möglich. Die Firma stieg in diese Branche ein und machte es zu einem Hauptbetätigungsfeld. Durch erste sportliche Erfolge wurde die Fachwelt schon 1960 bei den Olympischen Spielen in Rom aufmerksam, als die Goldmedaille mit einer Anschütz-Waffe erzielt wurde. Zahlreiche weitere Erfolge schlossen sich an. Mitte der 1970er Jahre begann das Unternehmen zusätzlich auch mit der Konstruktion speziell für den Biathlonsport geeigneter Kleinkaliberwaffen. Deren Siegeszug begann mit dem BRD-Biathleten Peter Angerer, der 1984 in Sarajevo zweifacher Olympiasieger wurde.
Heute schießen ca. 90 % aller international auftretenden Sportler in dieser äußerst publikums- und auch werbewirksamen Sportart mit Anschütz-Waffen, deren Herzstück der vom Büchsenmacher Peter Fortner entwickelte Geradezug-Repetierverschluss ist.
Doch zurück nach Zella-Mehlis. Hier wurden die ehemaligen Firmengebäude des Anschütz-Unternehmens schon bald nach der 1946 erfolgten Demontage und Sequestration dem IFA Pedalwerk Suhl angegliedert. Nur wenig später benannte man diesen Betrieb in VEB Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl um und schließlich wurde er zum VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ Suhl (Fajas). Die Produktion bestand in diesem Zeitraum hauptsächlich in der Herstellung von Fahrzeugteilen.
Nach der politischen Wende und der Wiedervereinigung wurden die Produktionsgebäude im Jahre 1996 zur Erweiterung eines Industriegebietes Reißmannstraße/Meininger Straße vollständig abgebrochen. Heute erinnert nur noch die im Jahre 1911 in der Bahnhofstraße erbaute und in einer parkähnlichen Anlage stehende Anschütz ́sche Fabrikantenvilla an den früheren Standort dieses bedeutenden Zella-Mehliser Industrieunternehmens.
Die innerfamiliären Verbindungen der „JG ́s“ in Ulm und Zella-Mehlis jedoch erloschen nie. Gute Kontakte gibt es heute auch wieder zwischen dem Geschäftsführer des Unternehmens, Herr Dieter Anschütz und Vereinen sowie Institutionen seiner Geburtsstadt.
5Aus Anlass des 150. Firmenjubiläums der Jagd- und Sportwaffenfabrik J. G. Anschütz wird von April bis Anfang Oktober im Museum Zella-Mehlis in der Beschußanstalt eine Sonderausstellung zu sehen sein, die auch durch zahlreiche Leihgaben der Firma unterstützt wird. So werden neben Dokumenten zur Geschichte des Unternehmens, auch solche zum Familiennamen Anschütz gezeigt. Und natürlich findet man hier auch historische Waffen und solche aus dem aktuellen Fertigungsprogramm des Ulmer Unternehmens.
Lutz von Nordheim (Museumsleiter)

Heinrich Jung – Lehrer – Historiker – Verleger

Es war einmal im Jahre 1990, da entstand ohne Telefonanschluss und bar jeglicher Fördermittel, lediglich mit einer Schreibmaschine ausgestattet, in der Forstgasse 1 in Zella-Mehlis der Heinrich-Jung-Verlag.
Inspiriert von einem Fernsehfilm aus alten Zeiten „Ohne Kampf kein Sieg!“ formulierte der Verleger seine Lebensmaxime sinn-gemäß: „Wer nicht kämpft, der hat verloren!“.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte Heinrich Jung im heutigen Freistaat Sachsen. Bereits in jungen Jahren wurde sein Interesse an geschichtlichen Problemen durch das bewegte Schicksal seiner aus Breslau stammenden Eltern geweckt.

Seit 1972 ist Heinrich Jung als engagierter Lehrer im heutigen Kreis Schmalkalden-Meiningen tätig.
Auf seine Initiative hin wurde am 15. März 1980 die Arbeitsgemeinschaft Heimatgeschichte Zella-Mehlis gegründet. Heinrich Jung gehörte am 25. Mai 1992 zu den Gründungsmitgliedern des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis. Die Sorge um den Erhalt des Heimatmuseums der Stadt Zella-Mehlis hatte damals 25 Bürger zusammengeführt, die durch die Gründung des Geschichts- und Museumsvereins den Erhalt ihres Museums erreichen wollten.

Besonderes Augenmerk

Während der Wende 1989/90 gab der Runde Tisch in Zella-Mehlis grünes Licht für die Gründung eines Heimat-Verlages, der offiziell am 1. April 1990 als Heinrich-Jung-Verlag aus der Taufe gehoben und 1993 als Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH vom Amtsgericht Meiningen registriert wurde.


Das Logo des Verlages mit einem Bild des Straßenbaudenkmals am so genannten „Rondell“ zwischen Zella-Mehlis und Oberhof auf der Höhe des Thüringer Waldes

Einziger hauptamtlicher Arbeitnehmer war und ist seit 1993 die Vertriebsleiterin Ursula Jung. Ehemann Heinrich und Sohn Ernesto stehen ihr zur Seite.

Der 1990 auf Initiative einiger Heimatfreunde gegründete Heinrich-Jung-Verlag war von Beginn an thematisch eng mit Thüringen verbunden. Während im Gründungsjahr der Verlag nur die Neuauflage der Broschüre „Sagen der Heimat“ am 1. Oktober 1990 realisieren konnte, folgten Anfang der 90er Jahre eine Reihe heimatgeschichtlicher Publikationen – speziell Heimatbücher und Sagenhefte. Die breite Palette von Titeln reicht von der Periodika „Das neue Heimatbuch“ über „Georg II. von Sachsen-Meiningen. Ein Leben zwischen ererbter Macht und künstlerischer Freiheit“ bis hin zum „Springerkönig Jens“. Zahlreiche Sagenbücher erzählen von den Träumen der Köhler und Glasbläser, der Bergleute, Holzfäller und Tagelöhner, von Waldbauern und Fuhrleuten, die entlang und beiderseits des Rennsteigs und bis zur Rhön wohnten. Allein die fünf vergriffenen Auflagen der Publikation „Sagen der Heimat“ von Eugen König bezeugten das Interesse der Leser.

Bisher erschienen sechs Publikationen unter dem Titel „Das neue Heimatbuch“. In ihr sind historische Forschung, zeitgenössische Information und Dokumentation vereint. Im letzten Heimatbuch fand der Leser u. a. nachfolgende Beiträge: „Wunder- und Geheimwaffen im Dritten Reich und ihre Bezug zu Thüringen“, „Reformation prägte die Region um Schmalkalden“ (Schmalkaldischer Bund und Schmalkaldischer Krieg), „Die Veste Heldburg – Märchenromantik eines Bergschlosses“, „Die Anfänge des Laienchorwesens in Thüringen“ (Daniel Elster als Protagonist der Pestalozzi – Nägelischen Idee der musikalischen Volksbildung), „Peter Haseney – Ein Thüringer in Bayern“ und „Der Bergbau und die Eisenerzverarbeitung in Zella-Mehlis“. Diese Beiträge brauchen den Vergleich mit universitären Publikationen nicht zu scheuen.

Neben familiengeschichtlichen Veröffentlichungen, z. B. der Selbstbiographie des Johann Peter Haseney, dem graphischen Urvater der berühmten bayrischen „Schwarzen Einser“ und der ersten Banknote der Bayrischen Hypotheken- und Wechselbank (Reprint 1992) sowie weitere Biographien, erwähnt werden 7muss dabei natürlich „Georg II. von Sachsen-Meiningen. Ein Leben zwischen ererbter Macht und künstlerischer Freiheit“, dokumentieren die Verbindung zwischen Heimatgeschichte und europäischer Kulturgeschichte.

Natürlich darf der erste aktuelle Bildband „Zella-Mehlis“ nicht vergessen werden. Für einen Lehrer ist es schön, wenn er nach Jahren seine Schülerinnen und Schüler wieder trifft und sieht was aus ihnen geworden ist. So erinnert sich Lehrer Jung u. a. gern an die Schülerin Ute König von der Hugo-Jacobi-Schule, die er zunächst als Bibliothekarin in der Kreis- und Stadtbibliothek „Bertolt Brecht“ in Zella-Mehlis wieder traf und später als Existenzgründerin, nämlich als erfolgreiche Geschäftsführerin der Bücherstube Zella-Mehlis. Durch Zufall ergab sich in einem Gespräch zwischen Ute und Bernd Seifert sowie Ursula und Heinrich Jung, dass unabhängig voneinander beide Familien die Idee hatten, einen Bildband über das Zella-Mehlis der Gegenwart herauszugeben. Der Fünfte in der Runde war dann der Wanderleiter Günter Ludwig. Das Buch erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit.

Geheimobjekte in Thüringen, Brandenburg und Schlesien

Angeregt durch die vergebliche Suche nach dem Bernsteinzimmer und eine Reihe von „Weißen Flecken“ betreffs von Vorgängen im Raum Jonastal / TÜP Ohrdruf entstand eine 64seitige Broschüre „Hitlers Geheimobjekte im Thüringer Wald“ von Ulrich Brunzel. Immer neue Erkenntnisse ließen inzwischen ein 264seitiges Buch unter dem Titel „Hitlers Geheimobjekte in Thüringen“ entstehen. Die 13. Auflage erschien im Jahre 2005. Unter dem Titel „Hitler’s Treasures and Wonder Weapons“ erschien das Buch als erste englischsprachige Publikation des Verlages. Gegenwärtig erfolgt in Brasilien die Übersetzung ins Portugiesische.

Zum Verlagsprogramm gehörten weitere Buchtitel zur Militärgeschichte und zur Thematik Geheimobjekte während des Dritten Reiches, die gemeinsam unter der Federführung des Amun-Verlages Schleusingen herausgegeben wurden, nämlich: „1945 - Thüringens Manhattan Project“ von Harald Fäth, „Geheime Kommandosache – S III Jonastal und die Siegeswaffenproduktion“ von Harald Fäth und drei Bände über „Hitlers Siegeswaffen“ von Friedrich Georg.

Mit der Produktion des ersten einsatzfähigen Düsenjägers der Welt beschäftigten sich Dr. Klaus W. Müller und Dr. Willy Schilling, die Autoren des Buches „Deckname LACHS – Die Geschichte der unterirdischen Fertigung der Me 262 im Walpersberg bei Kahla 1944/45“. Anhand teilweise neu erschlossener Quellen aus zentralen und regionalen Archiven sowie von Aufzeichnungen von Zeitzeugen erhält der Leser einen übersichtlichen Einblick in die Entscheidungen zur Untertageverlagerung von Teilen der Rüstungs8produktion und der Bildung eines neuen Produktionszweiges der Luftrüstung im Rahmen der Wilhelm-Gustloff-Stiftung. Im Angebot des Verlages während der Leipziger Buchmesse 2006 befinden sich nach längerer Zeit wieder die Bücher „Rätsel Jonastal“ von Gerhardt Remdt und Günter Wermusch sowie „Hammerschläge“ von Heinrich Ehrhardt.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Leipzig liest“ stellte der Autor Thomas Mehner aus Zella-Mehlis einst sein Buch „Geheimnisse in Thüringens Untergrund. Die ungehobenen Altlasten des Dritten Reiches“ vor. Die erste Auflage des Buches war damals bereits nach zwei Monaten auf dem Buchmarkt vergriffen. Gegenwärtig wird erfolgreich die dritte Auflage vertrieben. Buchlesungen fanden u. a. bereits in Coburg, Crawinkel, Chemnitz, Darmstadt, Dresden, Gotha, Leipzig, Erfurt, Wölfis, Stadtilm und Zella-Mehlis statt.

Vor drei Jahren stellte Dr. G. Nagel aus Potsdam sein Werk „Atomversuche in Deutschland“ im Congress Center Leipzig vor. Mit dem Buch „Atomversuche in Deutschland. Geheime Uranarbeiten in Oranienburg, Gottow und Stadtilm“ konnte der Verlag deutschlandweit viele neue Leser gewinnen. Eine Vielzahl von Buchlesungen mit Dr. Nagel zwischen Leipzig und Brandenburg trugen dazu bei, manche „Weiße Flecken“ in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges aufzudecken. Zur Leipziger Buchmesse wurde dieses Buch mit Erfolg im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Leipzig liest“ vorgestellt. Gegenwärtig wird die zweite. Auflage des Buches vertrieben.

Mit dem Buch „Deckname KORALLE. Chronik der zentralen Marine-Funkleitstelle für U-Boot-Operationen im Zweiten Weltkrieg“ begab sich der Heinrich-Jung-Verlag erfolgreich auf ein literarisches „Neuland“. Das Buch aus der Feder von Dr. Ing. Hans Joachim Richter (Lobetal) und Wolf-Dieter Holz (Seifhennersdorf) schlug bei Insidern wie eine Bombe ein, wobei die Mund-zu-Mund-Propaganda das Ihrige tat. Innerhalb eines Vierteljahres war die erste Auflage vergriffen. Mit so einer Resonanz hatte weder der Verlag noch die Autoren in ihren kühnsten Träumen gerechnet. Die dritte Auflage des Titels erschien 2005.

Mitte 2003 erschien der 70. Buchtitel des Verlages, das „Objekt ‚SEEWERK’. Vom Geheimobjekt des Dritten Reiches zum Einsatzgefechtsstand des Warschauer Vertrages“. Im Jahre 1992 wurde mit der Übergabe der Liegenschaft „Garnison Falkenhagen – Militärsiedlung Nr. 1“ an das Bundesvermögensamt Frankfurt (Oder) das Unterweisungs-Journal des Objektes geschlossen. Nun war es möglich geworden, sich mit der bis dahin geheimnisumwitterten Geschichte des von 1939 bis 1945 aufgebauten Geheimobjektes des Dritten Reiches und seiner von den Sowjets dominierten Nachkriegsnutzung zu befassen. Der Autor Dr. Hofmann hat sich über zehn Jahre mit der Geschichte dieses Objektes befasst und versucht, durch gezielte und sporadisch geführte Recherchen in Dokumenten, zuordenbaren Publikationen sowie vor Ort im Objekt und unter Einbeziehung glaubhafter Zeitzeugen, den Schleier der Geheimnisse im bisher gegebenen Rahmen zu lüften.

Das Buch zeichnete im groben Rahmen die Geschichte des ab Mitte 1939 zunächst als heereseigener Industriebetrieb zu Herstellung des Brandstoffes Chlortrifluorid (Tarnname „N-Stoff“) aufgebauten Chemiewerkes, mit dem Mitte 1943 begonnen aber nicht mehr fertig gestellten Erweiterungsvorhaben „Großanlage Sarin II“ und der Nachkriegsnutzung des Kernobjektes durch die Sowjetarmee letztendlich als vorgeschobene geheime Führungsstelle im Rahmen des Warschauer Vertrages nach. Das rege Interesse führte dazu, dass
dieses Buch nur noch im Antiquariat erhältlich ist.

Heimatgeschichte bietet weiterhin reichlich Stoff für Bücher

Natürlich widmet sich der Verlag weiterhin der Geschichte von Zella-Mehlis und der näheren Umgebung. Sicher können sich die Besitzer der Bücher „Heimatgeschichtliches aus Zella-Mehlis“ und „Als die Amis kamen ...“ glücklich fühlen, denn diese Titel von Dr. Helmut Büchel (Zella-Mehlis) und Lothar Günther (Suhl) sind bereits nach kurzer Zeit eine Rarität. Während der eine Autor das Alltagsgeschehen in Zella-Mehlis beschreibt, schildert der andere Autor die Ereignisse zwischen Werra und Rennsteig vom 1. bis 8. April 1945, ein einzigartiges Zeitdokument. Gegenwärtig befindet sich wieder als historisches Zeitdokument die Selbstbiografie von Heinrich Ehrhardt unter dem Titel „Hammerschläge“ im Buchhandel. Das Buch zeigt das Leben und Denken eines Unternehmers im Zweiten Deutschen Kaiserreich. Unter dem Titel „Von der Mercedes Bureau-Maschinengesellschaft m.b.H. zur robotron Elektronik GmbH“ wird ein Buch über die Geschichte dieser geschichtsträchtigen Firma vorbereitet. Ein 100jähriges Jubiläum steht nämlich in diesem Jahr vor der Tür. Herr Günter Rudolph, in Zella-Mehlis sicher kein Unbekannter, erwägt sein erstes Buch noch in diesem Jahr vorzustellen. Die Freunde des Heinrich-Jung-Verlages können also auf die kommenden Publikationen gespannt sein!

Geschäftsführer Heinrich Jung und Vertriebsleiterin Ursula Jung können im April 2006 auf sechzehn recht bewegte Jahre zurückblicken. Dank der Unterstützung der Familie, lieben Freunden und vielen Heimatfreunden bestanden der Verlag alle Prüfungen der Zeit, und die waren wahrlich nicht immer von Erfolg gekrönt. Trotz alledem kann der Verlag bereits auf beachtliche 77 Buchtitel verweisen.
(Redaktioneller Beitrag)

10Jubiläen - Glückwünsche

Der Vorstand des Geschichts- und Museumsvereins gratuliert nachträglich:
Herrn Frank Albrecht am 14. August 2005 zum 50. Geburtstag
Herrn Otto Horn am 1. September 2005 zum 65. Geburtstag
Herrn Walter Mai am 14. September 2005 zum 84. Geburtstag
Herrn Horst Wilhelm am 3. Oktober 2005 zum 73. Geburtstag
Frau Marita von Nordheim am 10. November 2005 zum 65. Geburtstag
Herrn Werner Reuß am 17. Februar 2006 zum 70. Geburtstag

Terminvorschau 2006

März
Museum in der Beschußanstalt
Eröffnung der Dauerausstellung zur Sportgeschichte der Stadt Zella-Mehlis

25. März – 14:00 Uhr
Gesenkschmiede Lubenbach
Eröffnung der Sonderausstellung „Mühlen und wassergetriebene Gewerke
des Metallhandwerks in Mehlis“

02. April
Museum in der Beschußanstalt
Eröffnung einer Sonderausstellung (Arb.-Titel) „JGA - 150 Jahre Sport- u. Jagdwaffenfabrik Julius Gottfried Anschütz (1856 - 2006)“

30. April – 18:00 Uhr
Walpurgisnacht – Die Nacht der Hexen und Geister mit viel Musik und Überraschungen rund ums Bürgerhaus.

21. Mai
Museum in der Beschußanstalt und Gesenkschmiede Lubenbach
Internationaler Museumstag unter dem Motto: „Museen und junge Besucher”

10. Juni – 13:00 Uhr
Gesenkschmiede Lubenbach Kneipp-Gesundheitstag

19. August – 14:00 Uhr
Gesenkschmiede Lubenbachtraditionelles Schmiedefest des Fördervereins „Technisches Museum Gesenkschmiede“ mit Programm

8-10.September
17. Stadtfest „Ruppertusmarkt“ in Zella-Mehlis

10. September
Museum in der Beschußanstalt und Gesenkschmiede Lubenbach
Tag des offenen Denkmals

16. September
Busfahrt des Geschichts- und Museumsvereins nach Sömmerda auf den Spuren Heinrich Ehrhardts

28. Oktober
Museum in der Beschußanstalt
Eröffnung Sonderausstellung (Arb.-Titel) „Der Korkenzieher und die Geschichte seiner Herstellung in unserer Region“ anlässlich des 10jährigen Bestehens des „Vereines Korkenzieherfreunde“

26. Dezember – 14:00 Uhr
Gesenkschmiede Lubenbach
Weihnachtliche Führung mit einigen Überraschungen

Download als PDF-Datei:
kurier12.pdf (83 KB)

 

Der Museumskurier Heft 13/Februar 2007


Zum Gedenken an Werner Ansorg

Er hat das Gemeinwesen in Zella-Mehlis mit geprägt

Ein abwechslungsreiches, unkonventionelles und erfülltes Leben ist zu Ende gegangen. Unser Freund Werner Ansorg, der „Neubäck“, Ehrenmitglied des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis e.V. ist am Montag, dem 22.05.2006, verstorben.
Seine Heimatliebe, diese tiefe Verwurzlung mit den Menschen und Traditionen unserer Heimat waren sein Antrieb, sich seit der Heimkehr aus Krieg und Kriegsgefangenschaft auf vielen Gebieten unermüdlich für unsere Stadt einzusetzen.
Sei es beim Schwimmbadbau, beim Bau der Ruppberghütte, bei der Gestaltung der Mehl'ser Kärmes oder als eines der ersten CDU-Mitglieder, als deren Stadtverordneter und als einer der Mitbegründer des Verschönerungs- und Fremdenverkehrsvereins.
Die humorvolle und witzige Persönlichkeit sowie seine freudige Lebenslust wurde am stärksten erlebbar, wenn er als Mitglied der Zella-Mehliser Hirtenbläser auftrat.
Sein intensivstes ehrenamtliches Engagement galt aber bis zu seinem Tode dem Aufbau und der Gestaltung des Museums.
Als andere sich nur um die Zukunft sorgten, sorgte er sich auch um die Vergangenheit. In dem Wissen, das nur Zukunft hat, wer sich seiner Vergangenheit bewusst ist, wurde er zum Initiator des musealen Wiederaufbaus in Zella-Mehlis.
Seine ganze außergewöhnliche Persönlichkeit stellte er hinter die Sache. Mit persönlichem Einsatz, körperlich wie finanziell und unkonventionellen Methoden gelang es ihm, viel Unwiederbringliches zu bewahren und andere für die Sache zu begeistern. Dabei war er immer pragmatisch, den Blick auf das Ganze gerichtet. Kleinlichkeit und Paragraphenreiter waren ihm ein Gräuel, welche er mit dem ihm eigenen, tiefsinnigen, oft hintergründigen Witz immer wieder bloßstellte. Die Heiterkeit der Form überdeckte dabei aber nie den thematischen Tiefgang des Inhaltes. Wir haben mit ihm einen außergewöhnlichen Menschen verloren, der mit seinem vielseitigen Wirken die Stadt Zella-Mehlis und ihr Museum weithin bekannt und unser Leben reicher gemacht hat. Die Lücke, die er hinterlässt, können wir nicht schließen, aber die Spuren seines Lebens werden in uns und in seinen Werken bleiben.

Der Vorstand

Buch-Neuerscheinung:

Dieter Jacobs / Manfred Tumma
Von Mercedes zu Robotron – Eine Weltfirma im Wandel der Geschichte

Die Autoren stellen die bewegte Firmengeschichte der 1906 gegründeten „Mercedes Bureau-Maschinen-Gesellschaft m.b.H.“ bis zur Liquidation unter dem Firmennamen „robotron Elektronik GmbH i.L.“ dar.
Die rasante technische Entwicklung im 20. Jahrhundert wird am Beispiel der Büro- und Rechentechnik verdeutlicht. Es werden die Quantensprünge von der Mechanik über die Elektronik zur Mikroelektronik sichtbar dargestellt.
Der Leser erfährt, welchen Einfluss die Ansiedelung der Firma „Mercedes“ auf die Menschen in der Region ausübte. Viele Städte und Dörfer wurden in ihrer Infrastruktur geformt. Das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Menschen über Generationen hinweg war unmittelbar dem Wohl und Weh der Firma verbunden. Das Buch kam noch kurz vor Weihnachten zur Auslieferung und ist im Museum in der Beschußanstalt, beim Geschichts- und Museumsverein, beim Heinrich-Jung-Verlag und im örtlichen Buchhandel erhältlich.

Zur Geschichte der Korkenzieherfertigung in Zella St. Blasii und Mehlis

Noch bis zum 4. März läuft in unserem Museum die Sonderausstellung „Der Korkenzieher – ein gewundenes Kapitel Zella-Mehliser Handwerks- und Industriegeschichte“. Aus Anlass des 10. Jubiläums der Gründung des Vereines „Korkenzieherfreunde“ erarbeitet, wurde diese Ausstellung am
28. Oktober vom Bürgermeister unserer Stadt, Herrn Panse eröffnet. Gäste der Eröffnung waren u.a. auch ca. 80 Korkenziehersammler aus Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und natürlich auch aus Deutschland.
In der Ausstellung werden Korkenzieher gezeigt, die einst in unserer Stadt her-gestellt, entwickelt und gehandelt wurden. Die Stücke selbst wurden von Herrn Reinhard Berndt aus Egelsbach/Hessen, Herrn Stephan Trunetz aus Baden/Ös-terreich zur Verfügung gestellt, stammen von Leihgebern aus der Region sowie aus dem Fundus unseres Hauses.
Bei Öffnen einer guten Flasche verkorkten Weines machen sich wohl die wenigsten Zeitgenossen Gedanken über Geschichte und Herstellung des dazu Verwendung findenden Werkzeuges. Doch Korkenzieher dienen schon mehrere Jahrhunderte zum Entfernen der Verschlüsse aus den Hälsen verschiedenartigster Flaschen. Die Herstellung dieses Gerätes besaß bereits um die Mitte des 19. Jh. eine große Bedeutung auch im Rahmen der Zellaer und Mehliser Eisen- und Stahlkurzwarenfertigung. So wurden allein von 1856 bis 1866 neben den zahlreichen anderen Kleineisenprodukten auch 480.000 Korkenzieher, damals noch als Korkheber oder Pfropfenzieher bezeichnet, in 250 Ausführungen hergestellt und gehandelt. Die mit Krätzer bezeichnete Korkenzieherspirale dürfte wohl aus dem im 18. Jh. auch in unseren beiden Waffenorten gefertigten Gewehrkrätzer entstanden sein, welcher zum Entfernen von nicht aktivierten Geschossen aus dem Lauf von Vorderladerwaffen vorgesehen war. Seine unterschiedlichen Profile wurden in unserer Region in speziellen Gesenken, den so genannten „Zellern“ geschmiedet. Schon im Musterbuch der Firma Reißmann von 1857 sind zahlreiche Korkenzieher abgebildet, so dass davon auszugehen ist, dass diese schon viel früher hier gefertigt wurden. Die nachweisbar älteste hiesige Erfindung, ein sogenannter Damenkorkenzieher, ist dem seiner Zeit noch recht unbedeutenden Industriellen Heinrich Ehrhardt zu verdanken. Er verkaufte diese im Jahre 1867 für einen recht geringen Obulus an den Grossisten Johann Georg Reißmann. Durch diesen Umstand zu seinem Namen „Reißmann-Korkenzieher“ gekommen, wird jener auch heute noch, nach fast 140 Jahren, mit gleichem Wirkprinzip hergestellt. Zahlreiche örtliche Handwerker befassten sich ebenfalls mit der Weiterentwicklung dieses Werkzeuges. Es wurde nach seinen verschiedenen Wirkprinzipien als Glocken-, Hebel-, Löffel-, Stangen- oder Zungenkorkenzieher, in mannigfaltigen Größen und Formen als Fass-, Flakon- und Taschenkorkenzieher sowie in Kombination z.B. mit Bürsten, Champagnerhaken, Eisbrechern und Lackreißern gefertigt. Vor allem nach Gründung des Deutschen Patentamtes im Jahre 1877 ließen sich viele Erfinder ihre Entwicklungen als Patent und Gebrauchsmuster schützen. Bis in die 1930er Jahre hinein sind allein in Zella-Mehlis 45 mit der Entwicklung, der Herstellung und dem Handel beschäftigte Firmen nachweisbar geworden.
Die nächste Sonderausstellung, die in unserem Museum zu sein wird, beschäftigt sich unter dem Titel „Zella-Mehlis im Spiegel der Philatelie“ mit der Postgeschichte unserer Stadt. Mit dieser stellt sich der „Briefmarkensammlerverein Zella-Mehlis e.V.“ den Gästen des Museums vor.

Lutz von Nordheim (Leiter des Museums in der Beschußanstalt)

Bilder aus dem Thüringer Wald

1. Der Kuhhirt

Der Frühling ist ins Land gezogen. Quellen und Bäche rauschen zu Tal. Die Erde überzieht sich mit Grün. Wald und Wiese legen Festschmuck an. Kräuter und Blumen sprießen. Linde Lüfte wehen. Aus dem Schwarzwald tönt der Drossel Schlag und vom nahen Bergkopfe der lullende Lockruf der Heidelerche. Da faßt's den Wäldler mit Macht: Hinaus, hinaus in die Wälder, auf Wiesen und Felder! Einer der Ersten, der das Sommerleben beginnt, ist der Hirt, der Hutmann des Walddorfes. Schon vor etlichen Tagen ist er fast Haus für Haus gegangen, hinterdrein sein Bube mit Kuhglocken oder Schellen, das Weidevieh damit zu schmücken. Heute, an einem sonnigen Maitage, ertönt zum erstenmal in diesem Frühjahre das Hirtenhorn und knallt die Peitsche. „Der Hirt treibt aus!“ ruft sich jung und alt zu. Die Stalltüren öffnen sich, und heraus auf die Dorfstraße tritt das Weidevieh, mit kräftiger Stimme die Freiheit begrüßend. Die Kälbchen und die jungen Rinder hüpfen und laufen durcheinander, und Hirt, Hütejunge und Karo, der langhaarige Hirtenhund, haben genug zu tun, das Vieh im Zaum zu halten. Auch etliche Dörfler, darunter Schuljungen, begleiten heute und die paar nächsten Tage die Herde, bis das Vieh, namentlich das die Weide ungewohnte, sich eingewöhnt hat. Der Hirt ist von kräftiger Gestalt, ein alter Filz sitzt ihm auf dem Kopfe; die verschossene, geflickte Kleidung bedeckt ein abgelegter Soldatenmantel, den er aus der meilenweit entfernten Garnisonstadt erhalten hat. An den Füßen trägt er eisenbeschlagene Schaftstiefel. Die Hand schwingt den verhältnismäßig kurzstieligen Peitschenstock mit langem Schlag, dessen Ende eine Hanfschmitze bildet; einen Ranzen und ein Hirtenhorn hat er zur Seite. Früher trug der Hirt wohl lederne Kniehosen mit Leibgurt; Gamaschen bedeckten die starken, schweren Schuhe, und unter dem langen Tuchrock saß die lederne Weste mit Metallknöpfen. – Unter Peitschenknall, Hörnerschall und Glocken-ton zieht in langer Reihe das Vieh dem grasspendenden Walde zu. Die Tiere, ein kleiner Gebirgsschlag, sind schlank, zartknochig, etwas hager und meist braun oder fuchsig von Farbe. Den ganzen Tag grast das Vieh, von Waldbezirk zu Waldbezirk wandernd; nur mittags tritt eine mehrstündige Pause ein. In dem hohen Fichtenbestande, wohl aus 100 jährigen Bäumen bestehend, läßt sich die Herde nieder, ausruhend, wiederkäuend. Auch der Hirt wird jetzt mit Speise bedacht; eine Frau aus dem Walddorfe bringt ihm etliche Kartoffelklöße mit etwas Fleisch in Stockschwammbrühe oder statt deren Mohnreibe oder Milchtunke. Auch Karo wird nicht vergessen, hat er sich doch heute recht abhetzen und die Herde unzähligemal umkreisen müssen.


Der Ruhlaer Hirte


Wer das Essen an den Hirten liefert, darf den Mist am Ruhe-platze mit der auf dem Boden liegenden Nadelstreu zusammenscharren. Der Dünger wird auf einen Haufen gebaut, mit etlichen Reisern und Steinen belegt und im Herbst als wertvolles Düngemittel auf die Bergwiesen gefahren. Mit Nachtwerden zieht der Hirt heim; mit Gebrüll begrüßen die Rinder die bekannten Ställe. So treibt der Hirt bei günstiger Witterung Tag für Tag die Herde auf die Weide. Der Wald wird ihm zur Heimat, er versteht sein Flüstern, seine Sprache. Die Erhabenheit des Waldes zieht diesen Waldmenschen, dem eine gewisse Derbheit und Offenheit eigen ist, zu Höherem Empor. Die Stämme der hundertjährigen Riesen werden ihm zu Kirchensäulen, die sich kreuzenden und wölbenden Äste zu Spitzbogen, die Kronen zum Dache des Naturdomes, und das Geläut der Herde klingt bald brausend mächtig, bald lieblich zart wie Orgelton. Die Waldsänger: Meise, Fink, Rotkehlchen und Drossel sind die Musiker, deren Vielstimmiger Gesang ihn andächtig stimmt. Ihm ist so wohl, so feierlich; der liebe Gott geht durch den Wald. Seinen Gottesdienst feiert so der Hirt im Walde. Aber nicht immer geht sein Tagwerk friedvoll und glatt zu Ende; er hat gegen manche Übel und Anfechtungen zu kämpfen. In heißen Sommertagen peinigen die bösen Stechfliegen und die blutgierigen Bremsen die Herde, so daß das Vieh schnellfüßig das dichteste Buschwerk aufsucht, um die lästigen Feinde abzustreifen. Gewitter, die Hirt und Herde überraschen, schrecken das Vieh. Der Donner grollt, der Sturm schlägt die Wipfel der Bäume aneinander, daß Zweige und Äste fallen, und der grelle Blitz zerspaltet wohl einen Stamm, Rinden- und Holzstücke umherstreuend. Das Vieh nimmt mit ängstlichem Gebrüll Reißaus, so daß Hirt und Hund ihre Not haben, um die Flüchtigen einzuholen und zu stellen. Auch aus der Herde tritt dem Hirten manchmal ein Feind entgegen; es ist der Herdenstier, der oft voll Tücke ist. Wild rollt das Auge des aufgeregten Tieres, mit gesenktem Kopfe, furchterregendem Gebrüll, die drohenden Hörner zum tödlichen Stoße bereit, greift er seinen Pfleger an, und nur Karo, der flinke, kräftige, weiß mit scharfem Zahn den Brummer zu zähmen. Ist doch vor etlichen Jahren vorgekommen, daß ein Hirt des Walddorfes Lichtenhain vom Zuchtstier getötet worden ist. Als im Jahre 1873 der Waldort Cursdorf fast ganz abgebrannt war, mußte der Hirt das über zwei Schock zählende Weidevieh etliche Nächte und Tage im Walde zurückhalten. Nur mit Hilfe benachbarter Hirten und mehrerer Hunde wurde das Vieh von zerstörten Dorfe abgewehrt. Auch begegnet unserem Hutmann sonst manch Abenteuer im Walde. Nur eins davon! Die Jäger haben ein Treiben auf Rehe veranstaltet, und ein Rehbock ist vom todbringenden Schrotschuß getroffen worden. Das arme Tier springt in seiner Not in die Viehherde, um hier Schutz zu finden. Ha! denkt der Hirt, ein solcher Bissen ist nicht zu verachten, und gibt dem sterbenden Wild den Genickfang. Aber sofort ereilte ihn die Strafe. Waldmann, des Jägers polnischer Dachshund, hat eiligst die Fährte des todwunden Tieres verfolgt und findet die erhoffte Beute in unrechten Händen. Ein Biß, ein Schrei – und Märten hat kein verlangen mehr nach Wildbraten. – Ein Festtag für unsern biedern Hirten ist die Kirmse. In besserer Kleidung, wohl mit einem Strauß am Hute, zieht er heute die Dorfstraße hinab, schmetternd ertönt das Horn, hell klatscht die Peitsche. Heute wird er besonders geehrt: Jede der Wäldlerinnen, deren Rinder dem Hirten anvertraut sind, überreicht ihm beim Auslassen des Viehes eine oder mehrere Ecken Kirmeskuchen. Er nimmt die Gabe auf den linken Arm,nach und nach türmen sich die Kuchenstücke auf und müssen in einem Korbe, den der Hirtenbube trägt, untergebracht werden. - Für den Waldbewohner ist ein tüchtiger Hutmann überhaupt eine wichtige Person. Regelt er doch den An- und Verkauf von Nutz- und Zugvieh, und bei Viehkrankheiten ist er der, bei dem man Hilfe sucht. Ja, unser Hirt, sagt der Waldbauer, ist gescheiter als der studierte Viehdoktor in der Stadt. Und manchen Käse und manchen Biergroschen trägt er als Lohn für seine Mühewaltung heim. - Gegen den Spätherbst hin werden die Tage unfreundlicher, das Grummet ist von den Wiesen heimgebracht, der Hirt hütet um die Dörfer herum die Geräumde, die Talwiesen und Grasgärten ab – doch nicht lange mehr; der eisige Nord überzieht das Gras mit Reif, und da solches Futter dem Vieh schädlich ist, muß die Herde im Stall bleiben. Das Sommerleben des Hirten hat sein Ende erreicht. Er macht seinen Rundgang durchs Dorf, nimmt dem Vieh die Schellen ab, putzt sie und sieht nach, wo etwas auszubessern ist. Die Lederriemen der Glocken werden eingefettet, und die hölzernen Bügel an sicherem Orte verwahrt. Die Schellen sind des Hirten Eigentum, er hat sie von seinem Vater, der sein Vorgänger war, ererbt, der sie, zwei Schock zwei Mandel, seiner Zeit für 60 Taler aus Kleinschmalkalden bezogen hat. Hinsichtlich der Größe und des Tones sind die Herdenglocken verschieden. Die größten, so groß wie ein Litertopf, die Bässe und Ganzstumpfe, lassen beim Anschlagen die Grundtöne hören, die Mittel- und Halbstumpfe, die Mengel und Beischläge geben die Mitteltöne an, und die hohen und höchsten Töne werden von den Lamm-schellen, den Bellern und Gitzern erzeugt.


Fränkische Schellen und -bögen
wie sie in ähnlicher Bauweise
auch aus dem Thüringer Wald
überliefert sind

Das ganze Geläut gibt einen Akkord, einen Dreiklang an, dessen Töne sich durch mehrere Oktaven wiederholen. Je größer die schellentragende Herde ist und je reiner die Glocken gestimmt sind, desto prächtiger klingt das Geläut, und der Hirt ist nicht wenig stolz darauf. mancher Fremde, der den Thüringer Wald bereist, hat sich als Erinnerung an den Wald ein Glöcklein erstanden, das er bei sich trägt und daheim seinen auf den Reisebericht lauschenden Freunden zeigt. Ohne Geläut treibt der Hirte nie die Herde aus, der Glocken Klang hält das Vieh zusammen; er sagt ihm, wo die Herde weidet, nach welcher Richtung sie zieht, oder ob sich ein Stück verlaufen hat. Doch nicht alles Vieh eines Walddorfes weidet unter Aufsicht des Hirten. Manche der Waldbauern treiben Lohnfuhrwerk, und tagtäglich vom Frühjahr bis Herbst werden Ochsen und Kühe vor den Wagen oder vor das Ackergerät gespannt. Diese Zugtiere wurden früher, vor etwa dreißig Jahren noch, vom Sonnabend bis Montag früh gehütet und zwar in manchen Gemeinden in gewissen Herrschaftswäldern. So hatte Cursdorf das Recht, Zugtiere auf dem Lindigshorste, zwischen Hölle und Frauenbach gelegen, hüten zu dürfen. Mit Lebensmitteln auf ein paar Tage versehen, unter Jodeln und Singen zogen die Hütebuben, jeder zwei bis vier Zugtiere treibend, nach dem Wulst, dem Lindig zu. Wo der Graswuchs am üppigsten stand, trieb man sie hin. Während das Vieh weidete, schürten die Jungen Hirten ein Feuer auf sicherem Platze an und kochten das Mittagsbrot. Dann und wann jedoch mußte einer nach dem Vieh sehen, ob noch alle Tiere da seien. Da kam es vor, daß in den Kochtopf des Abwesenden ein Kuhpilz oder ein Stück Harz praktiziert wurde, und dem armen Jungen wurde der Genuß seiner Milchzempe verleidet. Und der Geschädigte? Er sah zu, daß er dem vermeintlichen Feinde einen anderen Schabernack zufügen konnte. Unter allerlei Allotria verging der Tag, und gegen Abend kam Mutter, Schwester oder Magd zur Wulstschneidemühle oder zum Lindigshause und melkte die Kühe und trug die Milch in Flaschen heim. Des Nachts blieben die Hütejungen in einer Forst- oder Köhlerhütte oder in einer Schneidemühle, und das Vieh wurde in der Nähe an Bäume gebunden. Ließen die jungen Hirten das Vieh außer acht, so wurden sie oder das Vieh häufig geschädigt. Es kam öfter vor, daß Tiere junge Anpflanzungen, die zu behüten verboten war, aufsuchten, und die Folge war Zahlung von Strafe. Bisweilen gerieten die Weidetiere auch auf sogenannte Holzrutschen, das sind Rinnen an Berghängen, mit glatten Stangen ausgelegt, in denen Scheithölzer, Walzen und Stämmen zu Tal gefördert werden. Das auf eine Rutsche tretende Tier gleitet aus und stürzt den Berg hinunter, wo es mit zerschmetterten Gliedern liegen bleibt. Im Jahre 1848 wurde sogar ein junges, feistes Rind angeblich von einem Wilddieb erschossen.
Nach und nach werden die Rinder- und Ziegenherden auf dem Thüringer Walde verschwinden; denn die Landwirtschaft verliert hier von Jahr zu Jahr an Bedeutung, und die verbesserte Forstkultur sowie der von Jahr zu Jahr steigende Holzpreis gebieten die sorgsamste Pflege und größte Schonung der Wälder. Viele Bergwiesen, sogenannte Geräumde, früher im Besitz von Privaten, sind von der Herrschaft angekauft und bepflanzt worden. Auf diese Weise wird der Weidebezirk fürs Vieh immer kleiner, und es lohnt sich nicht mehr, Rinder und Ziegen auf die Weide zu treiben.

R. Franke, Rudolstadt

Text aus:
Thüringen in Wort und Bild, Band 2, Verlag von Julius Klinckhardt in Leipzig, 1910

Bilder aus:
Stahl, Ernst: Folklore in Thüringen; 1, Bezirkskabinet für Kulturarbeit Erfurt Thüringer Folklorezentrum, 1979
Bund Naturschutz in Bayern OG Herbruck (Hrsg.), Hirten, Herden und Hutanger in der Hersbrucker Alb, Hersbruck 1989

Terminvorschau 2007

bis 04.03.
Museum in der Beschußanstalt – Sonderausstellung: „Der Korkenzieher – ein gewundenes Kapitel Zella-Mehliser Handwerks- und Industriegeschichte“

10. März
Jahreshauptversammlung des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis e.V.

31. März
Museum in der Beschußanstalt – Sonderausstellung: „Zella-Mehlis im Spiegel der Philatelie“ des Briefmarkensammlervereines Zella-Mehlis e.V.

30. April – 18:00 Uhr
Walpurgisnacht – Die Nacht der Hexen und Geister mit viel Musik und Überraschungen rund ums Bürgerhaus.

20. Mai
Museum in der Beschußanstalt und Gesenkschmiede Lubenbach
Internationaler Museumstag unter dem Motto:
„Museen und universelles Erbe“

7.–9.September
17. Stadtfest „Ruppertusmarkt“ in Zella-Mehlis
Pilzausstellung am Museum in der Beschußanstalt

9. September
Museum in der Beschußanstalt und Gesenkschmiede Lubenbach
Tag des offenen Denkmals

15. September
Busfahrt des Geschichts- und Museumsvereins Zella-Mehlis e.V.



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Der Museumskurier Heft14/Februar 2012

Titelbild

20 Jahre Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e.V.

Im Mai 2012 begeht unser „Geschichts- und Museumsverein Zella-Mehlis e.V." den 20. Jahrestag seiner Gründung. Die Wurzeln des Vereins reichen allerdings einige Jahrzehnte zurück. Seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bestand das Kollektiv des Heimatmuseums innerhalb des Kulturbundes der DDR, in den siebziger Jahren entstand die AG Heimatgeschichte und der Arbeitskreis Denkmalpflege. Diese Interessenvereinigungen waren die Vorläufer unseres Geschichts- und Museumsvereins. Nach der politischen Wende 1989/90 und dem Anschluss der DDR an die BRD gemäß dem Artikel 23 des Grundgesetzes am 3. Oktober 1990 entstanden neue Rechts- und Gesellschaftsverhältnisse. Die zu DDR-Zeiten abgeschaffte Rechtsform des Vereins gab es wieder, während die bisherigen Interessenvereinigungen zerfielen bzw. keinen eigenen Rechtscharakter mehr besaßen. So war es notwendig und sinnvoll, dass 24 engagierte Heimatfreunde aus den erwähnten Vereinigungen am 25. Mai 1992 zusammenkamen und den Verein gründeten. Natürlich gingen dem Wochen der intensiven Vorbereitung voraus und auch nach dem Gründungstag war noch so manche Hürde bis zur Eintragung als „Geschichts- und Museumsverein e.V." zu bewältigen. Besonders engagiert waren dabei unsere Vereinsfreunde Werner Ansorg, Ludwig Stier, Lothar Schreier, Hans-Wolf Geißler und Ulrich Brunzel.
Ziele und Zweck des neuen Vereins ergaben sich aus der bereits vorhandenen Interessenlage der Gründer, nämlich dem Erforschen und Publizieren der Heimatgeschichte, dem Sammeln und Bewahren von historischen Sachzeugnissen und der Unterstützung denkmalpflegerischer Belange. Dies wurde so in die Satzung aufgenommen. Mit der Gründung des Vereins wurde der notwendige Rahmen für alle Aktivitäten auf diesem Gebiet geschaffen. Der Mittel- und Anlaufpunkt des Vereins war - wie bereits bei den erwähnten Vorgängern - natürlich das Heimatmuseum Zella-Mehlis. Der Erhalt des Museums, dessen Betreuung, Gestaltung, Erweiterung und Entwicklung, waren ein Grund für die Vereinsgründung. In dieser Zeit gab es nämlich administrative Bestrebungen, die sich für eine Schließung des Museums aussprachen. Somit wurde der Verein ein wichtiger Streiter für den Erhalt des Museums an einem neuen Standort. Von Beginn an war es weiterhin das Ziel, die historische Gesenkschmiede im Lubenbachtal und den Förderverein für das technische Museum Gesenkschmiede, der inzwischen Mitglied des GuMV e.V. ist, zu unterstützen.
Durch das Engagement der Vereinsmitglieder wurde der Geschichts- und Museumsverein sehr schnell zu einem geachteten und anerkannten Partner im musealen und kulturellen Leben der Stadt. Unsere Aktivitäten halfen nicht nur den Bestand des Museums zu sichern, sondern auch die Bedeutung des Museums und der Gesenkschmiede für unsere Stadt bewusst zu machen. Dabei waren es immer das eigene Handeln und die eigene Arbeit, welche dem Verein Gewicht verliehen. Dazu gehörten die Arbeit an der musealen Ausstellung, die Erweiterung des Sammlungsbestandes ebenso wie das Publizieren historischer Beiträge. In Zusammenarbeit mit dem Heinrich-Jung-Verlag gab der Verein eine Vielzahl von Publikationen heraus, angefangen bei „100 Jahre Beschußanstalt Zella-Mehlis" über „Hammerschläge"(Ehrhardt-Biografie) bis hin zu „Von Mercedes zu Robotron". Auch die Beteiligung und Mitgestaltung von kulturellen Veranstaltungen unter dem Gesichtspunkt der Traditionspflege und Vermittlung alten Brauchtums in der Stadt Zella-Mehlis fanden und finden allgemeine Anerkennung. Besonders hervorzuheben an dieser Stelle ist das Wirken der Hirtenbläser des Heimatmuseums in den Jahren 1973 bis 2007. Höhepunkte ihres Wirkens waren Auftritte bei diversen Fernsehsendungen (u.a. Oberhofer Bauernmarkt, MDR-Rucksack, Wernesgrüner Musikantenschänke), bei vielen Berg- und Hüttenfesten (u.a. Adlersberg, Rennsteiggarten) und natürlich beim Hirtentag im Deutschen Hirtenmuseum in Hersbruck.
Über den GuMV e.V. konnten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) in der Gesenkschmiede und dem Museum realisiert werden, da der Verein ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolgt. Der Verein wurde Ansprechpartner für historisch und museal an Zella-Mehlis interessierte Menschen in unserer Stadt und in der Republik. Die Zahl der Vereinsmitglieder wuchs in dieser Zeit beachtlich.
Entsprechend der Größe und Bedeutung des Vereins wuchsen die Ansprüche und Ziele. Es waren Vereinsmitglieder, welche bereits 1992 die ersten Konzeptionen für eine museale Neuorientierung in der Stadt entwickelten und dabei das herausragende Baudenkmal „Beschußanstalt" einbezogen. Aus diesen ersten Ansätzen wuchs ein Museumskonzept mit nationalem Anspruch. Die Entscheidung der Stadt Zella-Mehlis, ein neues Stadtmuseum in der Beschußanstalt aufzubauen und die erfolgte Sanierung des Gebäudes „Beschußanstalt", bedeuteten damals einen qualitativen Sprung im städtischen Museumswesen. An diesem hatte der Geschichts- und Museumsverein einen entscheidenden Anteil. Beim Aufbau und der Gestaltung dieses neuen Museums waren viele Vereinsmitglieder engagiert, sowohl bei der inhaltlichen Bearbeitung einzelner Themenbereiche als auch beim eigentlichen Aufbauen, Umräumen und Einräumen. Der Geschichts- und Museumsverein konnte manches museale Kleinod erwerben, das sich heute in der Ausstellung des Stadtmuseums befindet. Unbestrittener Höhepunkt und bisher größte Herausforderung für den Verein war auf jeden Fall der Erwerb und die Sanierung des Chassis eines Ehrhardt-Autos, welches im Museum ein Sachzeugnis der Zella-Mehliser Automobilgeschichte verkörpert. Eine Reihe von Ausstellungsstücken stammt von Sponsoren aus nah und fern. Hierbei ist besonders Heinrich Erhard Babo hervorzuheben, der zwei Exponate von regionaler und zugleich nationaler Bedeutung sponserte, nämlich zwei „Schwarze Einser" (erste deutsche Briefmarke und zugleich des Königreichs Bayern, entworfen von Johann Peter Haseney aus Mehlis, einem Ortsteil des heutigen Zella-Mehlis).
Bezeichnend für die enge Bindung der Vereinsmitglieder zum Museum ist die Tatsache, dass sich der Sitz des Vereins in der Beschußanstalt befindet. Neben all diesen Aktivitäten prägen unseren Verein aber auch die Gemeinschaft, der Zusammenhalt und die Geselligkeit. Bei den wöchentlichen Zusammenkünften in der Beschußanstalt werden nicht nur Vereinsarbeit und Aktivitäten besprochen oder ausgeführt. Auch über Tages- und kommunalpolitische Fragen und Probleme wird sich unterhalten. Die Neuigkeiten aus der Stadt erfährt man und wenn die „Alten" von früher erzählen, dann ist der Unterhaltungswert mindestens genauso hoch wie der Informationsgehalt. Jährlich findet ein Vereinsfest im März statt, im September eine Vereinsfahrt, so zum Beispiel nach der Wartburg (Eisenach), der Heidecksburg (Rudolstadt) und der Festung Rosenberg (Kronach) sowie „Tage der offenen Tür" anlässlich des „Internationalen Museumstages" im Mai und des „Tages des offenen Denkmals" im September (in Verbindung mit dem Stadtfest).
In den 20 Jahren des Bestehens ist unser Geschichts- und Museumsverein für viele Mitglieder zu einem wichtigen Bestandteil bei der Freizeitgestaltung geworden. Durch die Arbeit seiner Mitglieder ist der Verein zu einem nicht mehr wegzudenkenden Teil des städtischen Kulturlebens und zu einer Stütze im städtischen Museumswesen geworden. Die Ausstrahlungskraft des Museums und des Vereins reicht weit über die Grenzen Thüringens hinaus. Darauf können und sind die Vereinsmitglieder zu recht stolz.


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Bilder aus dem Thüringer Wald

2. Der Holzhauer.

Wenn der Spätherbst den Hirten ins Haus treibt, so lockt er einen anderen Wäldler in den Forst: es ist der Holzmacher. Sehr früh am Morgen bricht er auf. Seine Kleidung ist wohl noch von selbstgesponnenem Garn hergestellt. An den Füßen trägt er derbe Stiefel; Strümpfe kennt mancher nicht. Auf dem Rücken hat er sein Reff, ein Traggerät, wie es die Ziegelträger bei einem Bau benutzen. Auf dem Reff trägt er mehrere Äxte, eine Stockhacke und ein Säckchen, das etliche Kartoffeln, etwas Schmalz und Salz, ein Stück Brot, ein Fläschchen Schnaps, eine Feile und mehrere Wetzsteine und Keile birgt. Auf der Schulter hängt die scharfe Säge in der Scheide.
Zu Zweien schreiten die Holzmacher dem Walde zu. Nebel liegt auf der Flur, frisch weht die Herbstluft. Zzp, zzp! Drosseln ziehen. Kein Vogelgesang schallt aus dem Walde. Der Wald rauscht: er singt der zur Rüste gehenden Natur das Grablied. Die Bäume schwanken im Winde und schütteln wie unwillig die Wipfel, als wollten sie die Feinde abwehren, die mit Säge und Axt ihnen den Tod bringen. Bald ist die Arbeitsstätte erreicht, auf windfreier Stelle ist die einfache Rindenhütte gelegen. Das Reff wird abgelegt, abgepackt, und nun geht es an die Arbeit.
Die Säge, von zwei Mann gezogen, dringt mit scharfem Zahn in den Baumstamm; hat sie sich drei bis vier cm über Sägenbreite ins Holz gefressen, so wird in den Schnitt ein Keil eingesetzt und angeschlagen, später noch mehrere; auf die entgegengesetzte Seite des Stammes fallen etliche Axthiebe, damit eine Kerbe entsteht: und der hundertjährige Waldriese stürzt krachend zu Boden. Ein Baum nach dem andern wird gefällt. Da liegen sie dutzendweise, oft in Reih und Glied, oft über- und durcheinander wie die gefallenen Helden auf dem Schlachtfelde. Stunden hat die harte Arbeit gedauert, und Hunger hat sie erzeugt. Ein Stück Schwarzbrot, ein Stück Käse, ein Schluck Branntwein bilden das magere Frühstück. Gleichzeitig wird das Mittagessen vorbereitet; an der nahen Bergquelle gibt's kristallhelles Wasser, die paar Kartoffeln werden geschält und in den Kochtopf mit Wasser geworfen und etwas Salz dazugetan. Ein Feuerchen ist bald angeschürt, mit Steinen wird es umlegt, und der Topf mit den Kartoffeln wird darangestelt. Während die Speise langsam kocht, arbeiten die Männer rüstig weiter. Sie gehen vorsichtig bei der Arbeit zu Werke. Der Boden des Bergabhanges ist glatt, auch der Wind weht ihnen heute entgegen. Wie leicht kann ein Mann ausgleiten, wie schnell kann der Wind nach falscher Seite hin den fast durchgesägten Baumstamm werfen, und ein Unglück ist leicht geschehen. Ist doch mancher Holzfäller vom stürzenden Baum erschlagen worden. Es ist 1 Uhr, die Holzmacher sehen nach ihren Kochtöpfen, die Kartoffeln sind gar. Das Reff wird umgestürzt: es bildet einen länglichen Tisch. Der Mann nimmt sein Messer, holt aus dem Geschirr die Kartoffeln und legt sie aufs Reff, daß sie kalt werden. In das Kartoffelwasser tut er etwas Pfeffer, etwas Schmalz und etliche Brotschnittchen. Die Wassersuppe ist fertig, und dazu werden die Kartoffeln gegessen. Ei, wie das schmeckt im Wald, wenn man Hunger hat! Ja, ja, der Mann im Leinwandkittel, mit schwieligen Händen muß genügsam sein, denn sein Tagelohn beträgt 2 -2,50 Mk.
Nach dem Mittagessen wird das Arbeitszeug auf seine Brauchbarkeit untersucht. Die stumpfen Äxte werden geschliffen. Auf einem Baumstumpf, der in der Mitte muldenförmig ausgehöhlt ist, ruht auf senkrechten Ständern ein kleiner Schleifstein;er wird jetzt in Dienst gestellt, das übrige tut der Wetzstein. Die Säge wird mit der Feile geschärft, knirschend bearbeitet sie Zahn um Zahn; zuletzt nimmt der Holzfäller einen eigenartig geformten Schlüssel und bringt die verbogenen Zähne in die richtige Lage. Nun werden die gefällten Stämme ausgeputzt, d. h. die Äste werden mit scharfem Hieb abgeschlagen. Die Streu wird zusammengetragen und auf Meterhaufen geworfen, das Kieferreisig mit Wieden (Weiden) auf Wellen gebunden und zu Hunderthaufen zusammengelegt. Manche Stämme, wohl die meisten, bleiben ganz, nur die Spitze wird abgehauen; diese Stämme sind zu Bauholz bestimmt. Die hierzu untauglichen werden in meterlange Walzen zerschnitten und ein oder zweimal gespalten. Die Holzscheite werden auf Haufen geworfen und später zu Meterstößen aufgelegt.
Über der Arbeit vergeht die Zeit, die Nacht bricht herein, der Feierabend ist da. Das Handwerkszeug wird zusammengesucht und aufs Reff geschnürt, dazu legt der Holzmacher etwas gutes, trockenes Holz. Das ist sein recht; auf diese Weise trägt er sich sein Winterholz heim. Mit Unterbrechung - manchmal wochenlanger - arbeitet der Holzhauer den Winter durch im Forst; im Winter ist das Holz Saftlos und zu Werk- und Bauholz vorzüglich geeignet. Hat der Winter Schnee gebracht, und ist die Schlittenbahn gut, so fahren etliche Holzmacher an die entlegenen Stellen der Holzschlages und rücken das Holz, d. h. sie schaffen es an die Abfuhrwege, wo es später bequem mit dem Wagen geholt werden kann. Im Frühjahr, ja bis zum Juni werden noch Bäume, sogenannte Schälfichten, gefällt. Da der Saft in die Bäume getreten ist, werden die Stämme entrindet. Mit scharfer Hippe werden längs und Querlinien bis aufs Holz gezogen, und mit einem meißelförmig zugespitzten Aste läßt sich die Rinde leicht abschälen. Diese wird zusammengerollt, dachförmig aufgestellt und an der Sonne getrocknet. Als Lohe ist sie vom Gerber gesucht. Wenn der Holzschlag aufgearbeitet ist, d. h. wenn Reisig, Nutz- und Brennholz verkauft und weggeschafft worden sind, beginnt der Holzmacher mit dem Stockmachen.

Hölzfällerwerkzeuge

Verschiedene Waldwerkzeuge
Die Bäume werden mit der Axt und der Schrotsäge bzw. Hebelzahnsäge gefällt. Mit Hammer und Keil oder mit Schlegel und Schindeleisen werden sie gespalten. Sapine und Zugmesser benötigt man zum Zurechtschneiden.

Die im Winter beim Abschneiden der Bäume stehen gebliebenen Baumstümpfe werden mit der Stockhacke umgraben, daß die Wurzeln frei werden. Diese werden mit scharfer Axt abgehauen und aus dem Boden gehoben. Der Stock selbst wird mit Axt und Keil gespalten; in den Spalt steckt der Holzmacher einen Reitel und dreht, ihn als einarmigen Hebel benutzend, die Stockhälften von der Herzwurzel ab. Das ist eine mühsame Arbeit, die manchen Schweißtropfen kostet.
Im Sommer wird der Stockgräber nebenbei Vogelsteller. Unter dem Vögeln findet sich als der Forstkultur schädlich der Kreuzschnabel, insofern er den Samen der Fichte, Tanne und Kiefer frißt. Er ist deshalb von der Obrigkeit freigegeben, und die Holzarbeiter können ihn fangen. Sie stellen auf einer Blöße etliche Kletten auf, das sind Stängelchen mit Holzbügeln. Sie gleichen großen dreizinkigen Gabeln. Darauf werden wage- und senkrecht Leimruten gesteckt. Oft bestellt der Kreinzsteller auch einen stubenhohen Busch mit kleinen Sprenkeln, und daneben hängt er an schräg in die Erde gesteckten Stängelchen etliche Lockvögel auf. Sobald die Lockenden freifliegende Vögel ihresgleichen hören, so rufen sie sie herbei, und beim Niedersitzen werden die dummen Vögel gefangen.
Auf Geheiß des Forstpersonals verrichtet der Holzfäller noch mancherlei andere Arbeiten. Er legt Samenbeete an, worin junge Nadel- und Laubbäumchen gezogen werden, und bepflanzt die Holzschläge. nach der Schnur werden die Pflanzen 1 m voneinander in Löcher gesetzt. Tausende und Abertausende stehen da in Reih und Glied wie die Schüler auf dem Turnplan. Der Holzmacher muß Wege bauen helfen, oft Forstschädlinge, wie Borkenkäfer, fangen oder Leimringe an Bäume anlegen.
Früher war der Arbeitskreis des Holzfällers noch größer als heute. Im Winter bei guter Schneebahn wurden Hunderte von Holzklaftern an die Bergrutschen gefahren, mit Donnergepolter schossen die Hölzer den Abhang hinunter ins gefrorene Bachbett. Im Frühjahr wurden z. B. im Gebiet der Katze, einem Zufluß der Schwarza, die großen Teiche: der Schälerts-, Wulst-,Apelsbachs-, Jungfrau-, Altfrau-, Reichenbachsteich u. a. gezogen. Die gewaltige Wassermasse hob die Hölzer auf ihren Rücken und führte sie in reißender Flut dahin. Das war eine lustige Fahrt. Wie sprangen die Scheite in Bogen da und dort anstoßend! Damit keine Stauung eintrat und kein Holzstück liegen blieb, begleitete der Holzhauer als Flößer das Holz flußabwärts bis unterhalb des Schweizerhauses oder gar bis Rudolstadt, wo die Scheite gelandet wurden.

R. Franke, Rudolstadt

Tex: Thüringen in Wort und Bild, Band 2, Leipzig, 1910
Bilder: J. Seymour, Das große Buch vom Leben auf dem Lande, Berlin 2002

Terminvorschau 2012

Samstag, 10. März 10, 15.00 Uhr Ausstellungseröffnung
Technisches Museum Gesenkschmiede: Fotoausstellung: „Fahrzeugtechnik"

Montag, 30. April 30, 18.00 Uhr
Hof Bürgerhaus / Kaisergarten: 21. Walpurgisnacht - höllisches Spektakel mit Folkmusik, Mittelalterrock, Walpurgisfeuer, Wahrsagerin u.v.m.

Sonntag 13. Mai, 9.30 Uhr
Kirche Zella St. Blasii: Festgottesdienst 900 Jahre Zella St. Blasii, anschließende Beteiligung Geschichts- und Museumsverein

Sonntag, 20. Mai 20, 10.00 Uhr
Internationaler Museumstag „Welt im Wandel - Museen im Wandel"
Museum in der Beschußanstalt / Technisches Museum Gesenkschmiede:

Montag, 21 Mai bis Freitag, 25. Mai, 9.00 Uhr
Technisches Museum Gesenkschmiede: Werkstattwoche „Metallgestaltung"

Samstag, 9. Juni, 15.00 Uhr Ausstellungseröffnung
Technisches Museum Gesenkschmiede: Fotoausstellung: „Jahreszeiten"

Freitag, 29. Juni, 18.00 Uhr bis 1. Juli
Hof Bürgerhaus / Kaisergarten: 2. St. Blasii-Magdalena-Markt, Mittelalterspektakel

Samstag, 18. August, 13.00 Uhr
Technisches Museum Gesenkschmiede: 18. Schmiedefest

Freitag, 7. September bis Sonntag 9. September
23. Stadtfest "Ruppertusmarkt"

Samstag, 8. September, 15.00 Uhr, Ausstellungseröffnung
Technisches Museum Gesenkschmiede:Ausstellung: Malerei "Lebenswelten" von Fam. Neumann, Zella-Mehlis

Sonntag, 9. September
Museum in der Beschußanstalt und Technisches Museum Gesenkschmiede:
Tag des offenen Denkmals

Samstag, 15. September (vorgemerkt)
Traditionelle Exkursionsfahrt des Vereins. Näheres zum Termin und Fahrziel erfahren Sie rechtzeitig in der Einladung.

Sonntag, 23. September, 10.00 Uhr
12. Weideabtriebsfest im Ruppertstal

Samstag, 10. November 16.00 Uhr
Technisches Museum Gesenkschmiede:
Glühwein am Schmiedefeuer - das Technische Museum im Lichterglanz

Samstag, 1. Dezember, 19.30 Uhr
"Scheune" am Bürgerhaus: vorweihnachtliche Spinnstube mit der "Läppleszunft"

Freitag, 7. Dezember bis 8. Dezember
Markt Zella: Nikolausmarkt

Samstag, 8. Dezember, 14.00 Uhr
Technisches Museum Gesenkschmiede: Der Nikolaus ist in der Schmiede ... mit Überraschungen für Kind...

Download als PDF-Datei:
Kurier14.pdf (838 KB)

100 Jahre Zella-Mehlis
 

Aktuell

Osterbasteln

Heimatmuseum Benshausen offen

Ausstellungen

Sonderausstellung

Plakat

Sonderausstellung Industriegeschichte

Imagefilm Zella-Mehlis

Unsere Besucher sind jedes Mal aufs Neue erstaunt, was man in unserem Städtchen alles erleben kann: spannende Entdeckungen im Technikmuseum Gesenkschmiede und im Stadtmuseum in der „Beschußanstalt“, beeindruckende Kunstwerke im Bürgerhaus, exotische Begegnungen im Meeresaquarium, naturwissenschaftliche Phänomene in der Explorata‐Mitmachwelt, Badespaß in den Erlebnisfreibädern und vieles mehr! Ganz gleich, ob Sie an Technik interessiert sind, Kunst und Kultur bevorzugen, oder sich als Familie mit ihren Kindern wohlfühlen möchten – Zella‐Mehlis hat für viele Geschmäcker das passende Angebot!

 

Öffnungszeiten

Stadtmuseum in der Beschußanstalt und
Technikmuseum Gesenkschmiede

Montag: 10.00 Uhr – 17.00 Uhr
Dienstag: 10.00 Uhr – 17.00 Uhr
Mittwoch: geschlossen
Donnerstag: 10.00 Uhr – 17.00 Uhr
Freitag: 10.00 Uhr – 17.00 Uhr
Samstag: 10.00 Uhr – 16.00 Uhr
Sonntag: 10.00 Uhr – 16.00 Uhr
Feiertags: 10.00 Uhr – 16.00 Uhr

An vier Tagen bleiben die Museen geschlossen:
Neujahr, Christi Himmelfahrt, Heiligabend und Silvester.

Heimatmuseum Benshausen

Das Heimatmuseum Benshausen hat 2024 voraussichtlich an folgenden Tagen von 14.00 – 17.00 Uhr geöffnet (Änderungen vorbehalten!):

14. Januar, 18. Februar, 10. März, 14. April, 19. Mai, 9. Juni, 14. Juli, 11. August, 8. September, 13. Oktober, 10. November, 8. Dezember

Besuche zu anderen Zeiten nur nach vorheriger Vereinbarung.
Eberhard und Erika Mann / Telefon: (03 68 43) 6 07 62

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Zella-Mehlis –
Historisch gewachsene Wirtschaftskraft

Zella-Mehlis kann auf eine bewegte und erfolgreiche Wirtschaftsgeschichte zurückblicken. Hier wurde der Lauf von internationalen Automarken beeinflusst, Weltkonzerne gegründet und dafür gesorgt, dass James Bond die Welt retten kann. Und auch heute finden sich hier Wirtschaftszweige, die man auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Die Langversion dieses Filmes, welcher in Zusammenarbeit mit mamoni media » entstanden ist, können Sie im Technischen Museum Gesenkschmiede » sehen.

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